Zittau:Freistaat bleibt Corona-Hotspot: Engpässe bei Krematorien

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Der Haupteingang des Klinikum Oberlausitz Bergland. (Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild)

Sachsen bleibt trotz leicht rückläufiger Fallzahlen der größte Corona-Hotspot in Deutschland. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Mittwoch 2728...

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Dresden (dpa/sn) - Sachsen bleibt trotz leicht rückläufiger Fallzahlen der größte Corona-Hotspot in Deutschland. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Mittwoch 2728 Neuinfektionen innerhalb eines Tages. Vergangenen Mittwoch (16. Dezember) waren 5603 Neuinfektionen verzeichnet worden. Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) sank laut RKI in Sachsen auf 414, am Vortag betrug sie 426,8. Bundesweit liegt dieser Wert bei 195.

Die Spitzenwerte unter den Landkreisen in Sachsen hatten laut RKI am Mittwochmorgen die Landkreise Bautzen (602,2) und Zwickau (581). Es folgten Sächsische Schweiz Osterzgebirge (567,2), der Erzgebirgskreis mit 515,6 und der Landkreis Görlitz (491).

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums stieg die Zahl der nachgewiesenen Neuinfektionen binnen 24 Stunden um 3872. Damit gibt es seit Beginn der Pandemie im März im Freistaat 115 864 von Laboren bestätigte Fälle. 2547 Menschen starben, von Dienstag auf Mittwoch kamen 154 Todesfälle dazu. Derzeit werden in sächsischen Krankenhäusern 3374 Frauen und Männer mit einer Covid-19-Erkrankung behandelt, 608 von ihnen auf der Intensivstation.

Am Dienstagabend hatte eine Nachricht aus Zittau für Unruhe gesorgt. Die Stadt gab bekannt, Leichen außerhalb des Krematoriums lagern zu müssen, weil Kapazitäten nicht mehr ausreichten. Oberbürgermeister Thomas Zenker verteidigte am Mittwoch das Vorgehen. „Wir haben darüber berichtet, damit es in der Bevölkerung nicht zu Gerüchten kommt. Wir müssen das offenlegen und transparent sein.“ Das Krematorium Zittau könne pro Woche maximal 70 Tote einäschern. Auf einen Transport in andere Krematorien wolle man verzichten. „Die Möglichkeit wird erwogen und für den Ernstfall vorbereitet. Es ist aber noch nicht an der Zeit“, sagte das Stadtoberhaupt.

Nach Einschätzung der Landesinnung der Bestatter sind die Krematorien im Freistaat an der Grenze des machbaren angelangt. „Da sind Kapazitätsgrenzen erreicht“, sagte Innungsobermeister Tobias Wenzel auf Anfrage. Einige Krematorien würden auch über die Feiertage arbeiten. Wenzel zufolge gibt es in Sachsen zehn Krematorien mit rund 1700 Kühlplätzen. Die seien im Moment gut ausgelastet. Normalerweise brauche man von der Einlieferung ins Krematoriums bis zur Einäscherung fünf Tage, derzeit seien es zehn.

Der Görlitzer Landrat Bernd Lange (CDU) hält Panikmache im Zusammenhang mit den hohen Infektionszahlen in seinem Landkreis für falsch und kontraproduktiv. „Wir haben die Lage im Griff, sie ist aber angespannt“, sagte er am Mittwoch auf Anfrage. Vergleiche mit der norditalienischen Stadt Bergamo seien völlig fehl am Platz. Sorgen bereite ihm vor allem die Situation in den Krankenhäusern.

Eine weitere Verschärfung von Corona-Regeln ist nach Ansicht von Lange nicht sinnvoll. „Ich habe zunehmend das Gefühl, dass das Verständnis für die Maßnahmen wächst. Die übergroße Mehrheit der Menschen hält sich an die Regeln.“ Nur einige wenige Unverbesserliche würden keine Maske tragen wollen. Eine Abriegelung ganzer Orte bringe nichts. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Regeln durchgesetzt werden.“ Noch mehr Regeln könne keiner kontrollieren.

Laut Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) beginnt Sachsen am 27. Dezember mit den Corona-Schutzimpfungen in drei Pflegeheimen in Radeberg, im Zwickauer Land und im Erzgebirgskreis sowie zusätzlich in Krankenhäusern. Die Barmer-Krankenkasse gab am Mittwoch nach einer bundesweiten Umfrage bekannt, dass sich jeder fünfte ihrer Versicherten (22 Prozent) nicht gegen das Coronavirus impfen lassen wolle. Dabei hätten Zweifel an der Sicherheit der Impfstoffe (68 Prozent), die Furcht vor Nebenwirkungen (60 Prozent) und Zweifel an der Wirksamkeit (52 Prozent) die größten Hürden dargestellt.

Sachsens Landtagspräsident Matthias Rößler rief trotz hoher Corona- Infektionszahlen im Freistaat zu Zuversicht auf. „Es liegt jetzt an uns, wie wir damit umgehen: Beklagen wir das, was gerade nicht möglich ist? Oder sprechen wir all jenen Mut zu, die es am nötigsten haben?“, sagte Rößler in einer Videobotschaft zum Weihnachtsfest.

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