Ein neues Kapitel aus der absurden Welt des Konsums: Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch wirft der Edeka-Tochter Netto Etikettenschwindel vor. Die Firma verkauft Hackfleisch als "fettreduziert", doch was gesund klingt, ist offenbar fettreiches Fleisch, gestreckt mit "einer Pampe aus Wasser, Weizeneiweiß und Mehl". Das Unternehmen wies die Vorwürfe mit dem Hinweis zurück, es handele sich schließlich "um eine Fleischzubereitung". Dem Verbraucher, der sich im Dschungel der Bezeichnungen nicht auskennt, nützt dieser Hinweis wenig. Für ihn bleibt es dabei, dass das Produkt nicht nur seinen Geldbeutel belastet, sondern auch für seine Gesundheit nicht unbedingt empfehlenswert ist. Ein hoher Anteil von Getreide in einem Produkt, in dem man dies nicht erwartet, ist für Menschen mit Glutenunverträglichkeit ein Problem. Außerdem, so schreibt Foodwatch, führt das Produkt alle, die sich fettarm ernähren wollen in die Irre: Letztlich sei dieses Fleisch fettreicher als das Pendant von der Bedientheke. Dies ist nicht der einzige Fall, bei dem sich Verbraucher getäuscht fühlen dürften. Wer möglichst wenig Fett, Zucker und künstliche Zusatzstoffe, dafür aber viele natürliche Vitamine zu sich nehmen will, tappt schnell in Fallen der Nahrungsmittelindustrie. Hier einige Beispiele der vergangenen Jahre.
Wer Kochschinken vor allem auf Pizza, in Salaten und Nudeln isst, kann nicht sicher sein, ein gewachsenes Stück Fleisch zwischen die Zähne zu bekommen. Häufig handelt es sich um ein Produkt, das aus kleineren Stücken und Resten zusammengefügt wird. Die Methode erlaubt es Herstellern, das Fleisch zu strecken: durch Wasser oder auch Weizen oder Milcheiweiß. Der durchschnittliche Fleischgehalt bei deratigen Imitaten betrug im Jahr 2010 nur 68 %, wie das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit mitteilte. Vor allem in der Gastronomie wird aber häufig nicht korrekt gekennzeichnet, um welche Art Schinken es sich handelt.
Wer glaubt, vitamin- und eisenhaltige Leber zu verspeisen, wird beim "bayerischen Leberkäs" enttäuscht. Laut offiziellen Verordnungen muss Leberkäse deutschlandweit wenigstens geringe Mengen von Leber enthalten - außer in Bayern. Hier enthält die Spezialität Rindfleisch, fettreiches Schweinefleisch und Speck, aber keine Leber, wie Foodwatch beklagt. Wie derartige Ausnahmeregelungen zustande kommen, bleibt ein Geheimnis der Branche. Foodwatch klagte vergeblich auf Herausgabe der Sitzungsprotokolle der zuständigen Lebensmittelbuchkommission.
Dieser Milchbrei suggeriert, er enthalte reichlich gesunde Erdbeeren. Tatsächlich fand die Verbraucherzentrale Hamburg lediglich ein Prozent Erdbeerflocken in dieser Babykost. Weil das für ein anständiges Erdbeerrot offenbar nicht ausreicht, hat der Hersteller bei der Farbe nachgeholfen - mit Rote-Beete-Pulver.
"Schmeckt leicht. Belastet nicht. Ideal für zwischendurch", wird die "Milchschnitte" beworben. Sportler sind die bevorzugten Werbeträger. Dabei besteht das Produkt zu mehr als 50 Prozent aus Zucker und Fett, beklagt Foodwatch. Der Kaloriengehalt pro 100 Gramm liegt mit 420 Kilokalorien deutlich höher als der einer durchschnittlichen Sachertorte. Der Hersteller Ferrero erklärt dazu: Die Werbung mit sportlichen Werbepartnern solle den Zusammenhang zwischen Ernährung und angemessener Bewegung darstellen. Die Werbung wäre somit nicht widersprüchlich zum Produkt.
In die gleiche Kategorie gehört die "Yogurette". Sie ist längst nicht so "leicht" und gesund wie ein Joghurt. Die Schokoriegel enthalten sogar mehr Kalorien und Fett als normale Vollmilchschokolade, schreibt Foodwatch-Gründer Thilo Bode in seinem Buch: Die Essensfälscher.
Sieht gesund aus, doch die "Capri-Sonne" hat mit vitaminreichen Orangen nur wenig zu tun. Im Inneren des 200-Milliliter-Beutels sind nach Angaben von Foodwatch nur etwa 14 Milliliter Orangensaft. Der Rest ist in erster Linie Zuckerwasser.
Auch dieses Getränk konnte kaum als gesunder Durstlöscher empfohlen werden. Denn neben der natürlichen Fruchtsäure enthielt der Kindersaft "Frucht-Tiger" unnötig viele zugesetzte künstliche Vitamine, monierte Foodwatch. Ebenfalls negativ: die zugesetzte Citronensäure, die bei Kindern den Zahnschmelz angreifen kann. Nach Verbraucherprotesten änderte der Hersteller die Rezeptur. Die Citronensäure, die Süßstoffe und die zugesetzten Aromen und Vitamine sind inzwischen verschwunden. "Der Frucht-Tiger besteht jetzt nur noch aus Wasser, Fruchtsaftkonzentrat und ein wenig Fruchtsüße", stellt Foodwatch fest.
Das Danone-Joghurtgetränk "Actimel" aktiviert laut Verpackung die Abwehrkräfte. Doch probiotische Kulturen enthält jeder Naturjoghurt, und dies zu meist deutlich niedrigerem Preis. Ob die Kulturen überhaupt einen Effekt auf die Gesundheit haben, ist unklar. Sicher ist dagegen: Actimel enthält etwa zehn bis zwölf Prozent Zucker, wie Foodwatch ebenfalls kritisierte.
Jede Menge Zucker findet sich auch in diesem vermeintlichen Fitnessprodukt: Die Getreideflocken von Nestlé bringen es auf rund ein Drittel Zuckeranteil.