Parasiten:Einmaleins des Ungeziefers

Wenn Reisende oder Ausflügler ankommen, sind sie oft schon da: Kriebelmücken, Bettwanzen oder "kissing bugs". Wie gefährlich das Getier ist und wie Sie sich schützen.

Von Berit Uhlmann

Kakerlaken

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(Foto: dpa/dpaweb)

Nachts kommt es besonders häufig zu den gespenstischen Begegnungen. Schaltet der schlaftrunkene Mensch das Licht in der Küche an, flitzen die Insekten wie an Schnüren gezogen aus Obstkörben, Schüsseln oder Mülltüten in ihre Verstecke. Kakerlaken können mehrere Zentimeter groß werden und sind für viele Menschen der Inbegriff des Ekels. Das ist nicht ganz unbegründet, denn die Insekten neigen zum Auftritt in großen Schaaren, sondern ein stinkendes Sekret ab und fressen ungefähr alles: vom Schokoriegel über Exkremente bis zu toten Artgenossen. Vorkommen: Am häufigsten begegnet man den Insekten in den Tropen und Subtropen. Doch sie kommen nahezu überall auf der Welt vor. Eine der am weitesten verbreiteten Arten trägt übrigens den Namen Blattella germanica, das heißt: Deutsche Schabe. Gefahr: Die Tiere können Krankheitserreger - vor allem Durchfallkeime - auf Lebensmittel übertragen. Allergische Reaktionen sind möglich. Doch verglichen mit vielen anderen Parasiten ist das Gesundheitsrisiko eher klein. Abwehr: Kakerlaken sind schnell, zäh und können sich mit ihrem platten Körper auch in schmalsten Ritzen verstecken. Wer eine nennenswerte Anzahl von Schaben in seiner Wohnung findet, sollte lieber gleich den Fachmann rufen. Als Erste-Hilfe-Maßnahme ist wichtig, Lebensmittel in fest verschlossenen Behältern aufzubewahren. Wer im Urlaub auf die bräunlichen Tiere trifft, tut gut daran vor der Rückreise zu kontrollieren, dass sich keine Schabe in seinem Gepäck eingenistet hat.

Bettwanzen

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(Foto: dpa)

Seit einigen Jahren häufen sich diese Reiseberichte aus Nordamerika: Touristen werden übel von Bettwanzen zerstochen - und das selbst in Fünf-Sterne-Hotels. Vorkommen: Die Bettwanzen sind weltweit verbreitet. Man bekommt sie jedoch nicht häufig zu Gesicht, denn die bis zu einem halben Zentimeter großen Tiere leben im Verborgenen - besonders gerne in Betten oder deren Nähe. In Deutschland holt man sich die Parasiten am ehesten durch den Kauf alter Möbel ins Haus, heißt es in einer vom Berufsverband der Berliner Hygieneinspektoren herausgegebenen Broschüre. Die Tiere verbergen sich in den Ritzen der Antiquitäten. "Wenn man in diese bläst, nimmt man den widerlichen, süßlichen Geruch der Wanzen wahr", so der Verband. Gefahr: Die Insekten saugen das Blut von Schlafenden; häufig geschieht das unbemerkt. Oft erst einige Tage später erscheinen rote Flecken auf der Haut, die ähnlich wie Mückenstiche unangenehm jucken können. Allergische Reaktionen sind ebenfalls dokumentiert. Es gibt jedoch keine Hinweise, dass die Wanzen Krankheiten übertragen. Abwehr: Man kann versuchen, Möbel auseinanderzunehmen und die Teile gründlich auszuklopfen oder abzubürsten. Heftiger Befall ist jedoch eine Aufgabe für den Kammerjäger.

Kissing bugs

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(Foto: James Gathany/CDC)

Ebenfalls auf dem amerikanischen Kontinent verbreitet sind Insekten mit dem hübschen Namen "kissing bug". Was nach turtelnden Maikäfern oder vor Liebe leuchtenden Glühwürmchen klingt, sind tatsächlich zum Kannibalismus neigende Raubwanzen. Ihr Name spielt deshalb auf Küsse an, weil sie schlafende Menschen besonders häufig in die Haut rund um den Mund stechen. Dabei defäkieren sie gerne, sie scheiden also Kot aus. Kratzt sich der Mensch, kann er sich die Hinterlassenschaft in die Wunde, in Mund oder Augen reiben - und dabei auch Krankheitserreger aufnehmen. Vorkommen: Die Wanzen leben überwiegend in den südlichen Bundesstaaten der USA, in Mittel- und Südamerika. Gefahr: Die Insekten können den Parasiten Trypanosoma cruzi übertragen, der die Chagas-Krankheit hervorruft. Sie äußert sich durch grippeähnliche Symptome, kann in manchen Fällen jedoch noch viele Jahre später zu Komplikationen wie Herzmuskelentzündungen führen. Unabhängig davon, ob die Wanze Erreger trägt, kann ihr Stich zu einer allergischen Reaktion führen. Abwehr: Mit Insektiziden besprühte Bettnetze können die Wanzen auf Abstand halten. Wer einen kissing bug entdeckt, sollte das Insekt nicht mit bloßen Händen berühren, um sich nicht zu infizieren.

