Suchtprävention:OECD fordert höhere Steuern auf Alkohol

Lesezeit: 2 min

  • OECD will weltweit den Alkoholkonsum senken. So könnten alleine in Deutschland jährlich 150 000 Unfälle verhindert werden.
  • Dazu sollen Steuern auf Bier und Schnaps erhöht werden.
  • Außerdem fordert die OECD harte Strafen für betrunkene Autofahrer.

Von Felix Hütten

Steuern rauf - Sucht runter. Auf diese einfache Gleichung setzt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) beim Thema Alkoholsucht. Am Dienstag hat Generalsekretär Ángel Gurría den aktuellen OECD-Bericht im Kampf gegen weltweiten Alkoholmissbrauch vorgestellt.

"Komasaufen hat zerstörerische soziale und persönliche Konsequenzen", sagt Gurría. Wer zu früh, zu viel und schnell trinke, zerstöre seine eigene Gesundheit und bringe andere Menschen in Gefahr. Die OECD-Staaten, so der dringende Appell, müssten mehr tun im Kampf gegen Alkoholmissbrauch.

Dabei ist der Alkoholkonsum in den Industrieländen in den vergangen Jahren sogar leicht zurück gegangen. Die aktuellen Zahlen geben dennoch keinen Grund zur Entwarnung. Denn besonders Kinder und Jugendliche trinken häufiger und mehr. In den OECD-Ländern haben 40 Prozent aller Jugendlichen im Alter von 15 Jahren schon einmal Alkohol probiert. Zudem trinken immer mehr junge Frauen bis zur Besinnungslosigkeit - Komasaufen ist längst kein Männerproblem mehr.

Alkohol-Selbsttest
:Trinken Sie zuviel?

Werden es am Wochenende auch mal mehr als ein bis zwei Drinks? Haben Sie am Morgen nach einer Party öfter Gewissensbisse? Testen Sie hier, ob Ihr Alkoholkonsum bedenklich ist.

Harte Strafen für betrunkene Autofahrer

Was also tun? Der OECD-Generalsekretär Gurría betont in seiner Ansprache am Dienstag in Paris, dass nur ein Programm mit vielen einzelnen Maßnahmen zum Erfolg führen könne. Zehn Prozent weniger Alkoholkonsum in den OECD-Ländern, sagt Gurría, seien möglich.

Um diese zu erreichen, fordert die OECD Steuererhöhungen und Mindestpreise auf Bier und Schnaps. Dazu: harte Strafen für betrunkene Autofahrer und Schulungen für Hausärzte, um alkoholsüchtige Patienten besser erkennen und behandeln zu können.

Staatliche Eingriffe, von denen auch Menschen betroffen sein werden, die verantwortungsbewusst mit Alkohol umgehen. "Das ist für die Regierungen ein Dilemma", gibt Gurría zu. Jedes Land müsse hier die richtige Balance finden. Balance zwischen Freiheit und Regulierung, Balance zwischen Schutz und Bevormundung.

Alkohol - die unterschätzte Volksdroge

Wie hoch genau die Steuererhöhungen ausfallen sollen, ließ Gurría in seiner Rede deshalb offen. Diskutiert werden in Fachkreisen etwa fünf bis zehn Prozent des Verkaufspreises auf Bier, Wein und andere Spirituosen.

"Alkohol ist eine weit unterschätzte Volksdroge", sagt Tarik Karakaya, Oberarzt der Suchtstation an der Uniklinik Frankfurt. Anders als bei illegalen Drogen oder bei Nikotin werde dem Thema Alkoholsucht zu wenig Beachtung geschenkt, so der Mediziner. Die Pläne der OECD, den Kosum von Bier und Wein zu verteuern, würden eine höhere Schwelle beim Kauf im Laden bedeuten - und seien sinnvoll.

Gelingt das Vorhaben der OECD, könnten alleine in Deutschland 150 000 Unfälle verhindert werden. 110 000 Menschen weniger, so die Berechnung der OECD, würden jährlich an psychischen Krankheiten und Suchtsymptomen leiden.

© SZ.de/fehu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: