Berlin:Corona in Pflegeheim: Laut Betreiber nun 14 Todesfälle

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Eine Pflegerin hält im Altenheim die Hand einer Bewohnerin. (Foto: Oliver Berg/dpa/Symbolbild)

Nach dem Corona-Ausbruch in einem Alten- und Pflegeheim in Berlin-Lichtenberg hat sich die Zahl der Todesfälle nach Betreiberangaben erhöht. "14 positiv...

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Berlin (dpa) - Nach dem Corona-Ausbruch in einem Alten- und Pflegeheim in Berlin-Lichtenberg hat sich die Zahl der Todesfälle nach Betreiberangaben erhöht. „14 positiv getestete Bewohner sind nach unserer Kenntnis leider verstorben“, teilte eine Sprecherin der Betreiberfirma Kursana am Montagnachmittag mit. Zuletzt waren zwölf Todesfälle bestätigt gewesen. „Nach wie vor sind 27 Bewohner sowie 17 Mitarbeiter positiv getestet“, hieß es. Rund 100 Menschen lebten aktuell in der Einrichtung. Am Freitag waren 14 Bewohner in Krankenhäuser und andere Heime verlegt worden.

Die Senatsverwaltung für Gesundheit zeigte sich noch vor Bekanntwerden der weiteren Todesfälle „bestürzt“ über die Ereignisse. Die Verwaltung lasse sich stetig berichten und stehe dazu im Austausch mit dem Bezirksamt Lichtenberg, erklärte ein Sprecher am Montag. Die Heimaufsicht sei tätig. Die Senatsverwaltung vertraue darauf, dass das Bezirksamt die Lage in den Griff kriege. Vom Betreiber erwarte man „absolute Transparenz und nötigenfalls Konsequenzen“.

Zuvor war bekannt geworden, dass in dem Heim innerhalb von fünf Wochen zwölf coronainfizierte Menschen gestorben sind. Der Großteil im Krankenhaus. Nach Betreiberangaben hatten alle schwerwiegende Vorerkrankungen oder befanden sich in der Palliativphase. Weiter hieß es, dass ab Mitte der Woche die Mitarbeiter vor Dienstantritt Corona-Schnelltests nutzen sollen.

Der Corona-Ausbruch könnte laut einem Bezirkspolitiker durch Personal verursacht worden sein. Befürchtet werde, dass sich die Patienten bei Personal angesteckt hätten, das nicht positiv getestet worden sei, aber vielleicht mit Symptomen zur Arbeit gekommen sei, sagte der amtierende Gesundheitsstadtrat Martin Schaefer der RBB-„Abendschau“ am Sonntagabend.

Auf dpa-Anfrage erklärte eine Kursana-Sprecherin: „Wir haben gemäß unserem Pandemieplan die klare Anweisung erteilt, dass Mitarbeiter mit grippeähnlichen Symptomen nicht zur Arbeit erscheinen dürfen und zu Hause bleiben sollen, bis sie einen negativen Test bekommen haben.“ Gemäß Pandemieplan gebe es auch täglich Screenings und Temperaturmessungen bei den Mitarbeitern vor Betreten der Einrichtung. Bei Symptomen würden sie nach Hause geschickt. „Mitarbeitern mit einem positiven Test oder Grippe-Symptomen ist es untersagt, die Einrichtung zu betreten.“ Man habe „keine Kenntnis davon, dass Mitarbeiter angerufen oder aufgefordert wurden, trotz grippeähnlicher oder anderer Symptome in die Einrichtung zu kommen“, so die Sprecherin.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, erklärte, selbst mit Infektionsgrundschutz, Kontaktdokumentation, klassischen PCR-Tests und regelmäßigen Temperaturmessungen der Mitarbeiter vor Dienstbeginn sei das Coronavirus nicht sicher vor dem Eingang zu stoppen. „Es braucht Schnelltests, die in wenigen Minuten anzeigen, ob eine Person ansteckend ist. Doch solche Antigen-Tests fehlen bisher.“ Deshalb sei die Gefahr weiterhin groß, dass Pflegeheime und Krankenhäuser zu Corona-Hotspots würden. „Das Land Berlin ist gefordert, sofort für eine flächendeckende und tägliche Versorgung von Schnelltests in Krankenhäusern und Pflegeheimen zu sorgen.“ Ohne zusätzliches Personal, auch aus dem Katastrophenschutz und der Bundeswehr, werde das nicht gehen.

Die Gesundheitsverwaltung hatte kürzlich von Auslieferungen erster Schnelltests auch an Heime berichtet. Laut der Kursana-Sprecherin stehen der Einrichtung seit dem 12. November solche Tests von der Gesundheitsverwaltung zur Verfügung. Auch man selbst habe Schnelltest bestellt. „Diese waren aber nicht so schnell verfügbar und werden voraussichtlich erst Ende November geliefert“, hieß es.

Laut Gesundheitsverwaltung informierte die Einrichtungsleitung die Heimaufsicht am 8. Oktober, dass eine Bewohnerin im Krankenhaus positiv getestet worden sei. Wegen schlechten Allgemeinzustandes sei sie am 6. Oktober dorthin verlegt worden.

Schaefer zeigte sich mit Blick auf den verheerenden Ausbruch betroffen. „Das ist insgesamt eine wirklich schreckliche Situation, in der wir da gerade sind.“

Schon im Frühjahr hatte es in Berlin und bundesweit Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen gegeben, teilweise mit hohen Todesraten unter den Bewohnern.

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