Krankheiten - Hamburg:UKE rechnet mit Welle von Covid-19-Kranken

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Es ist ein Wegweiser des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE)zu sehen. Foto: Bodo Marks/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Hamburg (dpa/lno) - Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) rechnet im April mit einem massiven Anstieg von am Coronavirus erkrankten Menschen. Es komme "eine riesige Welle auf uns zu, die uns wahrscheinlich im April erst richtig treffen wird". Alle nicht lebenswichtigen Operationen am UKE seien deshalb bereits verschoben worden, "weil wir das Personal brauchen", sagte der Direktor der Klinik für Intensivmedizin, Prof. Stefan Kluge, am Mittwoch. Für Hamburgs angehende Abiturienten bleibt unterdessen alles, wie es ist. Die Abschlussprüfungen finden wie geplant statt, wie Schulsenator Ties Rabe (SPD) nach einer Schaltkonferenz mit den Kultusministern der Länder sagte. Die ersten Prüfungen sollen Mitte April stattfinden.

"Wir haben es jetzt bereits geschafft, 50 zusätzliche Beatmungsbetten hier am UKE aufzubauen, die sofort betrieben werden können", sagte Kluge. Insgesamt könne die Zahl der Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeiten auf 166 erweitert werden. Von den hamburgweit 77 Covid-19-Erkrankten würden derzeit am UKE 22 auf einer Normalstation behandelt. Zudem betreue das UKE 10 der 19 Corona-Intensivpatienten. Insgesamt ist die Zahl der Corona-Fälle nach Angaben des Senats seit Dienstag um 213 auf 1450 gestiegen.

ARZTRUF - Während es am UKE nach Angaben des Leiters der Krankenhaushygiene, Professor Johannes Knobloch, derzeit noch genug Schutzmaterialien gibt, hat die Kassenärztliche Vereinigung bereits vor einem kurzfristigen Ende des Arztrufs Hamburg gewarnt. "Wenn bis zum Wochenende keine weitere Schutzausrüstung in Hamburg eingeht, kann der Arztruf Hamburg nicht weiter arbeiten", erklärte ein Sprecher. Zuvor war mit der Verteilung des wenigen neuen Materials begonnen worden. Nach Angaben des Sprechers handelt es sich um etwa 16 000 Masken, 3000 Kittel und ebensoviele Handschuhe, die nun an den Arztruf Hamburg und etwa 2400 Ärztinnen und Ärzte gingen.

Hamburgs KV-Vorsitzender Walter Plassmann betonte, es sei so wenig Material angekommen, "dass wir nur ausgewählte Arztgruppen und diese auch nur in sehr geringem Umfang ausstatten können". Bedacht würden Mediziner mit den meisten Kontakten zu Patienten. Dazu zählten Haus- und Kinderärzte, Internisten, HNO-Ärzte, Augenärzte sowie Radiologen und Strahlentherapeuten. Jeder Arzt erhalte nur fünf Masken und einen Kittel. "Das ist ein kleiner Tropfen auf einen sehr heißen Stein", sagte Plassmann.

ABITUR - Trotz der Krise finden die Schulabschlussprüfungen in Hamburg wie geplant statt. "Unser Beschluss ist eindeutig: Die Prüfungen, insbesondere die schriftlichen Abiturprüfungen, finden zum geplanten Termin oder zu einem Nachholtermin bis Ende des Schuljahres statt, soweit dies aus Infektionsschutzgründen zulässig ist", sagte Schulsenator Rabe. Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hatte am Dienstag eine Streichung der Abschlussprüfungen und die Vergabe einer Durchschnittsabiturnote angekündigt, den Vorstoß am Mittwoch aber wieder zurückgezogen.

Dass die Abiturprüfungen unter erschwerten Bedingungen stattfänden, werde berücksichtigt. "So wollen wir viele Ausweich- und Nachschreibtermine anbieten, die den Schülerinnen und Schülern zusätzliche Möglichkeiten eröffnen", sagte Rabe. "Wir werden überdies mit den Lehrkräften vereinbaren, dass die übliche Vorbereitungszeit der Schülerinnen und Schüler für das Abitur verlängert und gut von den Lehrkräften begleitet wird." Die Pläne würden von seiner Behörde über das Wochenende erarbeitet und zu Wochenbeginn vorgestellt.

HILFE FÜR FAMILIEN - Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) setzt sich unterdessen für eine bessere Unterstützung von Familien ein, die von geschlossenen Kindertagesstätten und Schulen betroffen sind. "Wir fordern eine unmittelbar wirkende Absicherung in der Höhe von mindestens 80 Prozent ihres bisherigen Nettoeinkommens", sagte der Vorsitzende des DGB-Bezirks Nord, Uwe Polkaehn. Die bisher von der Bundesregierung in Aussicht gestellten 67 Prozent seien "respektlos", weil Eltern auch ihren kompletten Jahresurlaub aufbrauchen, Überstunden abbauen und ihr Arbeitszeitkonto mit Minusstunden belasten müssten.

KLEINE ANFRAGEN - Die AfD hat mit 13 Schriftlichen Kleinen Anfragen an den Senat bei den anderen Fraktionen der Hamburgischen Bürgerschaft Unverständnis und Empörung ausgelöst. Durch die nicht dringlichen Anfragen würden die Behörden in der Corona-Krise zusätzlich belastet, kritisierten Vertreter von SPD und Grünen. CDU- und Linksfraktion betonten ebenfalls, derzeit nach Möglichkeit auf Kleine Anfragen zu verzichten.

Ähnlich hatte sich die AfD vor der konstituierenden Sitzung der neuen Bürgerschaft in der vergangenen Woche noch selbst in einer Pressemitteilung geäußert. Dass nun doch Anfragen in so großer Zahl gestellt worden seien, habe technische Gründe, sagte ein Sprecher. "Ein Großteil der Anfragen stammt noch aus der vorherigen Legislaturperiode und wurde verspätet an die Bürgerschaftskanzlei weitergeleitet."

ABSCHIEBUNGEN - Wegen der Corona-Krise werden aus Hamburg vorerst bis Ende April keine ausreisepflichtigen Ausländer abgeschoben. Dies gelte sowohl für die sogenannten Dublin-Verfahren innerhalb der EU als auch für Abschiebungen in andere Länder, erklärte die Integrationsexpertin der Linksfraktion, Carola Ensslen. Sie berief sich dabei auf Angaben der Ausländerbehörde.

NAHVERKEHR - Trotz sinkender Nutzungszahlen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in der Krise hat sich die Hamburger SPD-Fraktion für eine weiterhin enge Taktung des Nahverkehrs ausgesprochen. "Wir möchten das Angebot im ÖPNV trotz des Passagierrückgangs so groß und so enggetaktet wie irgend möglich halten", sagte die verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion, Dorothee Martin, in einer Online-Diskussionsrunde der Friedrich-Ebert-Stiftung zum Thema Mobilitätspolitik.

DUCKDALBEN - Der Seemannsclub Duckdalben im Hamburger Hafen schließt wegen der Pandemie vorerst bis zum 15. April. "Seit der Gründung im Jahr 1986 waren die Duckdalben nie länger als einen Tag geschlossen", sagte Leiterin Anke Wibel. In den Räumen der von der Deutschen Seemannsmission betriebenen Einrichtung können Seeleute aus aller Welt ihre Freizeit abseits ihrer Schiffsquartiere verbringen.

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