Behandlung der Depression:"Eine Psychotherapie ist immer Kleinarbeit"

Eine Depression ist kein unabänderliches Schicksal. Viele Patienten können komplett geheilt werden - Geduld und Mitarbeit vorausgesetzt. Ein Gespräch mit einem Psychiater und einem Psychologen.

Von Nina Buschek

Depressive Erkrankungen beeinträchtigen das Denken, das Fühlen, den Körper, die sozialen Beziehungen - ja das ganze Leben. Sie sind aber kein Schicksal, das man hinnehmen muss. Mit der richtigen Therapie sind Depressionen heute gut behandelbar. Ein Arzt und ein Psychologe erklären, welchen Stellenwert die Psychotherapie dabei hat. Dr. Samy Egli ist leitender Psychologe am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München. Prof. Dr. Dr. Martin E. Keck ist Chefarzt und Direktor der Klinik.

SZ: Herr Egli, auf dem Tisch hier neben uns steht nicht umsonst eine Box Papiertaschentücher. Sie behandeln täglich Menschen, die akut leiden. Was kann man mit einer Psychotherapie bei Depressiven erreichen?

Samy Egli: Viel! Im Idealfall - und das gelingt bei sehr vielen Menschen mit einer Depression - erreicht man eine völlige Remission. Das heißt, durch eine professionelle und ausreichende Behandlung kommt es zu einem völligen Verschwinden der Symptomatik und des Leidensdrucks und zu einem Wiedererreichen des Funktionsniveaus, das sie vor der Erkrankung hatten.

Professor Keck, die Psychotherapie ist ja nur ein Pfeiler der Therapie. Es gibt sicher Menschen, die lieber stimmungsaufhellende Medikamente schlucken würden, als wöchentlich zur Therapiesitzung zu gehen.

Martin E. Keck: Die Frage wofür ein Patient zugänglicher ist, ist durchaus ein wichtiges Kriterium. Denn die Therapie, zu der er sich mehr hingezogen fühlt, wird er auch machen, da wird er dabei bleiben und die wird auch wirken. Bei leichten depressiven Episoden ist das auch genau der Weg, den die Therapieleitlinien heute empfehlen: Man entscheidet gemeinsam mit dem Arzt, ob eine medikamentöse Therapie mehr Sinn macht oder eine Psychotherapie.

Grundsätzlich muss man aber sagen, die Auswahl der wirksamsten Therapie ist keine Entweder-oder-Entscheidung. Es ist die Kombination, die die Wirksamkeit ausmacht. Das gilt sowohl für die Anwendung verschiedener Elemente der Psychotherapie, als auch für Psychotherapie und Pharmakotherapie sowie ergänzende therapeutische Maßnahmen.

Was man sicher weiß: Wenn die Depression ein mittleres oder schweres Ausmaß erreicht hat, ist die Kombination von Pharmakotherapie und Psychotherapie am sinnvollsten. Das ist wissenschaftlich erwiesen.

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