Mainz:Kassenärzte warnen vor Ärztemangel auch in den Städten

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Mainz (dpa/lrs) - Die Kassenärzte warnen davor, dass sich der Ärztemangel in Rheinland-Pfalz auch in den Städten zuspitzen wird. "Der Nachholbedarf ist enorm und er ist nicht nur auf das Land beschränkt", sagte der Vorstandschef der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), Peter Heinz, am Mittwoch in Mainz. Bis 2022 fehlen den Angaben zufolge fast 4400 Fach- und Hausärzte sowie Psychotherapeuten. Derzeit zählt der Verband rund 7600 Ärzte und Psychotherapeuten zwischen Westerwald und Pfalz. Der KV lässt nicht gelten, dass zum Beispiel in Mainz derzeit für viele Fachärzte offiziell eine Überversorgung angegeben wird. Denn viele Ärzte machten Überstunden und Patienten müssten auf Termine warten.

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Mainz (dpa/lrs) - Die Kassenärzte warnen davor, dass sich der Ärztemangel in Rheinland-Pfalz auch in den Städten zuspitzen wird. „Der Nachholbedarf ist enorm und er ist nicht nur auf das Land beschränkt“, sagte der Vorstandschef der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), Peter Heinz, am Mittwoch in Mainz. Bis 2022 fehlen den Angaben zufolge fast 4400 Fach- und Hausärzte sowie Psychotherapeuten. Derzeit zählt der Verband rund 7600 Ärzte und Psychotherapeuten zwischen Westerwald und Pfalz. Der KV lässt nicht gelten, dass zum Beispiel in Mainz derzeit für viele Fachärzte offiziell eine Überversorgung angegeben wird. Denn viele Ärzte machten Überstunden und Patienten müssten auf Termine warten.

NACHWUCHS: Die Neubesetzung mit Medizinern ist aus Sicht der Kassenärzte schwierig: „Wir wissen, dass allenfalls die Hälfte der Zahl ins System neu kommt“, sagte der KV-Vorsitzende. Außerdem wollten Ärzte heutzutage nicht mehr so viel arbeiten wie ihre älteren Kollegen. „Die alten Versorger arbeiten alle im Modus der Selbstausbeutung“, sagte Heinz. „Die neue Arztgeneration sagt: Ich bin zu 100 Prozent Arzt, aber nur acht Stunden pro Tag.“ Dafür zeigte er aber Verständnis. Um gegenzusteuern, forderte der KV-Chef ein Ende der Deckelung des Etats - die Budgetierung - und der Regulierung bei der Zulassung. Der Sozialverband VdK erklärte, nicht nur der Landarztberuf müsse gefördert werden, sondern das Leben auf dem Land generell.

BEREITSCHAFTSDIENST: Er soll neu aufgestellt werden. Geplant ist eine landesweite Dispozentrale - der Standort ist offen. Die Patienten sollen sich unter der Telefonnummer 116 117 Tag und Nacht dorthin wenden können - auch wegen Terminen. Ein Hausbesuchsdienst ist in Planung. Der von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgesehene Start für die „Servicestellen für ambulante Versorgung und Notfälle“ 2019 könne aber nicht eingehalten werden. Derzeit gibt es 47 Bereitschaftspraxen, davon 44 direkt an einer Klinik.

NOTFÄLLE: Viele Patienten gehen nach Einschätzung der Kassenärzte in die Notfallambulanzen der Krankenhäuser, statt den Haus- oder Facharzt aufzusuchen. Die Zahl der Notfälle in den Krankenhäusern in Rheinland-Pfalz ist im vergangenen Jahr zwar etwas zurückgegangen - der langjährige Trend zeigt aber nach oben. Die Krankenhäuser rechneten 2017 rund 518 000 Notfallpauschalen mit der KV ab, im Jahr vorher waren es 533 000 Pauschalen, listet das Gesundheitsministerium in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage aus der CDU im Landtag auf. Im Jahr 2010 waren es noch knapp 432 000 abgerechnete Pauschalen.

ALLGEMEINPRAXIS: An diesem Freitag will die KV mit der Uniklinik Mainz einen Vertrag über eine Praxis für Allgemeinmedizin auf dem Campus unterzeichnen, um die Notfallambulanz zu entlasten. Sie soll Anfang 2019 öffnen, das Projekt läuft zunächst vier Jahre. Der Unterschied zu anderen Bereitschaftspraxen: Diese soll montags bis samstags von 8 bis 20 Uhr öffnen, nicht in Randzeiten. Denn Bereitschaftspraxen würden meist tagsüber in Anspruch genommen. Patienten sollen dann zunächst an einen Empfang kommen, an dem speziell geschulte Helfer prüfen, ob die Praxis oder die Notfallambulanz die richtige Anlaufstelle ist.

MINDESTSPRECHSTUNDEN: Damit Patienten nicht so lange auf einen Termin warten, hat Bundesgesundheitsminister Spahn den Ärzten mehr Geld für zusätzliche Sprechstunden ohne Termin in Aussicht gestellt. Die Kassenärzte in Rheinland-Pfalz lehnen die Erhöhung der Mindestsprechstundenzeit von 20 auf 25 Stunden pro Woche ab. Die Ärzte arbeiteten heute schon 50 Stunden, kritisieren sie und sprechen von Zwangsmaßnahmen, die Ärzte von einer Niederlassung abschreckten.

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