Arzneimittel:Barmer warnt vor unnötigen und riskanten Schmerztherapien

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Ein Apotheker hält ein Rezept in der Hand, während er eine Medikamentenverpackung aus einer Schublade in einer Apotheke holt. (Foto: Monika Skolimowska/dpa/Archivbild)

Das Angebot an Schmerzmitteln ist groß. Nicht alle sind für jeden gleich passend und oft holt man sich einfach ein Medikament bei der Apotheke, um durch den Tag zu kommen. Doch dabei gibt es einiges zu beachten.

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Kiel (dpa/lno) - Die Barmer Schleswig-Holstein hat vor unnötigen und riskanten Schmerztherapien gemahnt. Patientinnen und Patienten bekämen häufig für sie ungeeignete Schmerzmittel verordnet, stellte die Krankenkasse Barmer in ihrem Arzneimittelreport 2023 fest. Dafür wurde die medikamentöse Schmerztherapie ambulant behandelter Versicherter der Barmer ab 18 Jahren ohne Tumordiagnose untersucht.

In Schleswig-Holstein bekam demnach jeder dritte Erwachsene (31,1 Prozent) mindestens ein Schmerzmedikament verordnet - dies seien rund 689.000 Menschen. Bedenklich sei, dass beispielsweise rund 16.700 Versicherten trotz Herzinsuffizienz sogenannte nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac verschrieben worden seien. Dabei könne selbst ein kurzer Einsatz von Schmerzmedikamenten die Leistung des Herzens deutlich verschlechtern.

Zudem nehme jeder vierte Mensch über 65 Jahren mindestens fünf Medikamente und mehr ein. Dies seien hochgerechnet rund 166.000 Menschen im Land. Beim Einnehmen mehrerer Medikamente parallel können laut Barmer riskante Wechselwirkungen auftreten.

Durchinadäquate Schmerzmitteltherapie es zu vermehrten Krankenhausaufenthalten und zu einer Steigerung des Sterberisikos kommen, hieß es im Report weiter. „Gerade die Kombination vermeintlich harmloser Schmerzmittel kann fatale Folgen haben“, sagte der Landesgeschäftsführer der Barmer Schleswig-Holstein, Bernd Hillebrandt.

Er forderte den konsequenten und verbindlichen Einsatz digitaler Helfer in der Arzneimittelversorgung, wie eine elektronische Patientenakte. Dies helfe, den Überblick über die Gesamtmedikation eines Patienten und alle Neben- und Wechselwirkungen der Medikamente zu behalten.

Doch auch jeder einzelne Mensch könne feststellen, ob er oder sie sich zu oft selbst Schmerzmittel verabreicht. Dabei hilft dem Chefarzt der Schmerzklinik Kiel, Hartmut Göbel, zufolge die 10-20-Regel. „Man bleibe im grünen Bereich, wenn man unter zehn Tagen im Monat Schmerzmittel einnimmt und die anderen 20 Tage nichts.“

Verschreibt man sich selbst an acht oder neun Tagen im Monat Medikamente, sollte man schon einen Arzt kontaktieren. Denn umso mehr Schmerzmittel der Körper zu sich nehme, umso empfindlicher werde er, betonte Göbel.

© dpa-infocom, dpa:231202-99-154507/3

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