Gesundheit:Deutlich weniger HPV-Impfungen für Kinder und Jugendliche

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Ein Mädchen bekommt nach der Impfung ein Pflaster. (Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild)

Impfen gegen Krebs - das ist noch weitgehend Zukunftsmusik. Doch gegen Humane Papillomviren, die Krebs auslösen können, gibt es eine Impfung. Nur: Immer weniger Kinder und Jugendliche in Niedersachsen werden geimpft.

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Hannover (dpa/lni) - Die Zahl der HPV-Impfungen von Kindern und Jugendlichen gegen Krebs ist nach Daten der Krankenkasse DAK im vergangenen Jahr in Niedersachsen eingebrochen. Sexuell übertragbare Humane Papillomviren (HPV) können Gebärmutterhalskrebs und Krebs im Mund-Rachen-Raum auslösen. 2022 wurden insgesamt 31 Prozent weniger Kinder und Jugendliche als ein Jahr zuvor gegen Krebs geimpft, wie eine Sonderanalyse des Kinder- und Jugendreports der DAK-Gesundheit ergab. Damit lag das Land deutlich über dem Bundesdurchschnitt - bundesweit lag der Rückgang bei etwa 25 Prozent.

Besonders stark ist der Rückgang der Analyse zufolge bei 15- bis 17-jährigen Jungen - in der Altersgruppe sank die Zahl der HPV-Impfungen im vergangenen Jahr um 44 Prozent. Insgesamt gab es bei den Jungen ein Minus von 37 Prozent, bei Mädchen ging die Zahl der Impfungen 25 Prozent zurück. Die DAK-Gesundheit ist nach eigenen Angaben mit 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands. In Niedersachsen kommt die Kasse demnach auf 538.000 Versicherte.

Für die Sonderanalyse wurden nach DAK-Angaben Abrechnungsdaten von rund 74.500 bei der DAK-Gesundheit in Niedersachsen versicherten Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren untersucht. Dazu wurden anonymisierte Versichertendaten aus den Jahren 2017 bis 2022 geprüft.

DAK-Landeschef Dirk Vennekold sprach von einem schlechten Zeichen „für die Gesundheitsvorsorge unserer Kinder. Nach der Corona-Pandemie ist leider der erhoffte Nachholeffekt ausgeblieben“. HPV-Impfungen könnten junge Menschen vor Krebserkrankungen schützen, die oft zum Tod führten, mahnte er - und forderte eine Impf-Offensive.

Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi nannte die Zahlen besorgniserregend. Der SPD-Politiker forderte, verstärkt über HPV-Impfungen zu informieren. Der Anteil der gegen HPV geimpften Kinder sei schon vor der Corona-Pandemie nicht besonders hoch gewesen - vor allem im Vergleich mit anderen europäischen Ländern, sagte Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. „Nun ist er besorgniserregend niedrig.“ Der massive Rückgang sei schwer zu erklären, allerdings gebe es angesichts der Diskussionen um vermeintliche Folgeschäden der Corona-Schutzimpfung eine „leicht erhöhte Impfskepsis“.

Tatsächlich sind die Rückgänge bei der HPV-Impfung der Analyse zufolge im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 noch ausgeprägter: 2022 erhielten demnach 41 Prozent weniger Kinder und Jugendliche erstmalig eine Impfung gegen Krebs als noch 2019. Auch in diesem Vergleich sanken die Zahlen bei den Jungen (minus 48 Prozent) stärker als bei den Mädchen (minus 33 Prozent). Den stärksten Rückgang gab es bei den 15- bis 17-jährigen Jungen - das Minus lag bei 60 Prozent.

© dpa-infocom, dpa:231110-99-893881/2

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