Mücken

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(Foto: dpa)

Hierzulande sind die surrenden Insekten harmlose Plagegeister. Global betrachtet sind sie die Tiere, auf deren Konto die meisten menschlichen Todesfälle gehen. Von Bedeutung sind vor allem Anopheles-Mücken, die Malaria übertragen, sowie die Ägyptische und die Asiatische Tigermücke mit den charakteristisch gestreiften Beinen (Foto). Sie verbreiten vor allem Fiebererkrankungen wie das Gelbfieber, Dengue und Chikungunya. Vorkommen: Diese Mückenarten sind vor allem in den Tropen und Subtropen heimisch. Die Asiatische Tigermücke ist mittlerweile auch in ganz Südeuropa verbreitet und wird selbst in Deutschland zunehmend gesichtet. In Europa überträgt sie jedoch selten Krankheiten. Gefahr: Malaria kann tödlich enden. Auch andere von Mücken übertragene Krankheiten können zu schweren Komplikationen führen. Wer sich während oder nach einer Reise fiebrig und elend fühlt, sollte eine Tropenkrankheit in Betracht ziehen und gegebenenfalls einen Spezialisten aufsuchen. Abwehr: Mücken werden von körperbedeckender Kleidung, Insektensprays mit den Wirkstoffen DEET und Icaridin sowie Bettnetzen auf Abstand gehalten. Gegen das Gelbfieber gibt es eine Impfung. Malaria kann unter Umständen mit Medikamenten vorgebeugt werden. Eine reisemedizinische Beratung ist daher vor dem Aufbruch in ein Moskito-Gebiet sinnvoll.

Kriebelmücken

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(Foto: World Health Organization)

Diese Insekten haben nicht den strichdünnen Körper, den man gemeinhin von Mücken kennt. Sie erinnern eher an millimeterkleine, dunkle Fliegen und werden auf Englisch daher auch black flies genannt. Vorkommen: Die Insekten trifft man nahezu überall auf der Welt an, auch in Deutschland kann man den Biestern begegnen - vor allem in der Nähe von Gewässern. Gefahr: Der Stich der Kriebelmücken wird oft gar nicht bemerkt, erst später kann er schmerzen, jucken und mit Schwellungen einhergehen. Manche Menschen reagieren mit Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit, manchmal auch Fieber auf einen Stich. Bisweilen kann eine Blutvergiftung vorkommen. In Afrika und Südamerika können die Parasiten zudem den Erreger der Flussblindheit übertragen, allerdings sind die Infektionen mittlerweile selten geworden. Abwehr: Die kleinen Tiere lassen sich wie Mücken auf Abstand halten.

Sandmücken

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(Foto: Photographer: James Gathany; James Gathany/CDC)

Sie sind klein, unscheinbar und ihr Stich ist oft kaum zu spüren. In einigen Fällen aber kann er übel enden. Vorkommen: Sandmücken sind in den wärmeren Regionen verbreitet. Sie leben unter anderem im Mittelmeerraum und wurden vereinzelt auch schon in Deutschland gefunden. Gefahr: Die kleinen Tiere können die sogenannte Leishmaniose übertragen. Die Krankheit tritt in verschiedenen Formen auf. Sie kann Geschwüre auf der Haut auslösen, die mitunter als "Orient-Beule" bezeichnet werden, sie kann Schleimhäute im Mund- und Rachenraum zerstören oder auch mit hohem Fieber und Organschädigungen einhergehen. In diesem Fall kann die Krankheit unbehandelt zum Tod führen. Allerdings wird sie nur selten nach Deutschland eingeschleppt. Abwehr: Auch für Sandmücken gelten die üblichen Mücken-Schutzmaßnahmen.

