Kiel:Garg rechnet mit Verlängerung des Lockdowns im Januar

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Heiner Garg (FDP), Minister für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren des Landes Schleswig-Holstein. (Foto: Gregor Fischer/dpa/Archivbild)

Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) geht davon aus, dass der vor Weihnachten zunächst bis zum 10. Januar beschlossene Lockdown zu...

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Kiel (dpa/lno) - Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) geht davon aus, dass der vor Weihnachten zunächst bis zum 10. Januar beschlossene Lockdown zu Corona-Bekämpfung verlängert werden muss. „Mit Blick auf die kalte Jahreszeit bin ich der Auffassung, dass wir vor den schwierigsten Wochen in dieser Pandemie stehen“, sagte Garg am Mittwoch in Kiel der Deutschen Presse-Agentur. Dies gelte in Hinblick auf Neuinfektionen, auf die Inanspruchnahme von Krankenhauskapazitäten - insbesondere von Intensivkapazitäten. „Und vor diesem Hintergrund kann ich mir kaum vorstellen, dass nach dem 10. Januar weitgehende Lockerungsrunden eingeläutet werden können.“

Denn die zurückgehenden Inzidenzen und auch die zurückgehenden Fallzahlen der vergangenen Tage spiegeln laut Garg nicht das Infektionsgeschehen in Deutschland wider, sondern haben damit zu tun, dass deutlich weniger getestet wurde über die Feiertage. „Im Gegenteil: Wir sehen an der heute sehr tragischen hohen Anzahl von über 1100 Opfern, die an oder mit Corona in ganz Deutschland gestorben sind, dass das Virus sehr breit in der Bevölkerung zirkuliert.“ Die hohen Todeszahlen hängen laut Garg mit den hohen Infektionszahlen der zurückliegenden Wochen zusammen.

Binnen eines Tages hatten die deutschen Gesundheitsämter dem Robert Koch-Institut (RKI) 1129 neue Todesfälle gemeldet, wie aus den RKI-Zahlen vom Mittwochmorgen hervorgeht.

Die Ministerpräsidenten und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wollen am 5. Januar entscheiden, wie es nach dem 10. Januar mit dem Kampf gegen Corona weitergeht. Erst Mitte/Ende Januar werde man sich ein halbwegs seriöses Bild machen können, ob und wie der Lockdown gewirkt und sich auf das Infektionsgeschehen ausgewirkt habe, sagte Garg.

Der Impfstart in Schleswig-Holstein ist dem Minister zufolge trotz einiger Pannen im Großen und Ganzen gut gelungen. „Dabei hat es, und da muss man auch nicht drum herum reden, auch kleinere und größere technische Probleme gegeben.“

Erste mobile Teams impfen seit Sonntag in Einrichtungen Hochbetagte, medizinisches Personal und Pflegekräfte. Am Dienstag konnten erstmals telefonisch und online Impftermine in Schleswig-Holstein für Impfzentren vereinbart werden; nach drei Stunden waren die zuerst für über 80-Jährige zur Verfügung stehenden Termine ausgebucht. Von den maximal 29 Impfzentren sollen 15 Kernimpfzentren am 4. Januar öffnen.

Irrtümlich wurden am Dienstag rund 420 Impftermine für das Impfzentrum Wahlstedt im Kreis Segeberg gebucht. „Wahlstedt war online gelistet, obwohl Kaltenkirchen als erstes Impfzentrum für den Kreis Segeberg an den Start geht“, erklärte Garg den Fehler. Man biete den Betroffenen jetzt die Möglichkeit, den gebuchten Termin in Kaltenkirchen wahrzunehmen oder den Termin zu stornieren und einen neuen Termin zu vereinbaren.

Garg sprach von einem ärgerlichen Fehler: „Man darf aber nicht vergessen: Das ist die größte Impfaktion in der jüngeren Geschichte des Landes.“ Dass es da an der einen oder anderen Stelle Probleme gebe, „da bitte ich um Verständnis und um Entschuldigung, aber wo so viele Menschen an einem Projekt arbeiten, werden auch Fehler auftreten“.

Es habe am Dienstag auch große Enttäuschung gegeben, weil Zugangsberechtigte keinen Termin bekommen haben. „Aber wir können nur so viele Termine vergeben, wie wir auch Impfstoff haben.“ Am Mittwoch traf in Schleswig-Holstein planmäßig eine Lieferung von 24 375 Impfdosen ein.

Eventuelle Verzögerungen bei der Lieferung des Biontech-Impfstoffs werden nach Angaben des Ministeriums in Kiel keine Auswirkungen auf den Start der Impfzentren am 4. Januar haben. Denn Schleswig-Holstein schalte zunächst Termin-Anmeldungen zur Impfung nur jeweils für die Folgewoche frei. „Die Impftermine werden nur auf Basis des tatsächlich vorhandenen Impfstoffes vergeben“, hieß es. Daher seien erst wieder am 5. Januar Termine für Impfungen buchbar.

„Wir stellen in der Anfangszeit 50 Prozent der Impfdosen zurück, damit die Menschen, die ihre erste Impfung erhalten haben, sicher sein können, auch die zweite Impfung zu erhalten - denn erst dann bildet sich der vollkommene Impfschutz aus“, sagte Garg. Andere Bundesländer wie das Saarland hätten dagegen bereits Impftermine bis Ende Januar vergeben.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bat am Mittwoch um Verständnis für teils auftretende Anlaufschwierigkeiten bei der Organisation von Corona-Impfungen. Nach der Lieferung vom Mittwoch sei die nächste dann „rund um Ende der nächsten Woche“ vorgesehen. Die nächste Woche endet am 10. Januar. Im Januar seien dann jede Woche reguläre Lieferungen geplant, idealerweise jeweils am selben Wochentag, sagte Spahn. Der Bund beschafft den Impfstoff zentral, die Lieferungen werden dann nach einem Schlüssel auf die Länder verteilt.

Pannen wie in Oberfranken oder in Mecklenburg-Vorpommern, wo die Kühlkette des Impfstoffs unterbrochen war beziehungsweise medizinisches Personal etwa die fünffache Impfdosis erhielt, seien in Schleswig-Holstein bislang nicht passiert. „Es wird von allen mit größter Sorgfalt gearbeitet.“

Die große Nachfrage bei der Terminvergabe am Dienstag hat laut Garg gezeigt, dass die Impfbereitschaft in Schleswig-Holstein relativ hoch sein muss. Dieselbe Erfahrung hätten die mobilen Impfteams zuvor gemacht. „Sie sprechen von eine Impfbereitschaft bei den Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern von bis zu 90 Prozent. Und das stimmt mich für den weiteren Verlauf des Impfprozesses optimistisch.“

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