Krankenkassen:Schluss mit Schwurbel-Kügelchen

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Homöopathie: Keine Wirkung abseits des Placeboeffekts (Foto: imago stock&people)

Keine Millionen mehr für Placebos: Gesundheitsminister Lauterbach will der Homöopathie das Geld abdrehen. Gut so.

Kommentar von Felix Hütten

Das Erfolgsrezept der Homöopathie ist ja, soweit bekannt, die Mini-Mini-Dosis, die große Wirkung über das Feinstofflich-Kleine. Insofern passt es eigentlich ganz gut, dass die paar Milliönchen, die die gesetzlichen Krankenkassen jedes Jahr für diese Wunderkügelchen ausgeben, mit Blick auf die mehreren Hundert Milliarden Euro an Gesundheitsleistungen überhaupt nicht ins Gewicht fallen. In der Jahresbilanz tauchen Homöopathika im Null-Komma-irgendwas-Bereich auf, homöopathische Dosis also, eigentlich kein großes Problem.

Und doch gibt es mächtig Streit genau darum, seit vielen Jahren. Denn viele gesetzlichen Krankenkassen erstatten ihren Versicherten homöopathische Behandlungen; diese sind sehr beliebt, die Kassen werben damit um Mitglieder. Das heißt aber auch: Alle Versicherten zahlen für eine Behandlung mit, die abseits des Placeboeffekts schlicht wirkungslos ist - das zeigten und zeigen zahlreiche Studien und Meta-Reviews immer wieder.

Wer sein Geld für überteuerte Zuckerkugeln ausgeben möchte, dem sei das absolut gegönnt

Und damit ist es nur konsequent, dass Schwurbel-Kugeln aus der Krankenkassenversorgung verschwinden müssen, wie es Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nun (mal wieder) öffentlich fordert. Denn obwohl die Homöopathie vom Ausgabenvolumen nicht bedeutsam sei, so Lauterbach, "hat sie in einer wissenschaftsbasierten Gesundheitspolitik keinen Platz", sagte er dem Spiegel .

Dabei geht es gar nicht (nur) um Geld, denn wer seine hart verdienten Euros für überteuerte Zuckerkugeln ausgeben möchte, dem sei das absolut gegönnt. Problematisch ist vielmehr, dass sich durch die Unterstützung mancher Krankenkassen in der Öffentlichkeit der Eindruck festsetzt, dass in den Kügelchen doch irgendwie Medizin drin sein muss. Diese Aufweichung der Grenzen der Naturwissenschaft aber öffnet leider die Türen für wissenschaftsfernes Denken, das mitunter kurios ist und manchmal leider auch sehr gefährlich werden kann für die Gesundheit Einzelner und den demokratischen Zusammenhalt aller.

Sollten die Krankenkassen in Zukunft also tatsächlich ein paar Millionen Euro übrig haben, könnten sie diese investieren, um die Gesundheitsversorgung ihrer Mitglieder wirklich zu verbessern. Blickt man in die erschöpften Gesichter des Pflegepersonals, in marode Arztpraxen oder kaputtgesparte Kinderkliniken wäre zum Beispiel hier jeder Euro gut investiert.

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