Immobilienversicherung:Haus in Not

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Erdbeben, Sturm, Überschwemmung: Naturkatastrophen können Hausbesitzer ruinieren. Eine Versicherung hilft, den Bankrott zu vermeiden.

Johannes Reusche

Viele Familien träumen vom eigenen Heim. Und sie arbeiten hart daran. Doch der Traum kann auch ganz schnell platzen, etwa dann, wenn ein Sturm das Dach abdeckt oder eine Überschwemmung den Keller unter Wasser setzt.

Eine Immobilie ist meist mehrere hundertausend Euro wert, die Absicherung kostet wenige hundert - und lohnt sich sollte eine Naturkatastrophe eintreffen, wie die Oderflut 1997, die Schäden in Milliardenhöhe verursachte. (Foto: Foto: dpa)

Etwa 15 Prozent der deutschen Hausbesitzer verzichten nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) auf eine Wohngebäudeversicherung. Und 80 Prozent haben keine Absicherung gegen Schäden aus Elementargewalten, die etwa nach einem Erdbeben oder Überflutung entstehen.

Dabei treten solche Schäden immer öfter auf, auch in Deutschland, warnt Andrea Heyer von der Verbraucherzentrale Sachsen. Sie rät daher Hausbesitzern, sich einen entsprechenden Schutz zu besorgen.

Auch Merten Larisch von der Verbraucherzentrale Bayern hält einen Komplettschutz des Wohneigentums für unerlässlich. "Oft handelt es sich bei den Immobilien um die Altersvorsorge der Besitzer, die mehrere hunderttausend Euro wert ist", sagt er. "Eine Absicherung dieses Vermögens für wenige hundert Euro im Jahr ist absolut empfehlenswert."

Banken verlangen Feuerversicherung

Zum Schutz des Hauses bietet die Branche zwei verschiedene Versicherungen an: die Wohngebäudeversicherung und die Elementarschadensversicherung. Bei der Wohngebäudeversicherung handelt es sich um einen Schutz gegen vier häufige Schadensursachen, die den Wohnbesitz schnell wertlos werden lassen oder zumindest hohe Kosten für eine Reparatur bedeuten können: Feuer, Leitungswassereinbruch, Sturm und Hagel.

Aus diesen vier Ursachen kann der Immobilienbesitzer individuell auswählen, gegen welche er sich versichern möchte. Beim Kauf eines Hauses, das bereits über eine Gebäudeversicherung verfügt, bleiben dem Käufer nach dem Eintrag ins Grundbuch vier Wochen Zeit, den bestehenden Vertrag zu kündigen, andernfalls läuft die Versicherung auf seinen Namen weiter.

Finanziert er den Hauskauf mit dem Kredit einer Bank, bleibt ihm gar keine Wahl - die Banken verlangen dann mindestens die Absicherung gegen Feuer und oft auch zusätzlich gegen Sturm. "Wir empfehlen aber eine Versicherung gegen alle vier Schadensgründe", sagt Verbraucherschützer Larisch. Diese kann der Hausbesitzer, falls nötig, weiter individualisieren, um auch Nebengebäude, Grundstücksmauern, Solaranlagen oder Glasbruch zu versichern.

Neben der Wohngebäudeversicherung können die Hauseigentümer eine Versicherung gegen Elementarschäden abschließen. Dabei handelt es sich um einen Schutz gegen die Kapriolen der Natur, etwa Überschwemmungen, Starkregen oder Erdbeben. "Diese Form der Versicherung gibt es noch gar nicht so lange und daher ist sie noch nicht so weit verbreitet", sagt Larisch. Das sollte aber nicht von einem Abschluss abhalten.

Das Problem ist allerdings: Nicht alle Immobilieneigentümer können sich dagegen überhaupt absichern. Gerade in Gebieten mit hohem Risiko weigern sich die Anbieter oft, einen Hausbesitzer zu versichern. Um beispielsweise das Risiko für Überschwemmungen zu bestimmen werden Regionen unterschiedlichen Risikoklassen zugeordnet.

Dafür haben die Versicherer das Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen, abgekürzt: ZÜRS, entwickelt. Mit diesem System ordnen die Versicherer Grundstücke in eine von vier Risikoklassen ein. Um festzustellen, in welche davon ein Haus gehört, werten die Versicherer Statistiken aus und berechnen die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Überschwemmung in dem Ort kommt.

Preisunterschiede sind immens

Häuser in Gebieten, in denen weniger als alle 200 Jahre mit einer Überschwemmung zu rechnen ist, gelten als risikoarm und gehören zur Klasse1 - ein Versicherungsabschluss ist unproblematisch, die Prämie relativ günstig. Liegt das Grundstück dagegen in Klasse4, kommt es also statistisch alle zehn Jahre zu einer Überschwemmung, kommt die Police deutlich teurer.

Nicht selten verlangen die Versicherer dann auch noch einen Selbstbehalt im Schadensfall. Trotzdem rät Larisch zu einem solchen Schutz: "Auch eine Selbstbeteiligung von 50.000 Euro ist noch besser als ein Totalverlust." Wer einen solchen Schutz sucht, sollte die Versicherungsgesellschaft sorgfältig auswählen, rät Larisch.

Denn die Preisunterschiede können immens sein: "Die Versicherung der gleichen Schäden an einem durchschnittlichen Haus kann bei der einen Versicherung nur 250 Euro im Jahr kosten, bei der anderen werden dagegen bis zu 800 Euro fällig", sagt Larisch. Im Internet bieten Versicherungsportale entsprechende Vergleichsrechner an. Dort können die Interessenten die individuellen Daten ihres Hauses eingeben, also zum Beispiel Postleitzahl, Baujahr und Größe - und der Vergleichsdienst listet günstige Anbieter auf.

Ein Vergleich verschiedener Wohngebäudeversicherer findet sich unter www.sueddeutsche.de/sparmeister.

© SZ vom 27.04.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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