Gesundheit:Ständige Impfkommission wird neu besetzt

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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach möchte die Amtszeit der Stiko-Mitglieder künftig auf neun Jahre begrenzen. (Foto: Ann-Marie Utz/dpa)

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach stellt die Ständige Impfkommission neu auf. Demnach scheiden zwölf der 17 bisherigen Mitglieder aus, darunter auch der Vorsitzende Thomas Mertens. Mit Kritik an der Arbeit der Stiko habe das aber nichts zu tun.

Von Christina Berndt

Die Ständige Impfkommission (Stiko) ist zum Großteil neu besetzt worden. Das Gremium, das für die Impf-Empfehlungen für die deutsche Bevölkerung zuständig ist, erhalte zahlreiche neue Mitglieder, teilte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Montag mit. In der Pandemie habe die Stiko "große Leistungen" erbracht, "jetzt wird sie mit vielen neuen Mitgliedern aus sehr unterschiedlichen Fachbereichen jünger und noch interdisziplinärer besetzt". So seien neben den bereits vertretenen Fachrichtungen wie Virologie, Immunologie und Pädiatrie zusätzliche Spezialisten aus den Bereichen Kommunikation und Modellierung vertreten.

Von den bisherigen 17 Mitgliedern der Stiko sind nach den Plänen des Gesundheitsministers nur fünf weiter in dem ehrenamtlich arbeitenden Gremium vertreten, 14 Mitglieder werden neu berufen. Unter den scheidenden Mitgliedern ist auch der bisherige Vorsitzende, der Virologe Thomas Mertens aus Ulm. Der 73-Jährige hatte allerdings bereits im September 2022 angekündigt, nicht mehr für eine weitere Amtszeit zur Verfügung zu stehen.

Die Umbau-Pläne waren schon im vergangenen November bekannt geworden, die SZ berichtete damals. Das Ministerium betonte, es handele sich um eine turnusmäßige Neuberufung. Der Umbau habe nichts damit zu tun, dass es in der Pandemie auch Kritik an der Arbeit der Stiko gegeben habe. Gesundheitsminister Lauterbach hatte zum Teil eine zu zögerliche Haltung der Kommission bei manchen Impf-Empfehlungen beklagt. Wer der oder die neue Vorsitzende wird, ist noch unklar. Diese Entscheidung wird das Gremium in seiner konstituierenden Sitzung selbst fällen, die am 12. und 13. März stattfinden wird.

Über die Personalien hinaus soll es nach dem Wunsch des Ministers noch eine weitere wesentliche Änderung geben: Künftig soll die Berufungszeit auf maximal drei Perioden à drei Jahre begrenzt sein. Dadurch solle unter anderem die Unabhängigkeit der Stiko gewährleistet werden, teilte das Ministerium mit. Diese Änderung hatte auch dazu geführt, dass zwölf der bisher 17 Mitglieder gar nicht neu berufen werden konnten.

Zu den neuen Mitgliedern zählen unter anderem der Kinderarzt Reinhard Berner vom Universitätsklinikum Dresden, der Impfepidemiologe Stefan Flasche von der London School of Hygiene & Tropical Medicine, die Alternsmedizinerin Anja Kwetkat vom Klinikum Osnabrück und die Epidemiologin Berit Lange vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig sowie Constanze Rossmann vom Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität München.

Der scheidende Vorsitzende Thomas Mertens hatte im Gespräch mit der SZ im November gesagt, er halte die Beschränkung der Amtszeit auf maximal neun Jahre für grundsätzlich richtig: "Das machen viele internationale Impfkommissionen so, ich finde das okay." Andere bisherige Stiko-Mitglieder äußerten sich hingegen kritisch zu den Plänen des Ministeriums. So sagte der Berliner Kinderarzt Martin Terhardt, der nun nicht mehr Teil des Gremiums sein wird, die bisherige Stabilität in der Besetzung habe dazu beigetragen, dass die Stiko in der Pandemie so gut funktioniert und zusammengearbeitet habe. Das Ausscheiden so viele Mitglieder bedeute einen erheblichen Erfahrungsverlust.

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