Rostock:Studien: Arznei-Einnahme bei Demenzkranken funktioniert kaum

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Rostock (dpa/mv) - Die Medikamentengabe an Demenzkranke in der häuslichen Umgebung ist nach Erkenntnissen von Medizinern äußerst schlecht. "Studien zufolge funktioniert nur bei 7 Prozent der Kranken die Arzneieinnahme gut, bei 93 Prozent schlecht bis katastrophal", sagte Stefan Teipel von der Universitätsmedizin Rostock der Deutschen Presse-Agentur. Die Erfahrung zeige, dass Medikamente falsch dosiert oder zur falschen Zeit eingenommen werden. Es werde zu Arzneien gegriffen, die eigentlich für den Partner gedacht sind. Auch würden häufig Arzneien falsch gelagert. "Insulin gehört in den Kühlschrank und darf nicht auf der Heizung liegen", sagte Teipel. In Mecklenburg-Vorpommern leben rund 35 000 Demenzkranke, es sei jährlich von rund 10 000 Neuerkrankungen auszugehen.

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Rostock (dpa/mv) - Die Medikamentengabe an Demenzkranke in der häuslichen Umgebung ist nach Erkenntnissen von Medizinern äußerst schlecht. „Studien zufolge funktioniert nur bei 7 Prozent der Kranken die Arzneieinnahme gut, bei 93 Prozent schlecht bis katastrophal“, sagte Stefan Teipel von der Universitätsmedizin Rostock der Deutschen Presse-Agentur. Die Erfahrung zeige, dass Medikamente falsch dosiert oder zur falschen Zeit eingenommen werden. Es werde zu Arzneien gegriffen, die eigentlich für den Partner gedacht sind. Auch würden häufig Arzneien falsch gelagert. „Insulin gehört in den Kühlschrank und darf nicht auf der Heizung liegen“, sagte Teipel. In Mecklenburg-Vorpommern leben rund 35 000 Demenzkranke, es sei jährlich von rund 10 000 Neuerkrankungen auszugehen.

Ein Grund für diese negative Entwicklung sei, dass oft über eine lange Zeit hinweg Medikamente einfach weiterverordnet werden, obwohl sie eigentlich nicht mehr notwendig sind, kritisierte der Psychiater. Je höher die Zahl der Medikamente, desto höher sei das Risiko, dass etwas schiefgeht. „Die Rate der Fehleinnahmen steigt, die Wechsel- und Nebenwirkungen nehmen zu.“ Das Problem werde oft noch durch nicht-verschreibungspflichtige Medikamente wie Schlaf- oder Schmerzmittel verstärkt, „die werden in erstaunlicher Zahl konsumiert.“

Teipel forderte die behandelnden Ärzte dringend auf, ihre Verordnungen auf Wirksamkeit und vor allem auch altersbedingten Nutzen zu überprüfen. „Man muss dazu nichts Neues erfinden, man muss es einfach nur machen.“ Auch Apotheken könnten ihren Teil dazu beitragen.

Teipel sieht bei der Überprüfung der Medikation primär die Hausärzte in der Pflicht. Allerdings stelle sich oft das Problem, dass diese nicht über die notwendigen Informationen verfügten. „Dies ist ein Argument für die Einführung der elektronischen Krankenkassenkarte, in der alle Daten gespeichert sind.“ Damit könnte zumindest das fehlerhafte Verschreiben eingedämmt werden.

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