Läuse

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(Foto: dpa)

"Die Beine sind zum Klettern und Anklammern eingerichtet, mit ihnen steigt die Laus im Haarwald umher", beschrieb es der Zoologe Alfred Brehm sehr schön. Wenn also irgendwo in der Wohnung kleine Insekten rennen, fliegen oder springen, sind es sicherlich keine Kopfläuse. Die Tiere sind abseits von menschlichen Schädeln hilflos und siechen innerhalb eines Tages dahin. Vorkommen: Läuse sind weltweit verbreitet. Auch in Deutschland kommt es regelmäßig zu Befall in Kindergärten und Schulen. Gefahr: Prinzipiell können Läuse einige Krankheiten, etwa das Läuserückfallfieber, übertragen. Allerdings treten diese Krankheit in der Regel nur unter sehr schlechten hygienischen Bedingungen auf, wie sie etwa in Slums, Flüchtlingslagern in Krisengebieten oder manchen Gefängnissen vorkommen. Hierzulande sind die Krabbler fast immer harmlos. Abwehr: Die Fachzeitschrift Der Hygieneinspektor stellt daher klar, dass in Deutschland die "von den Laienmedien empfohlenen" und "bis zum Exzess durchgeführten Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen" im Falle eines Läusebefalls überflüssig sind und nur "die allgemeine Hysterie" vergrößern. Niemand muss die Couch in Plastik hüllen oder Säcke voller Plüschtiere in den Keller sperren. Wichtig ist, die Haare im Ernstfall mit entsprechenden Shampoos zu waschen. Obwohl sich Läuse nur selten über Gegenstände verbreiten, sollten zur Sicherheit auch alle Objekte gewaschen werden, die mit den Haaren in Kontakt kamen. Wer Läuse hat, sollte das Problem nicht verschämt verschweigen, sondern die Umgebung warnen. Das Infektionsschutzgesetz schreibt vor, Gemeinschaftseinrichtungen zu informieren.

Flöhe

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(Foto: James Gathany/CDC)

Sehen Sie millimeterkleine Tierchen Dutzende Zentimeter weit springen, handelt es sich wahrscheinlich um Flöhe. Die Parasiten sind bei der Wahl des Wirts nicht sehr wählerisch, weshalb der Mensch in unseren Breiten nicht nur vom sogenannten Menschenfloh, sondern auch vom Katzen-, Hunde-, Hühner-, Tauben-, Igel- und Rattenfloh befallen werden kann. Vorkommen: Die Insekten trifft man weltweit an. Gefahr: Sowohl Männchen wie Weibchen saugen Blut. Sie stechen dabei oft mehrfach hintereinander, weshalb Stiche oft dicht beieinander liegen. Die Stellen der Blutmahlzeit können schmerzen, jucken und sich durch Kratzen entzünden. Flöhe sind als Überträger der Pest gefürchtet. In den vergangenen Jahrzehnten wurden jedoch keine Pestfälle mehr nach Deutschland eingeschleppt. Abwehr: Da Haustiere eine häufige Quelle der Plage sind, sollten sie regelmäßig untersucht werden. Ist die Wohnung befallen, ist ein Fachmann anzuraten.

Zecken

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(Foto: dpa)

Wer nach einem Aufenthalt im Freien ein Tierchen mit breitem Hinterteil fest an seiner Haut hängen hat, hat es wahrscheinlich mit einer Zecke zu tun. Vorkommen: Zecken sind fast auf der ganzen Welt verbreitet, doch in Ländern mit warmem und feuchtem Klima vermehren sie sich besonders gut. Gefahr: In ganz Deutschland übertragen die Spinnentiere die Borreliose, in südlichen Landkreisen auch die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Beide Krankheiten können schwer verlaufen und müssen dann behandelt werden. Sie kommen allerdings seltener vor als die meisten Laien glauben. In anderen Regionen, vor allem auf dem gesamten amerikanischen Kontinent, können Zecken eine Reihe Fiebererkrankungen übertragen. Ein Beispiel ist das Rocky-Mountain-Fleckfieber, das allerdings längst nicht nur in dem Gebirge, sondern in weiten Teilen Nord- und Südamerikas vorkommt. Ohne Antibiotika können die Erkrankten sterben. Ganz vereinzelt wurden Zecken, die die Erreger von Fiebererkrankungen verbreiten können, in den vergangenen Jahren auch in Deutschland beobachtet. Abwehr: Zeckensprays können die Tiere etwa zwei Stunden lang auf Abstand halten. Schuhe mit hohem Schaft und lange Hosen können ebenfalls beim Spaziergang durch betroffene Gebiete schützen. Außerdem sollte der Körper nach dem Aufenthalt in der Natur nach Zecken abgesucht werden. Mehr dazu finden Sie hier.

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