Finanzen kompakt:Bankenrettung billiger als gedacht

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Die US-Regierung hat den Aufwand für die Rettung der Citibank zu hoch geschätzt - das Institut zahlt Finanzhilfen zurück. Außerdem: London besteuert Banker-Boni.

Die Rettung der Banken kommt die USA günstiger als bislang gerechnet. Das Hilfsprogramm TARP werde mindestens 200 Milliarden Dollar weniger kosten als veranschlagt, sagte ein Vertreter des Finanzministeriums.

Das staatliche Hilfsprogramm wird mit mindestens 200 Milliarden Dollar weniger kosten als veranschlagt. Die Citigroup möchte 20 Milliarden Dollar an Regierungshilfen bis Mitte des Monats zurückzahlen. (Foto: Foto: dpa)

Bisher hatte die Regierung den Aufwand auf 341 Milliarden Dollar geschätzt. "Die Investitionen des Staates haben eine höhere Rendite als erwartet und das Ministerium geht nicht davon aus, dass das Programm über die vollen 700 Milliarden Dollar ausgeschöpft werden muss."

Die Regierung erwägt derzeit, Geld aus dem TARP-Programm für Maßnahmen im Kampf gegen die rekordhohe Arbeitslosigkeit und zur Förderung der reditvergabe an mittelständische Unternehmen zu verwenden.

Die staatlich gestützte Citigroup will beim Finanzministerium einem Zeitungsbericht zufolge erreichen, dass sie 20 Milliarden Dollar an Regierungshilfen zurückzahlen kann.

Die Großbank wolle die Summe, laut Financial Times, möglichst bis Mitte des Monats begleichen. Sollte die Bank vor der Vorlage ihrer Quartalsergebnisse Ende Januar eine Kapitalerhöhung einleiten wollen, müsste sie dies bis zum 14. oder 15. Dezember tun.

Die Bank war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

London plant Steuer auf Banker-Boni

Nach heftigem Widerstand gegen Banker-Boni plant das britische Finanzministerium eine Sondersteuer auf solche Provisionszahlungen. Die Regierung wolle auf diese Weise dem zunehmenden Ärger der Bevölkerung über die hohen Banker-Boni Rechnung tragen.

Experten rechnen für dieses Jahr mit Bonuszahlungen in Höhe von sechs Milliarden Pfund (derzeit 6,6 Mrd. Euro). Die Höhe der Boni-Steuer sei noch unklar.

Sie sei nur eine von mehreren Steuerbelastungen für Wohlhabende die Finanzminister Alistair Darling im vorläufigen Haushaltsbericht stärker zur Kasse bitten will. Die höhere Einkommenssteuer für Wohlhabende werde im April nächsten Jahres definitiv kommen.

Darling wollte die Pläne für eine Bonisteuer am Sonntag nicht direkt kommentieren. Der Minister sagte dem Sender BBC: "Die Menschen werden verstehen, dass wir in einer schwierigen Zeit wie dieser erwarten, dass die breitesten Schultern die größten Lasten tragen."

Die Briten steuern in diesem Jahr auf ein Jahresdefizit in Höhe von 175 Milliarden Pfund (192 Mrd Euro) hin. Der dramatische Anstieg ist auf den Ausfall von Steuereinnahmen infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise zurückzuführen.

Mehr als 1000 Investmentbanker der staatlichen Royal Bank of Scotland (RBS) haben laut einem Bericht der Sunday Times im Streit um Bonuszahlungen ihren Job gekündigt.

Sie reagierten damit auf Drohungen des Finanzministeriums als Hauptaktionär, Boni in Höhe von insgesamt 1,5 Milliarden Pfund (derzeit rund 1,65 Mrd Euro) nicht zu genehmigen.

Allein das Jahresgehalt der Investmentbanker, die nun ihren Hut genommen haben, betrug demnach 600 bis 700 Millionen Pfund im vergangenen Jahr. Konkurrenten hatten sie abgeworben und ihnen garantierte Boni zugesagt. In der Finanzbranche ist eine bezahlte Übergangszeit von mindestens drei Monaten üblich.

Kuwait verkauft Milliarden-Beteiligung an der Citigroup

Das Golf-Emirat Kuwait hat seine Beteiligung an der US-Bank Citigroup verkauft. Wie der staatliche Investitionsfonds Kuwait Investment Authority (KIA) mitteilte, habe man dadurch einen Gewinn von 1,1 Milliarden Dollar erzielt.

