Gesundheit - Düsseldorf:Corona-Disziplin in NRW: Kleinunternehmer-Run auf Nothilfe

Corona
Die Polizei kontrolliert am Rheinufer in Düsseldorf die Einhaltung der Corona-Vorsichtsmaßnahmen. Foto: David Young/dpa (Foto: dpa)

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Düsseldorf (dpa/lnw) - Wochenende und Sonnenschein, aber offensichtlich haben die Menschen in NRW der Verlockung widerstanden und sich am Samstag zu großen Teilen an die Corona-Regeln gehalten. Wie dringend viele Kleinunternehmer und Selbstständige in der Corona-Krise auf die finanziellen Hilfen des Landes angewiesen sind, wurde in den ersten 24 Stunden nach Start des NRW-Hilfsprogramms an der Antragsflut deutlich. Dieser Samstag wurde vielleicht auch zum Tag der Hoffnung für acht schwerkranke Corona-Patienten aus sehr belasteten Regionen in Italien und Frankreich, die zur Behandlung nach Nordrhein-Westfalen gebracht wurden.

Im Kölner Grüngürtel und an der Rheinpromenade war nach Beobachtung einer dpa-Reporterin ziemlich was los: Viele nutzen das Wochenende für einen Spaziergang, eine Fahrradtour oder ein Eis in der Sonne. Aber augenscheinlich waren sie in der Familie oder mit Partnern unterwegs.

Bis auf vereinzelte Ausnahmen hielten sich die meisten Menschen in Köln, Düsseldorf und Münster nach Angaben der Behörden an die Kontaktbeschränkungen in der Corona-Krise: Selbst die Düsseldorfer Altstadt war am Freitagabend menschenleer. "Wir haben eine weitestgehende Einhaltung der Regeln", sagte auch Ordnungsdezernent in Münster Wolfgang Heuer. Viele Kommunen hatten am zweiten Wochenende mit massiven Einschränkungen scharfe Kontrollen angekündigt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel bat in einer persönlichen Botschaft aus der häuslichen Quarantäne die Menschen am Samstag um Geduld in der Corona-Krise. Nordrhein-Westfalen ging landesweit mit ganzseitigen Zeitungsanzeigen in die Offensive: Unter der Schlagzeile "Mit der Stärke jedes Einzelnen schwächen wir das Virus" appellierte das Land an die Bürger, die Corona-Regeln einzuhalten.

Inzwischen trifft die Corona-Krise sämtliche Branchen der NRW-Wirtschaft mit voller Härte, wie eine Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammern (IHK) in Nordrhein-Westfalen zeigte. Demnach verzeichnen 90 Prozent der Befragten aktuell Umsatzeinbußen. Jedes fünfte Unternehmen beklagt Rückgänge seiner Geschäfte von mehr als 50 Prozent. 14 Prozent sind akut von der Insolvenz bedroht.

Hauptgeschäftsführer Ralf Mittelstädt bezeichnete den schnellen Start der digitalen Soforthilfe-Anträge als wichtigen Schritt für die vielen Kleinunternehmen. Wie wichtig die Hilfen aus dem NRW-Sofortprogramm für Kleinunternehmer und Selbstständige sind, wurde schon in den ersten 24 Stunden deutlich: Nach Angaben des NRW-Wirtschaftsministeriums gingen von Freitagnachmittag an über 130 000 Anträge ein, 4800 davon wurden in der Zeit bewilligt. 700 Menschen arbeiten an diesem Wochenende in den Bezirksregierungen, "um den Betrieben möglichst schnell die Mittel elektronisch zu bewilligen", teilte Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) mit.

Die Zahl der landesweit nachgewiesenen Corona-Infektionen stieg nach Angaben des NRW-Gesundheitsministeriums von Freitag (10 Uhr) auf Samstag (11.30 Uhr) auf gut 12 700. Das war ein Anstieg um 1200 Fälle. Einen beachtlichen Anstieg gab es bei den Todesfällen: von 85 am Freitagmorgen auf 105 am Samstag. Im besonders betroffenen Kreis Heinsberg waren nach Ministeriumsangaben gut 1200 Menschen infiziert. Am Vortag (10 Uhr) waren es dort noch 1150 Menschen.

Ein hoffnungsvoller Samstag könnte es für insgesamt acht schwer kranke Corona-Patienten gewesen sein, die aus von der Pandemie schwer getroffenen Gebieten in Italien und Frankreich zur Behandlung nach Nordrhein-Westfalen gebracht wurden.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) dankte den Beteiligten für die europäische Solidarität: "Danke an unsere Kliniken in Essen, Bochum, Köln und Bonn, an alle Ärzte, Pfleger und Piloten für europäische Solidarität in schwieriger Zeit", twitterte er.

Wegen der dramatischen Notlage norditalienischer Krankenhäuser in der Coronavirus-Krise hat die Luftwaffe am Samstag sechs Patienten zur Behandlung nach Nordrhein-Westfalen gebracht. Eine Spezialmaschine mit den schwer erkrankten Corona-Patienten aus Italien an Bord landete nach Angaben der NRW-Staatskanzlei am frühen Nachmittag auf dem Flughafen Köln/Bonn. Zuvor waren den Angaben nach zwei Patienten aus dem französischen Metz in die Uni-Klinik Essen geflogen worden.

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