Sal. Oppenheim und Esch:Beziehung vor dem Aus

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Mann mit schlechtem Image: Der Bauunternehmer Esch, Geschäftspartner von Ex-Arcandor-Chef Middelhoff, ist ins Zwielicht geraten - Sal. Oppenheim könnte schon bald die Konsequenzen ziehen.

C. Dohmen

Das Verhältnis des Bauunternehmers Josef Esch zum Bankhaus Sal. Oppenheim erinnert an eine zerrüttete Beziehung: Lange geht man gemeinsam durch das Leben, trotzt Anfeindungen und hält zusammen.

Dann kommen Niederlagen, es keimt Misstrauen - und man trennt sich. Im Umfeld beider Häuser wird erwartet, dass der umstrittene Immobilientycoon aus Troisdorf und das Bankhaus mit Stammsitz in Köln künftig getrennte Wege gehen. Unwahrscheinlich sei eine lautstarke Trennung, stattdessen dürfte man die bestehenden Geschäfte geräuschlos auslaufen lassen.

Genug andere Investitionsmöglichkeiten

Zur Begründung hört man: Wenn die Deutsche Bank erst bei Oppenheim eingestiegen sei, dann habe die Bank genügend andere Investitionsmöglichkeiten für ihre Kundschaft und damit würden die Immobilienfonds aus dem Hause Esch weniger wichtig sein.

Derzeit verhandelt die Deutsche Bank mit Oppenheim über einen Anteil von 45 Prozent; deswegen hatte sie zuletzt auch die Bücher der Immobilienaktivitäten von Oppenheim-Esch geprüft. Beanstandungen gab es dem Vernehmen nach keine.

Trotzdem ist das Bankhaus bereits vor einiger Zeit auf Distanz zu Esch gegangen und hat seine Anteile an der gemeinsamen Immobiliengesellschaft auf fünf Prozent reduziert; die anderen 45 Prozent halten jetzt die Gesellschafter persönlich.

Selbstbewusste Trennung

Bei Esch gibt man sich selbstbewusst hinsichtlich einer möglichen Trennung von Oppenheim. "Wir streben dies nicht an. Wir würden aber auch mit dieser Situation zurechtkommen", sagt Lothar Ruschmeier, Geschäftsführer bei der Oppenheim-Esch Holding GbR. Bei dem Bankhaus beschränkt man sich darauf, das laufende Geschäft zu loben - eine Prognose für künftige Geschäfte mit dem Immobilientycoon gibt es auf Anfrage nicht.

Zusammen fanden Esch und Oppenheim Anfang der 1990er Jahre. Der ehemalige Mauererpolier war da bereits seit einigen Jahren erfolgreich im Immobiliengeschäft tätig, die Bank suchte für ihre Kunden rentable Anlagemöglichkeiten und fand sie in den geschlossenen Immobilienfonds von Esch.

Kölscher Klüngel brachte hohe Mieten

Man gründete eine gemeinsame Gesellschaft und legte seitdem Dutzende Fonds auf; gut vier Milliarden Euro investierten 150 bis 200 vermögende Kunden. Und dank des kölschen Klüngel war es möglich, dass die Stadt Köln oder deren Sparkasse bei einigen Projekten hohe Mieten über lange Zeiträume zugunsten der Fonds zahlten oder garantierten.

Wiederholt untersuchte die Staatsanwaltschaft die Geschäfte des Fonds. Daraus resultiert das schlechte Image von Esch, unter dem zunehmend das Bankhaus litt. Ein alarmierendes Zeichen dürfte es gewesen sein, als Kunden auf Distanz gingen.

So wie die Unternehmerfamilie Deichmann, die bis 2003 in Oppenheim-Esch-Fonds investiert hatte. Für das Bankhaus waren die Geschäfte mit Esch äußerst lukrativ; jahrelang stammte ein Großteil der Erträge daraus; bis zu 60 Prozent der Erträge sollen zeitweise aus den gemeinsamen Immobilienaktiviäten geflossen sein. Und die Immobilienfonds sprudeln in der Wirtschaftskrise weiter, in den nächsten fünf Jahren dürfte das Gemeinschaftsunternehmen jährlich eine zweistellige Millionensumme an das Bankhaus überweisen.

Dem Vernehmen nach sieht sich manch einer bei Esch zu Unrecht in der Rolle des Totengräbers des Bankhauses, welches nach 212 Jahren seine Unabhängigkeit verlieren dürfte. Für die Schieflage des Bankhauses gibt es tatsächlich mehrere Gründe: Zunächst einmal war der Expansionskurs der Bank unter Matthias Graf von Krockow zu ehrgeizig.

Plötzlich musste man ums Geld bangen

Oppenheim hatte andere Banken wie die BHF übernommen, neue Regionen wie Mittel- und Osteuropa in Angriff genommen und war vor allem groß in das Geschäft mit Derivaten und Zertifikaten eingestiegen. Mit der Finanzkrise ging das Kalkül der Gesellschafter nicht mehr auf; plötzlich brauchte Europas größte Privatbank dringend mehr Eigenkapital für ihr Geschäft.

Allerdings konnten die Gesellschafter dieses Geld wohl nicht mehr aufbringen und dies hat dann doch wieder einiges mit Esch zu tun: Der Bauunternehmer aus Troisdorf hatte für Karstadt, die Tochter des Warenhauskonzerns Arcandor, fünf Warenhausfonds konzipiert. Zugegriffen hatten bei diesen Fonds auch Gesellschafter von Oppenheim mit ihrem Privatvermögen.

Seitdem Karstadt wegen Insolvenz des Mutterkonzerns die Mietzahlungen einstellten, mussten sie nicht nur um ihr Geld bangen. Plötzlich waren einige Gesellschafter aber auch nicht mehr flüssig, weil sie ihr Geld aus den Fonds nicht zurückholen konnten.

Der Bagger steht schon da

Der Kontakt zwischen Graf Krockow und Esch gilt weiter als eng, bei Problemen greift man schnell zum Telefonhörer. Als distanzierter gilt das Verhältnis Eschs zu Christopher Baron von Oppenheim; der das Geschäft mit den vermögenden Kunden leitet. Fakt ist: Zuletzt gab es nur noch eine Fondsemission - in Frankfurt. Hier baut man gemeinsam ein Bürogebäude an der Bockenheimer Landstraße, ein Bagger ist bereits da.

Als Oppenheim auf Druck der Finanzaufsicht BaFin und der Ratingagentur Fitch zuletzt schnellstens frisches Geld zur Eigenkapitalstärkung besorgen musste, da setzten die Gesellschafter schnell auf die Deutsche Bank. Keine Rolle spielte ein Einstieg von Esch. Dabei wäre er dem Vernehmen nach wohl bereit gewesen einzusteigen, wenn man ihn gefragt hätte. Aber man hat ihn nicht gefragt.

© SZ vom 17.09.2009/afi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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