Berlin:Erste Impfstoff-Lieferung fällt aus: Kalayci mit Kritik

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Die Senatorin für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Dilek Kalayci (SPD). (Foto: Paul Zinken/dpa/Archivbild)

Für Berlin wird es in der ersten Woche des neuen Jahres keinen weiteren Impfstoff gegen das neue Coronavirus geben. Das sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci...

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Berlin (dpa/bb) - Für Berlin wird es in der ersten Woche des neuen Jahres keinen weiteren Impfstoff gegen das neue Coronavirus geben. Das sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. „Wir haben jetzt vom Bundgesundheitsministerium die Nachricht bekommen, dass die Lieferung in der ersten Kalenderwoche ersatzlos ausfällt“, sagte Kalayci. Erst ab dem 11. Januar solle es weitergehen. „Das bringt uns jetzt in sehr große Schwierigkeiten, da wir aufbauend auf diese Zusagen unsere Planungen gemacht haben“, ergänzte die Senatorin. Der Zeitplan für den Impfstart der Menschen über 80 Jahren, die zu Hause leben, bekommt damit eine erste Delle.

Denn Berlin sollte ursprünglich ab dem 4. Januar 29 250 weitere Impfdosen erhalten. „Die hätten wir gebraucht, um mit den über 80-Jährigen anfangen zu können. Das können wir jetzt natürlich nicht, weil diese Impfdosen fehlen.“ Es gebe auch später keinen Ersatz dafür. Deshalb würden ab Mittwoch nun zunächst allein Menschen über 90 Jahren per Brief zu den Impfungen in den neuen Zentren eingeladen - geplant nun frühestens ab dem 11. Januar. „Wenn wir die prioritären Gruppen nicht zügig genug geimpft bekommen, ist das ein Problem“, sagte Kalayci. Auch für Pflege- und Klinikpersonal reichten die eingeplanten Impfstoffmengen für Anfang Januar nun nicht aus.

„Ich habe die Bitte an den Bund, die Lieferung etwas stabiler und zügiger zu organisieren. Wir können hier nicht alles vorbereiten und dann so eine Bremse bekommen“, sagte Kalayci. Das sei mehr als unglücklich gelaufen. „Ich bin sauer.“ Die Knappheit des Impfstoffs bleibe ein Problem für den Impfstart in Deutschland.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bat am Mittwoch um Verständnis für teils auftretende Anlaufschwierigkeiten. Dafür könne man nur um Geduld bitten. Eine weitere Impfstoff-Lieferung solle noch am Mittwoch erfolgen - auch mit Blick ins neue Jahr hinein. Die nächste Lieferung sei dann „rund um Ende der nächsten Woche“ vorgesehen. Im Januar seien danach jede Woche reguläre Lieferungen geplant, idealerweise jeweils am selben Wochentag.

„Wir können aber jetzt nicht Menschen einladen, die wir dann nicht zeitnah impfen können“, sagte Berlins Gesundheitssenatorin. Deshalb gingen in der Hauptstadt nun zunächst nur Einladungen an die rund 23 400 Berlinerinnen und Berliner über 90 Jahren heraus. Menschen zwischen 80 und 90 Jahren sollen diese Briefe wegen der verzögerten Impfstoff-Lieferung anders als ursprünglich geplant nun erst später bekommen. Alle Einladungen haben einen Code, mit dessen Hilfe Menschen, die sich impfen lassen möchten, über ein Callcenter einen Termin in einem Impfzentrum machen können.

Seit vergangenem Sonntag sind bereits mobile Teams unterwegs, um mit den ersten gelieferten mehr als 50 000 Dosen für Berlin pflegebedürftige Menschen in Heimen zu impfen. Auch in Kliniken wird bereits Personal immunisiert. Darüber hinaus hat mit der Arena in Treptow das erste Impfzentrum für Pflegepersonal aus Heimen geöffnet. Nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) als Koordinator sind die Impfungen dort auch gut angelaufen: Sonntag waren es 155, Montag 289 und am Dienstag 510. Für Mittwoch waren weitere 700 geplant, sagte der ehrenamtliche Präsident Mario Czaja am Mittag.

Über den Jahreswechsel sollte das Zentrum ohnehin schließen. Am 4. Januar werde es für das Pflegepersonal zunächst wie geplant weitergehen, sagte Regina Kneiding, Sprecherin für das DRK-Projektbüro Impfzentren Berlin. Noch sei für diese Gruppe Impfstoff aus den bisherigen Lieferungen da.

Gute Planung ist wichtig in der Pandemie. Denn ist der bei rund Minus 70 Grad gefrorene erste in Deutschland zugelassene Biontech-Impfstoff erst einmal aufgetaut, muss er fachgerecht aufbereitet auch gespritzt werden - wieder einfrieren geht nicht. Deshalb müssen die Projektmanager auch möglichst 24 Stunden vorher wissen, wer geimpft werden möchte.

Schon in den ersten Tagen sind aber auch Menschen immunisiert worden, die nicht zu den Risikogruppen gehörten. Darunter waren zum Beispiel Helfer in den Zentren oder auch Pflegepersonal in Heimen. Denn verfallen sollen überzählige Dosen auf keinen Fall. Diese Möglichkeit solle flexibel und offen gehandhabt werden, aber die Ausnahme bleiben, sagte die Senatorin. „Bei der knappen Impfstoffmenge möchte ich mich bei den mobilen Teams auf die Pflegebedürftigen konzentrieren, denn die sterben uns bundesweit gerade weg.“ Auch an der bundesweiten Vereinbarung, wegen der Zweifach-Impfung die Hälfte aller gelieferten Dosen zunächst zurückzulegen, wolle sie wegen ausgefallener Lieferungen nichts ändern, betonte Kalayci.

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