Deutsche Bank-Spitzelskandal:Abrechnung vor Gericht

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In der Spitzelaffäre der Deutschen Bank verhärten sich die Fronten: Der beurlaubte Sicherheitschef klagt und dürfte Aufsichtsratschef Börsig belasten.

Martin Hesse

Die Spitzelaffäre lässt die Deutsche Bank nicht zur Ruhe kommen. Am Freitag verhandelt das Arbeitsgericht Frankfurt über eine Klage des früheren Sicherheitschefs Rafael Schenz. Eine Woche später geht es dort um den ehemaligen Leiter der Investor-Relations-Abteilung Wolfram Schmitt.

Die Deutsche Bank hatte beide im Juli für Verstöße gegen die Konzernsicherheit verantwortlich gemacht und beurlaubt. Sie zog damit Konsequenzen aus einem Bericht der Kanzlei Cleary Gottlieb Steen & Hamilton, den die Bank in Auftrag gegeben und dessen Ergebnisse sie Ende Juli in Kurzform präsentiert hatte.

Schmitt und Schenz, die auf Wiedereinstellung klagen, dürften mit ihren Aussagen auch Aufsichtsratschef Clemens Börsig belasten. Aus dem Cleary-Bericht geht hervor, dass Börsig nach der Hauptversammlung 2006 anregte, Informationen über den Aktionär Michael Bohndorf einzuholen.

Weitere Maßnahmen sind möglich

Bohndorf greift die Bank wie der Medienunternehmer Leo Kirch seit Jahren scharf an, Börsig vermutete eine Verbindung zwischen beiden. Schmitt sagte laut Cleary-Bericht, Börsig habe angeregt, Schenz einzubeziehen, und sich später über Ergebnisse der Spitzelei berichten lassen.

Im Zuge der Nachforschungen setzte Schenz auch Detektive auf den Aktionärsvertreter Ekkehard Wenger sowie die Kirch-Anwälte Bub und Gauweiler an.

Die Deutsche Bank verweist auf anhaltende Untersuchungen der Staatsanwaltschaft, der hessischen Datenschutzbehörde und der Finanzaufsicht Bafin. Wenn die abgeschlossen seien, schließe sie weitere Maßnahmen nicht aus.

Ende Juli hatte der Aufsichtsrat der Bank erklärt, die zweifelhaften Methoden der Detektive seien nicht von Mitgliedern des Vorstandes oder Aufsichtsrates legitimiert worden. Bohndorf und ein anderes Spitzelopfer haben bei der Staatsanwaltschaft Akteneinsicht beantragt. Daher dürften die Untersuchungen noch bis mindestens Ende September andauern.

© SZ vom 15.09.2009/afi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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