Gleich zehn AWB hat der Pharmakonzern Roche zu seinem Krebsmittel Avastin begonnen, das sich neuerdings zunehmender Konkurrenz erwehren muss. Daran teilnehmende Ärzte können bis zu 1260 Euro pro Patient verdienen. Das ist verlockend: Laut dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) bekommen Onkologen für die Behandlung eines Krebspatienten 185 Euro im Quartal, Hausärzte sogar nur 60 Euro.
"Die Honorare stehen in keinem Verhältnis zum Aufwand und sind gefährlich hoch", sagt Karl Lauterbach. "Zum Teil wird für die Verwendung und die Auswahl des Medikaments und die Dokumentation in Form eines flüchtig ausgefüllten Bogens mehr bezahlt als für die gesamte Behandlung. Das sind unhaltbare Anreize."
Die Pharmaunternehmen widersprechen. Es gehe nicht um Marketing, betonen sie im Einklang. Die AWB seien im Sinne der Patienten, weil damit Wirksamkeit und Nebenwirkungen einzelner Medikamente auch nach der Zulassung überwacht werden könnten. "Die Entwicklung eines Arzneimittels ist nach der Zulassung nicht abgeschlossen", schreibt zum Beispiel Novartis. Es gelte, "weitere Informationen zu Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit unter Alltagsbedingungen zu sammeln". Auch Roche betont, Ziel der Aktion sei es nicht, dass Ärzte das eigene Medikament bevorzugen. Vielmehr gehe es darum, "weitere Erkenntnisse zur Wirksamkeit und Sicherheit unter Praxisbedingungen zu generieren".