Gesundheit - Schwerin:Krankenkasse: MV bei Sucht und Fettleibigkeit vorn

Gesundheit - Schwerin: Eine Frau liegt in ihrem Bett, neben dem Flaschen und Gläser mit Alkohol stehen. Foto: Silas Stein/dpa/Symbolbild
Eine Frau liegt in ihrem Bett, neben dem Flaschen und Gläser mit Alkohol stehen. Foto: Silas Stein/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Schwerin (dpa/mv) - Mecklenburg-Vorpommern ist der Krankenkasse Barmer zufolge das Bundesland mit dem zweithöchsten Anteil Drogen- und Alkoholabhängiger an der Gesamtbevölkerung - nach Bremen. Menschen mit einem Einkommen unter 15.000 Euro im Jahr sind fast achtmal so häufig betroffen wie Menschen mit 50.000 bis 55.000 Euro Jahreseinkommen. Besonders verbreitet ist Drogen- und Alkoholsucht in der Altersgruppe 60 bis 69 Jahre. Schwerin hat MV-weit die höchste Rate, der Landkreis Vorpommern-Rügen die geringste. Das alles geht aus dem Morbiditäts- und Sozialatlas der Krankenkasse Barmer hervor, der am Montag bei einer Online-Pressekonferenz vorgestellt wurde. Er ist für jeden im Internet einsehbar.

Für den Atlas hat die Barmer nach eigenen Angaben die Daten der stationären und ambulanten Behandlungen ihrer Versicherten aus den Jahren 2018 bis 2020 ausgewertet. Sie sollen fortlaufend aktualisiert werden. Die Studie sei repräsentativ, sagte Barmer-Landesgeschäftsführer Henning Kutzbach. In MV hat die Barmer den Angaben zufolge 270.000 Versicherte, bundesweit 8,6 Millionen.

Bei Fettleibigkeit (Adipositas) ist der Nordosten dem Atlas zufolge bundesweit führend mit 46 Betroffenen je 1000 Einwohner (Deutschland: 25). Vorpommern-Rügen ist mit 35 auch hierbei in MV am geringsten belastet, am stärksten der Landkreis Rostock mit 53. Damit ist Adipositas verbreiteter als Drogen- und Alkoholsucht, von der laut Barmer in MV 25 von 1000 Menschen betroffen sind.

Noch viel mehr leiden an Diabetes: Dem Atlas zufolge sind 107 von 1000 Frauen und Männern im Nordosten betroffen. Besonders stark verbreitet ist die Volkskrankheit demnach im Landkreis Ludwigslust-Parchim mit einem Wert von 120, am wenigsten in der Hansestadt Rostock mit 89. Als herzkrank gelten in MV 317 je 1000 Einwohner - im hierbei führenden Landkreis Ludwigslust-Parchim sogar 350.

Die Krankheitslast (Morbidität) insgesamt ist den Angaben zufolge in Mecklenburg-Vorpommern zehn Prozent größer als im Bundesdurchschnitt. Noch stärker belastet sind demnach Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen. Innerhalb Mecklenburg-Vorpommerns ist laut Barmer die Bevölkerung im Landkreis Vorpommern-Rügen am gesündesten. Gleichwohl sei die Krankheitslast auch dort etwas höher als in Gesamtdeutschland, hieß es. Am stärksten belastet sei Schwerin - dort liege die Krankheitslast mehr als 30 Prozent über dem Bundesschnitt. Warum die Menschen in Vorpommern-Rügen im Schnitt gesünder als in den anderen Regionen des Landes sind, bedürfe weitergehender Untersuchungen.

Klar ersichtlich sei aus den Zahlen jedoch der Zusammenhang von bestimmten Krankheiten und dem sozialen Status, sagte Nicole Osterkamp vom Institut für Gesundheitssystemforschung der Krankenkasse. So seien in MV von Drogen- und Alkoholsucht 47 je 1000 Einwohner mit einem Einkommen unter 15.000 Euro im Jahr betroffen, während es von den Menschen mit einem Einkommen von 50.000 bis 55.000 Euro nur 6 seien. Adipositas hätten 63 von 1000 Menschen mit einem Einkommen unter 15.000 Euro, aber nur 23 mit einem Einkommen von 50.000 bis 55.000 Euro.

Osterkamp sagte, mit ihrem Morbiditäts- und Sozialatlas wende sich die Barmer an eine interessierte Öffentlichkeit und auch an die Politik. Für die Kasse selbst sollen die Daten Basis für die Entwicklung von Versorgungsangeboten sein.

© dpa-infocom, dpa:221107-99-419130/3

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