Mit einem Volumen von 750 Milliarden Euro hat der Rettungsschirm für Europas Pleitekandidaten bereits eine Größe, die sich viele Experten vor einem Jahr noch nicht hätten träumen lassen. Doch nun erwecken viele EU-Vertreter den Eindruck, dass er schon wieder zu klein sein könnte. Aus einem einfachen Grund: Geraten nach Griechenland und Irland auch Portugal und Spanien in eine Finanzierungskrise, dann gerät der Rettungsschirm an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit.
Bundesbankpräsident Axel Weber: "750 Milliarden Euro sollten mehr als genug sein um Attacken auf die Eurozone abzuwehren."
(Foto: REUTERS)Weil das alle wissen, reden viele Verantwortliche den Euro jetzt stark. Bundesbank-Chef Axel Weber etwa demonstrierte große Zuversicht. Der Hilfstopf werde ausreichen, um die Schuldenkrise zu meistern. "750 Milliarden Euro sollten mehr als genug sein um Attacken auf die Eurozone abzuwehren." Und außerdem könnten die Mittel ja durchaus noch aufgestockt werden, sollten sie doch nicht ausreichen. "Wenn diese Summe aufgebraucht ist, könnten wir sie erhöhen", sagte er. Webers Fazit: Der Euro sei sicher, die Gemeinschaftswährung werde die aktuelle Krise überstehen.
Das sieht auch der Chef des Euro-Rettungsschirms (EFSF), Klaus Regling, so: "Dass der Euro scheitert, ist unvorstellbar," sagte Regling in einem Interview mit der Bild-Zeitung. Die Gefahr liege "bei Null".
"Kein Land wird freiwillig den Euro abgeben. Für schwächere Länder wäre das wirtschaftlich Selbstmord, ähnlich für die stärkeren Länder. Und politisch wäre Europa ohne Euro nur die Hälfte wert", betonte Regling.
Den Optimismus Webers und Reglings teilen die Börsianer allerdings nicht. Vor allen Dingen Spanien bereitet den Anlegern Sorge. Denn wenn schon eine Mini-Volkswirtschaft wie Irland 85 Milliarden Euro braucht, wäre die Arithmetik bei einer Zahlungskrise der neunfach größeren Volkswirtschaft Spaniens nicht allzu schwer: Der EFSF wäre an den Grenzen seiner Leistungsfähigkeit.
Höhere Zitterprämie für spanische Staatsanleihen
Ein Beleg für die gestiegene Sorge um die iberische Halbinsel sind die Risikoaufschläge für spanische Staatsanleihen, die am Mittwoch auf den höchsten Stand seit Einführung des Euro stiegen. Zehnjährige Titel des Landes kauften die Anleger nur noch, wenn sie über fünf Prozent abwarfen, also 2,6 Prozentpunkte mehr als vergleichbare deutsche Papiere.
Das Problem Spaniens sei eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, sagte der spanische Wirtschaftswissenschaftler Jordi Galí der New York Times: "Wenn die Anleger erwarten, dass Spanien entweder jetzt oder in Zukunft Probleme bei der Refinanzierung seiner Schulden hat, dann hat Spanien ein Problem", warnte der Ökonom von der Pompeu Fabra Universität in Barcelona. Klar ist, dass Spanien unter einer hohen Neuverschuldung und einer Arbeitslosenquote von 20 Prozent leidet.