Berlin:Wie häufig ist Corona im urbanen Raum? RKI startet Studie

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Ein Abstrich für das Testverfahren auf das Coronavirus. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild)

Als erster großstädtischer Raum wird Berlin-Mitte Teil einer Corona-Antikörper-Studie des Robert Koch-Instituts (RKI). Von Dienstag an sollen rund drei Wochen...

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Berlin (dpa/bb) - Als erster großstädtischer Raum wird Berlin-Mitte Teil einer Corona-Antikörper-Studie des Robert Koch-Instituts (RKI). Von Dienstag an sollen rund drei Wochen lang bis zu 2000 Bewohner einbezogen werden, wie Studienleiterin Claudia Santos-Hövener am Montag in Berlin sagte. Bisher hätten sich von den zufällig ausgewählten Menschen knapp 950 zur Teilnahme bereit erklärt.

Den Freiwilligen stehen etwa ein Rachenabstrich und eine Blutentnahme bevor: Der Abstrich wird auf eine akute Infektion untersucht, die Blutprobe auf Antikörper. Deren Nachweis gilt als Hinweis auf eine durchgemachte Infektion. Das RKI hofft auf Erkenntnisse zur Dunkelziffer und dem Anteil symptomloser Infizierter. Erste Ergebnisse sollen Ende Januar, Anfang Februar 2021 vorliegen.

Mitte gehöre mit mehr als 350 Infektionen in den vergangenen sieben Tagen pro 100 000 Einwohner zu den Hotspots bundesweit, betonte der Leiter der Abteilung für Infektionsepidemiologie am RKI, Osamah Hamouda. Fast zwei Prozent der Menschen im Bezirk seien nach bisherigen Meldedaten betroffen gewesen. Dadurch, dass ein großer Teil der Bevölkerung die Infektion noch nicht hatte, habe das Virus noch viel Futter. Sars-CoV-2 werde so schnell nicht verschwinden.

Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel, der sich Blut im RKI-Testbus abnehmen ließ, nannte die Fallzahlen im Bezirk „dramatisch“. Die Dimension sei eine andere als im Frühjahr. „Wir haben das Personal verdoppelt. Die Zahlen haben sich verzehnfacht. Das zeigt, wir haben da ein schreckliches Hase-und-Igel-Spiel“, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Er hoffe, dass mit den zusätzlichen Tests im Rahmen der Studie versteckte Infektionen aufgespürt werden.

Im Vergleich zu den anderen drei Teilnehmer-Orten der Studie, Kupferzell (Baden-Württemberg), Bad Feilnbach und Straubing (beide Bayern), habe man es in Berlin-Mitte mit einem diffusen und laufenden Infektionsgeschehen zu tun, so Studienleiterin Claudia Santos-Hövener. In anderen Fällen seien Ausbrüche im Frühjahr auf bestimmte Veranstaltungen zurückzuführen gewesen. Im viel diverseren Mitte gehe es nun auch um Faktoren wie die soziale Lage der Betroffenen sowie die Wohn- und Arbeitssituation.

Eine Studie der Uniklinik München hatte kürzlich gezeigt, dass dort bis Anfang Juni rund 1,8 Prozent der Bevölkerung Antikörper gegen das Virus entwickelt hatten. Das sei vier Mal mehr als der Anteil der damals nachgewiesenen Infektionen, hieß es. Allerdings sind bei nachweislich Corona-Infizierten häufig keine Antikörper nachweisbar.

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