Der Schatten war riesengroß. So groß, dass es Jahre dauerte, bis Ärzte und Ärztinnen über ihn hinwegsprangen. In dieser Woche, auf dem Deutschen Ärztetag 2017, haben die Mediziner endlich ein Modell befürwortet, das einheitliche Standards für den Beruf des Arztassistenten in Deutschland etablieren soll. Weiter so!
Die Neulinge sollen eine Lücke im Gesundheitssystem schließen - sie haben studiert, dürfen mehr als das normale Pflegepersonal, sind aber keine echten Ärzte. Längst bieten Hochschulen in Deutschland Studiengänge für diesen neuen Berufszweig an. Ab sofort wollen sich die Landesärztekammern jedoch mit den Ausbildungsstätten auf bestimmte Vorgaben verständigen, für den einheitlichen akademischen Abschluss des "Physician Assistant". Voilà, der Sprung ist vollbracht.
Dennoch wehren sich viele Mediziner noch gegen einen "Dr. Light", sie befürchten, dass die neuen Helfer ihren Beruf aushöhlen könnten. Das ist verständlich. Sie übersehen in ihrer Angst allerdings, dass die Zuständigkeiten im klinischen Alltag längst neu verteilt werden. Da ist es nur konsequent, mit dem Beruf des Arztassistenten auf den Medizinermangel in Krankenhäusern zu reagieren. Um Ärzte zu entlasten, die tagein, tagaus schuften, ohne ihren eigenen Ansprüchen nur annähernd gerecht werden zu können.
Wie sonst sollen Kliniken mit dem eklatanten Ärztemangel umgehen?
In den USA ist der Beruf des Arztassistenten seit Jahrzehnten Realität, auch in den Niederlanden haben Kliniken gute Erfahrungen damit gemacht. Ärzte und Ärztinnen übertragen dem Assistenten Aufgaben wie das Anlegen von Infusionen, das erste Erheben der Krankengeschichte eines Patienten. Die Folge: Mediziner können sich ihren Kernkompetenzen widmen, der Diagnosestellung und Therapie.
Natürlich muss dabei sichergestellt sein, dass die Qualität der Patientenversorgung nicht leidet, dass die Einführung des neuen Berufsbilds nicht die viel beklagte Zwei-Klassen-Medizin verstärkt. Doch wie sonst sollen Kliniken mit dem eklatanten Ärztemangel umgehen?
Zweifellos wäre es wünschenswert, wenn auf wundersame Weise plötzlich ausreichend Ärzte und Ärztinnen bereitstünden, um in Kliniken die Arbeit zu übernehmen. Wenn es genügend Allgemeinmediziner gäbe, die sich auf die verwaisten Landarztpraxen stürzen. Aber: Es gibt sie nicht, es wird sie auch in absehbarer Zeit nicht geben. Da nützt es wenig, die Anzahl der Medizinstudienplätze zu erhöhen oder Prämien für Landärzte auszuschreiben. Die neuen Assistenzberufe sind bitter nötig. Sie bergen nämlich auch indirekt ein großes Potenzial: Sie können durch ihre unterstützende Tätigkeit den Arztberuf wieder attraktiver machen.