Coronavirus auf Kreuzfahrtschiff:Aus der Quarantäne in die Quarantäne

Lesezeit: 2 min

Gefragte Gesprächspartner: Erste Passagiere dürfen die Diamond Princess verlassen. Das Medieninteresse ist groß. (Foto: AFP)
  • Nach zwei Wochen Quarantäne durften am Mittwoch die ersten 500 Passagiere das Kreuzfahrtschiff Diamond Princess verlassen.
  • Während japanische Passagiere zurückkehren ins normale Leben, stehen vielen internationalen Reisenden zwei weitere Wochen Quarantäne in ihrem Heimatland bevor.
  • Die Zahl der Todesopfer durch das Coronavirus stieg unterdessen auf über 2000.

Nach zweiwöchiger Quarantäne wegen des neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 sind die ersten Passagiere von Bord des Kreuzfahrtschiffes Diamond Princess in Japan gegangen. Die Ausschiffung der rund 3000 Menschen auf dem Schiff werde mindestens drei Tage dauern, teilte die Regierung mit. Als erste Gruppe sollen rund 500 vor allem ältere Passagiere, die negativ auf den Erreger getestet und abschließend von Ärzten an Bord befragt wurden, das Schiff verlassen. Sie würden in die Innenstadt von Yokohama oder zu anderen Bahnhöfen im Raum der Tokioter Nachbar-Metropole gebracht, meldete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo.

Wer zwar negativ auf das Virus getestet wurde, aber engen Kontakt mit später positiv getesteten Personen hatte, muss bis auf Weiteres an Bord des Schiffes zur Beobachtung bleiben. Die Reederei werde entscheiden, wann ihre nicht vom Erreger betroffenen Crewmitglieder das Schiff verlassen, hieß es. Vor dem Schiff fuhren am Mittwoch Busse auf.

Epidemie
:Ist das Coronavirus noch zu stoppen?

Die Weltgemeinschaft versucht mit drastischen Mitteln, die weitere Ausbreitung des Erregers aufzuhalten. Experten fürchten, dass es dafür bereits zu spät ist. Auch in Afrika gibt es nun den ersten Krankheitsfall.

Von Hanno Charisius und Berit Uhlmann

Während japanische Passagiere ins normale Leben zurückkehren können, stehen vielen internationalen Reisenden zwei weitere Wochen Quarantäne in ihrem Heimatland bevor. Südkorea und Australien haben bereits angekündigt, so vorgehen zu wollen. Der Leiter des Instituts für Öffentliche Gesundheit in Hongkong, Keiji Fukuda, hält das Vorgehen für angemessen. "Es ist absolut möglich, negativ getestet zu werden, in ein Flugzeug zu steigen und bei der Landung positiv zu sein. So funktionieren Infektionen," sagte Fukuda der Agentur Bloomberg.

Von den 3700 Passagieren hatten im Laufe der Quarantäne 542 mit dem Virus infiziert. Auch ein deutsches Ehepaar wurde positiv auf den Erreger getestet. Alle Betroffenen wurden in örtliche Krankenhäuser gebracht. Anlass für die zweiwöchige Quarantäne war ein 80-Jähriger aus Hongkong gewesen, der positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Er war am 20. Januar in Yokohama zugestiegen und fünf Tage später in Hongkong von Bord des Kreuzfahrtschiffes gegangen.

Zahl der Toten überschreitet 2000

Die Gesundheitskommission in Peking teilte am Mittwoch mit, die Zahl der Todesopfer sei im Vergleich zum Vortag um 136 auf nun 2004 gestiegen. Die nachgewiesenen Infektionen kletterten demnach um 1749 auf 74 185 Fälle. Insgesamt sind damit weltweit über 75 000 Menschen mit dem Virus infiziert, der allergrößte Teil davon auf dem chinesischen Festland. In Südkorea meldeten die Behörden 15 weitere Fälle. Elf davon hätten zuvor mit einem anderen infizierten Kontakt gehabt, teilten die Zentren für Seuchenkontrolle mit. Die Gesamtzahl der nachgewiesenen Erkrankten stieg damit in Südkorea auf 46.

In Hongkong ist ein zweiter Todesfall registriert worden. Der 70-jährige Mann habe an Vorerkrankungen gelitten und gehörte zu den 62 bestätigten Fällen in der Stadt, teilte das Princess-Margaret-Krankenhaus mit.

In mehreren chinesischen Städten droht staatlichen Medien zufolge ein Mangel an Blutkonserven. Einem Bericht der Zeitung China Daily zufolge hat die Stadt Shiyan deshalb Mitglieder der Kommunistischen Partei, Regierungsangestellte, Soldaten, Krankenhausmitarbeiter und Studenten aufgefordert, mit gutem Beispiel voranzugehen und Blut zu spenden.

© SZ.de/reuters/dpa/mxm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Coronavirus
:"Dieser Ausbruch ist beispiellos"

Lässt sich das Coronavirus noch stoppen? Der Infektionsmediziner Jeremy Farrar erklärt, was die Epidemie so gefährlich macht - und warum sich der Kampf womöglich in Singapur entscheidet.

Interview von Berit Uhlmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: