Neue Führung:Gerd Häusler wird neuer Chef der BayernLB

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Bestens vernetzt und "mehr als zwei Ellenbogen": Der ehemalige IWF-Direktor Häusler soll die angeschlagene Staatsbank leiten.

Helga Einecke und Klaus Ott

Namen nannte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) keinen, als er am Montag im Vorstand seiner Partei ankündigte, die angeschlagene Landesbank werde bald einen neuen Chef haben. Voraussichtlich noch diese Woche werde die Entscheidung fallen, sagte Seehofer nach Angaben eines Sitzungsteilnehmers.

Favorit für den Spitzenposten der BayernLB: Gerd Häusler war auch im Dezember in Wien dabei, als um eine Lösung für die Hypo Alpe Adria gerungen wurde. (Foto: Foto: dpa)

Einige seiner Parteifreunde konnten sich freilich auch so vorstellen, auf wen es hinausläuft: auf Gerd Häusler, den früheren Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), der seit dem vergangenen Jahr dem Verwaltungsrat der BayernLB angehört und Vizechef des Aufsichtsgremiums ist.

Seehofer hatte Häusler in der CSU-Landtagsfraktion erst kürzlich in höchsten Tönen für dessen Einsatz beim Ausstieg der BayernLB aus der maroden österreichischen Finanzgruppe Hypo Alpe Adria gelobt.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung könnte schon am Dienstag eine Einscheidung fallen, wer neuer Chef der Landesbank wird. Der Verwaltungsrat der BayernLB trifft sich am Nachmittag zu einer Sondersitzung, um über den künftigen Vorstandschef zu beraten. Aus Koalitionskreisen heißt es, Häusler gelte bei CSU und FDP und bei deren Ministern, die für die Landesbank zuständig seien, als "excellenter Fachmann".

Nach Angaben aus Finanzkreisen ist Häusler dazu bereit, den Job zu übernehmen, mit ihm sei schon darüber gesprochen worden. Seine Tätigkeit für den Finanzinvestor Ripplewood, wo er als Berater fungiert, würde er dann voraussichtlich einstellen.

Hoffnung auf dauerhafte Lösung

Seehofer wolle den international erfahren Manager zum Chef der Landesbank machen, heißt es aus Kreisen des CSU-Koalitionspartners FDP. Die FDP hatte sich zuletzt für Stefan Ermisch eingesetzt, der die BayernLB kommissarisch leitet, nachdem der Vorstandschef Michel Kemmer zurückgetreten war.

Der hatte wegen des Milliardendesasters bei der Hypo Alpe Adria gehen müssen. Nach Angaben aus Landesbank-Kreisen hatte sich der 44-jährige Hoffnungen gemacht, auf Dauer der Bankchef zu werden. Doch als die FDP sich öffentlich für Ermisch einsetzte, gefiel das Seehofer gar nicht. Er rief den Koalitionspartner intern zur Ordnung.

Da zeichnete sich ab, dass Ermisch wohl das Nachsehen haben werde. Häusler gilt als bestens vernetzter Finanzmanager gilt und nach Stationen bei der Deutschen Bank, dem IWF und anderen Instituten derzeit bei dem US-Investor Ripplewood tätig ist.

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Gerd Häusler, 58, ist ein international versierter Banker, von dem es heißt, er sei sehr durchsetzungsfähig. "Der hat mehr als zwei Ellenbogen", heißt es aus seiner Umgebung. Häusler fühlt sich in der Währungspolitik ebenso zu Hause wie in den Details des Investmentbanking.

Der FDP-Mann hatte schon früh eine Schwäche für die Vereinigten Staaten. Während die Studenten in Deutschland 1968 demonstrierten absolvierte er ein Jahr an High School in San Francisco und machte anschließend eine Banklehre bei der Deutschen Bank in Darmstadt. Er studierte Jura, ging für ein Referendariat zur Bundesbank.

Dort beschäftigte er sich vor allem mit Währungsfragen, in einer Zeit, als die DM ihren internationalen Aufstieg hatte. 1994 wurde er jüngstes Mitglied des Bundesbankdirektoriums, verließ das Gremium jedoch bereits 1996 und wechselte in den Vorstand der Dresdner Bank.

Seither gibt es eine enge Beziehung zu seinem ehemaligen Vorstandskollegen Leonhard Fischer, dem damaligen Star der Investmentbank-Szene in Deutschland. Der holte Häusler zehn Jahre später im Jahr 2008 wieder in seine Firma, den europäischen Ableger des Investors Ripplewood.

Seltenheitswert

Zwischenzeitlich hatte Häusler beim Internationalen Währungsfonds (IWF) unter der Ägide des damaligen IWF-Chefs und heutigen Bundespräsidenten Horst Köhler eine Abteilung für Kapitalmarktfragen aufgebaut. Danach wechselte er ins Management der US-Investmentbank Lazard.

Gereizt hat den ehrgeizigen Banker stets der Wechsel zwischen staatlichen und privaten Unternehmen, was in der deutschen Finanzbranche Seltenheitswert hat. Das dürfte ihn auch für die Position bei der BayernLB empfehlen. Zwischenzeitlich sah man ihn auf vielen internationalen Konferenzen. Er hielt sich fachlich auf dem laufenden und nutzte das Netzwerk, das er sich in den USA und Europa aufgebaut hatte.

Häusler hat Drähte in das politische Berlin, er kann auf seine Kontakte im Internationalen Währungsfonds zählen und er kennt die viele Investmentbanker und Fachleute der Notenbanken. Auf der anderen Seite suchte er in den letzten Jahren stets nach neuen Aufgaben. Fast schien es, als plane er ein Comeback in die Bundesbank, wo im Mai ein Vorstandsposten frei wird, für den die FDP das Vorschlagsrecht hat.

© SZ vom 26.01.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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