Triptis:Corona in Pflegeheimen: Engpässe bei Ausrüstung und Personal

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Desinfektionsmittel, Mundschutz und Einmalhandschuhe. (Foto: Barbara Gindl/APA/dpa/Symbolbild)

Berichte über Coronavirus-Todesfälle in Pflegeheimen etwa in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt lassen in Thüringen aufschrecken. Heimbetreiber sorgen sich vor...

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Triptis/Erfurt (dpa/th) - Berichte über Coronavirus-Todesfälle in Pflegeheimen etwa in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt lassen in Thüringen aufschrecken. Heimbetreiber sorgen sich vor allem über Engpässe bei Schutzausrüstung und fehlendes Pflegepersonal. Deswegen gibt es Kritik an einer Entscheidung des Sozialministeriums, das Besuchsverbot zu lockern. Immerhin bewerten die Behörden im Saale-Orla-Kreis die Situation im Pflegeheim in Triptis nach einem Coronavirus-Ausbruch als stabil.

Für den normalen Pflegealltag sei Schutzausrüstung in Maßen vorhanden, erklärte Dirk Gersdorf von der Thüringer Arbeiterwohlfahrt (Awo), die unter anderem das Pflegeheim in Triptis betreibt. Doch gingen die Bestände zur Neige, seien Nachbestellungen wegen der hohen Nachfrage derzeit kaum möglich und müssten sich die Heime untereinander aushelfen. Noch schwieriger sei es mit spezieller Ausrüstung für die Pflege Coronainfizierter. Die gehöre nämlich nicht zum Standard in den Heimen. „Da wird es sehr problematisch, wenn es zu einem massiven Ausbruch in mehreren Häusern kommen sollte.“

Es sei erforderlich, dass die Heime mit entsprechender Schutzkleidung beliefert werden, betonte der Leiter des Pandemiestabes des Saale-Orla-Kreises, Torsten Bossert, auf dpa-Anfrage. „Die Ausrüstung in den Heimen scheint sehr begrenzt zu sein.“ Zudem gebe es keine Reserven beim Personal. Der Personalschlüssel sei so gering, dass etwa während einer Nachtschicht eine Altenpflegerin auf rund 60 Bewohner komme. Bossert: „Bei zwei, drei Kranken in der Belegschaft ist ein Heim kaum noch zu versorgen.“ Dabei dürfte eine weitere Ausbreitung des Coronavirus zu einem höheren Krankenstand und damit Ausfällen auch beim Pflegepersonal führen.

Kritik gibt es vor diesem Hintergrund an der Entscheidung des Gesundheitsministeriums, das Besuchsverbot in den Heimen zu lockern. Laut der jüngsten Verordnung ist ein Besucher pro Bewohner und Tag für maximal eine Stunde zulässig. Das sei in der Praxis völlig unrealistisch, kritisierte Awo-Pflegeexpertin Sabine Spittel. „Wir brauchen die Schutzausrüstung und die Desinfektionsmittel, die wir haben, für unser Personal, nicht für Besucher.“ Auch sei das Personal für die Registrierung jedes Besuchers inklusive Abfrage, ob er aus einem Risikogebiet komme, nicht vorhanden.

Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) betonte, dass der Besuch in Pflegeheimen „derzeit grundsätzlich untersagt“ sei. „Ausnahmen sind möglich, wenn Besuch aus Sicht des Pflegeheims zum Wohle des Bewohners oder der Bewohnerin unbedingt erforderlich ist“, erklärte Werner. Sie wies darauf hin, dass Pflegeheime nicht dazu verpflichtet seien, Ausnahmen zu genehmigen. Jeder Besuch von außen sei ein Risiko.

Sollten präventiv alle Bewohner von Pflegeheimen auf eine Coronavirus-Infektion getestet werden? „Aus medizinischer Sicht wäre das sinnvoll“, erläuterte Bossert. Das werde aber derzeit nicht gemacht, weil es den Richtlinien des Robert Koch-Instituts entgegenstehe. „Das Problem ist, dass ein negativer Test schon am nächsten Tag positiv sein kann.“ Gersdorf vermutet zudem, dass dafür die aktuellen Testkapazitäten nicht ausreichen.

Nach dem Coronavirus-Ausbruch im Awo-Pflegeheim in Triptis gibt es den Angaben nach über die 21 bestätigten Fälle bei elf Mitarbeitern und zehn Senioren hinaus bisher keine neuen Infektionen. Allerdings seien zwei positiv getestete Senioren von ihren Hausärzten ins Krankenhaus eingewiesen worden, teilte das Landratsamt am Montag mit. „Bei den Personen handelt es sich um keine Akutfälle, sondern um Vorsichtsmaßnahmen.“ Bereits in der vergangenen Woche war eine betroffene Seniorin in eine Klinik gebracht worden.

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