Motivation:Wenn der Fitness-Tracker faul macht

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Fitness-Tracker, getragen am Handgelenk, können den Puls oder die Anzahl zurückgelegter Schritte messen. (Foto: dpa)
  • Fitness-Tracker werden in Deutschland immer beliebter, 1,55 Millionen wurden 2017 verkauft.
  • Eine Studie zeigt aber, dass die Geräte zu weniger Bewegung führen können.
  • Setzt man sich allerdings die richtigen Ziele, klappt es mit der Motivation.

Von Jan Schwenkenbecher

Der Jahreswechsel liegt nur wenige Tage zurück und der Vorsatz aller Vorsätze dürfte bei vielen noch präsent sein: mehr Bewegung. Wem nun die monatliche Rate für das Fitness-Studio zu hoch ist, dem versprechen Fitness-Armbänder einen passablen Ausweg. Am Handgelenk getragen messen sie die zurückgelegten Schritte und informieren in Echtzeit über die eigene Aktivität - das soll zu mehr Bewegung motivieren. Doch wie eine Studie im Fachblatt British Journal of Sports Medicine nun zeigt, können die kleinen Geräte sogar dazu führen, dass man sich weniger bewegt. Wenn man sie falsch benutzt.

Für ihre Studie verteilten Forscher von der Oregon Health and Science University Fitness-Armbänder an 431 Personen. Sie maßen den Body-Mass-Index (BMI) der Teilnehmer und ein paar weitere Gesundheitswerte, etwa den Blutdruck. Dann entließen sie alle wieder in ihren Alltag. Irgendwelche Vorgaben, etwa eine bestimmte Anzahl Schritte pro Tag, gab es nicht. Von Juli bis Dezember trugen die Teilnehmer das kleine Gerät an ihrem Handgelenk spazieren, dann wurde ihre Gesundheit erneut gemessen. Außerdem sollten sie selbst einschätzen, ob sie ihre Aktivität gesteigert hätten. Über die Hälfte, 57 Prozent, bejahten das.

Die Daten belegten das allerdings nicht, im Schnitt wurden die Teilnehmer nämlich gar nicht aktiver. Und nicht nur das: Tag um Tag waren sie sogar weniger unterwegs, sodass die Anzahl ihrer Schritte über die Monate kontinuierlich sank - sowohl diejenigen 57 Prozent, die sich als aktiver eingeschätzt hatten, als auch die anderen. Dementsprechend hatten sich zur zweiten Messung auch die Gesundheitswerte nicht geändert (einzig der systolische Blutdruck war gestiegen, was die Forscher damit erklärten, dass dieser im Winter generell höher sei).

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Im besten Fall könne man Trainingsziele mit dem Arzt absprechen

Die Ergebnisse zeigen, dass es nicht ausreicht, die eigene Schrittzahl stets im Blick zu haben, um diese auch zu steigern. "Um Bewegungs-Tracker effektiv zu machen, müssen Nutzer sich spezifische Ziele setzen", sagt Luke Burchill, einer der Studienautoren. "Gepaart mit Bewegungszielen, zum Beispiel 7000 bis 10 000 Schritte am Tag, können die Tracker mächtige Werkzeuge sein, um die physische Aktivität zu steigern." Andere Studien, bei denen die Teilnehmer konkrete Vorsätze hatten, bestätigen das. Im besten Fall könne man, so Burchill, die Ziele vorher noch mit einem Arzt auf den eigenen Körper abstimmen.

Fitness-Tracker werden auch in Deutschland immer beliebter. Wie der Branchenverband Bitkom berichtete, stieg der Absatz zwischen 2015 und 2017 um über 50 Prozent an, von 1,02 auf 1,55 Millionen verkaufte Geräte pro Jahr. Richtig eingesetzt können sie durchaus dazu motivieren, doch noch mal die Schuhe anzuziehen und ein paar Runden um den Block zu gehen.

© SZ vom 10.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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