Schönefeld:Land vor neuen Corona-Regeln - Kliniken verlegen Patienten

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Eine Pflegekraft arbeitet auf einer Intensivstation für Corona-Patienten. (Foto: Fabian Strauch/dpa/Symbolbild)

Brandenburg steht vor schärferen Beschränkungen im Kampf gegen Corona. "Wir müssen die notwendigen Entscheidungen zum Schutz von Leib und Leben von Menschen...

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Schönefeld (dpa/bb) - Brandenburg steht vor schärferen Beschränkungen im Kampf gegen Corona. „Wir müssen die notwendigen Entscheidungen zum Schutz von Leib und Leben von Menschen treffen“, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Samstag in Schönefeld. „Wenn wir uns die Situation im Gesundheitssystem anschauen, können wir nicht weiter zulassen (...), dass die Lage noch dramatischer wird.“ Patientinnen und Patienten müssten verlegt werden, geplante Operationen würden abgesagt, Stationen würden freigeräumt für Corona-Patienten. Zugleich nehmen die Impfungen deutlich Fahrt auf.

Der Regierungschef nannte keine Details über neue Beschränkungen, er hatte am Freitag aber auf die Bedeutung von Kontaktbeschränkungen hingewiesen. Derzeit würden intensive Gespräche geführt, sagte Woidke am Samstag. Am Dienstag wolle das Kabinett die notwendigen Entscheidungen treffen, auch wenn sie für den Einzelnen hart seien.

Die Krankenhäuser im Süden Brandenburgs sind immer stärker belastet. Patienten seien von kleineren zu größeren Krankenhäusern verlegt worden, teilte der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Gabriel Hesse, mit. Die Kliniken arbeiten in regionalen Netzwerken. Wenn die Kapazitäten in Brandenburg nicht reichen, können andere Länder helfen. Die Bundesländer sind in fünf Gruppen aufgeteilt, sogenannte Kleeblätter. Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bilden das Kleeblatt Ost. In allen diesen Bundesländern wird laut Brandenburger Gesundheitsministerium derzeit eine angespannte Situation gemeldet, ohne dass Aufnahmen möglich seien.

Der Regierungschef rief Impfskeptiker dazu auf, sich und andere zu schützen. „Ich glaube, es ist notwendig, ganz klar zu sagen, dass nur Impfen uns aus dieser pandemischen Notlage herausführt“, sagte Woidke. „Impfen ist gelebte Mitmenschlichkeit, Impfen ist auch gelebte Solidarität.“ Bei einem Impfgipfel hatte die Landesregierung mit Kommunen, Ärzten und Krankenhäusern vereinbart, die Zahl der Impfungen auf 160.000 pro Woche deutlich zu erhöhen. Mit Hilfe von Kommunen sind 100 neue Impfstellen geplant.

Die Nachfrage nach Impfungen steigt: In der vergangenen Woche sei mehr als 63.000 Mal geimpft worden nach 41.000 Impfungen davor, teilte der Sprecher des Gesundheitsministeriums mit. Er warnte davor, dass die geplante Begrenzung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer das Tempo wieder drosselt. Jetzt, wo die Impfungen anziehen, habe der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ein Kommunikations-Desaster angerichtet, das geeignet sei, die Beschleunigung der Impfkampagne zu gefährden. Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg, Peter Noack, rechnet mit deutlich mehr Beratungsbedarf in den Praxen.

Die Sieben-Tage-Inzidenz erreichte am Sonntag in Brandenburg mit 559,5 neuen Corona-Infektionen je 100.000 Einwohner einen weiteren Höchstwert. Damit hat das Land dem Robert Koch-Institut zufolge den vierthöchsten Wert hinter Sachsen, Bayern und Thüringen. Zwei Landkreise haben eine Inzidenz von mehr als 1000. Der Wert stieg in Elbe-Elster auf knapp 1301 und im Kreis Oberspreewald-Lausitz auf 1128, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Die Gesundheitsämter meldeten innerhalb eines Tages 1459 neue Fälle, nicht alle Ämter lieferten Daten.

Die Zahl der Covid-19-Patienten je 100.000 Einwohner, die binnen sieben Tagen ins Krankenhaus kamen, liegt bei 3,95. Sie ging leicht zurück. Die Warnampel steht noch auf Grün, der Warnwert ist bei 7,0 überschritten. Bund und Länder hatten vereinbart, dass die Länder bei einer Überschreitung des Schwellenwerts von 3,0 flächendeckende Zugangsregeln nur für Geimpfte und Genesene (2G) etwa zu Veranstaltungen und Gastronomie einführen. In Brandenburg gilt seit Montag die 2G-Regel etwa für Gaststätten, Theater und Kinos.

© dpa-infocom, dpa:211120-99-75964/4

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