Dies entspreche einer Rendite von 37 Prozent auf das ursprünglich eingesetzte Kapital.

KIA erwarb im Januar 2008 Aktien der Citigroup im Wert von drei Milliarden Dollar, die das Emirat nun für 4,1 Milliarden verkaufte.

Wofür der Erlös verwendet werden soll, wurde nicht mitgeteilt.

Dubais Finanzchef - Dubai World könnte Anteile verkaufen

Anders als die Regierung schließt der angeschlagene Immobilienkonzern Dubai World den Verkauf von Firmenanteilen im Ausland nicht aus.

"Ein Teil der Bemühungen, zu Geld zu kommen, ist der Verkauf von Beteiligungen - Anteile, die dem Unternehmen gehören, nicht Anteile der Regierung", sagte der Finanzchef des Emirats, Abdulrahman al-Saleh, dem Sender Al Dschasira.

"Das Unternehmen hält ausländische Beteiligungen und hat in Immobilien im Ausland investiert. Es gibt nichts, was einen Verkauf dieser Vermögenswerte verhindern könnte."

Das Konglomerat hatte vorigen Monat weltweit die Börsen mit der Bitte um einen Zahlungsaufschub unter Druck gesetzt.

Insgesamt will der Konzern 26 Milliarden Dollar an Verbindlichkeiten umschulden.

Regierung Hongkongs warnt vor Immobilienblase

Die Regierung von Hongkong warnt vor einer Immobilienblase. Die Behörden seien sehr besorgt, dass sich derzeit auf dem Markt für Wohnimmobilien eine Blase entwickle, wenngleich sie noch nicht sichtbar sei, sagte John Tsang, Finanzminister der Sonderverwaltungsregion, vor dem Parlament.

Die Preise für Wohnimmobilien sind in der chinesischen Metropole in diesem Jahr um 30 Prozent gestiegen, Luxus-Wohnungen haben sich um 40 Prozent verteuert.

In die Stadt sind zwischen Oktober vergangenen Jahres bis Mitte November 73 Milliarden Dollar aus dem Ausland geflossen - eine Rekordsumme.

Für ausländische Investoren sind die niedrigen Zinsen attraktiv, zudem kaufen sich zunehmend wohlhabende Chinesen vom Festland in Hongkong ein.

AIG-Manager drohen wegen Boni-Regelungen mit Kündigung

Mehrere hochrangige AIG-Manager haben einem Zeitungsbericht zufolge im Streit um die Kürzung der Bezüge mit ihrer Kündigung gedroht. Sie fürchteten, dass ihre Gehälter für 2009 gekürzt und für 2010 deutlich eingeschränkt würden, schreibt das Wall Street Journal

Zwei der fünf Manager hätten ihre Drohung aber über das Wochenende bereits zurückgezogen.

Grund für den Ärger der Manager sind die Pläne der US-Regierung, die Gehälter und Boni von Spitzenmanagern staatlich unterstützter Firmen drastisch zu kürzen.

AIG-Chef Robert Benmosche hatte zuletzt Spekulationen über einen möglichen Rücktritt aus diesem Grund dementiert.

Die US-Notenbank hatte AIG im vergangenen Jahr aus Angst vor einem Kollaps mit globalen Folgen stützen müssen. Bisher summieren sich die Finanzhilfen auf rund 180 Milliarden Dollar. Im Gegenzug erhielt der Staat knapp 80 Prozent der Anteile.

Euroeinführung bis 2014 in Island

Nach den Turbulenzen der Finanzkrise will Island nun binnen zwei Jahren der Europäischen Union beitreten und den Euro möglicherweise bis 2014 einführen.

"Wir wissen nun, wo das Problem liegt und wie groß es ist", sagte Wirtschaftsminister Gylfi Magnusson der finnischen Tageszeitung Helsingin Sanomat.

"Es ist auch klar, was nötig ist, um dieses Problem zu lösen." Island wurde besonders hart von der Finanzkrise getroffen. Die privaten Haushalte haben in den Boom-Jahren immense Schulden angehäuft, Arbeitslosigkeit und Inflation sind seit dem Zusammenbruch der isländischen Bankenbranche stark gestiegen.

Der Internationale Währungsfonds hat das nordische Land mit Milliarden gestützt.

Lufthansa-Chef Mayrhuber soll in UBS-Verwaltungsrat

Die noch immer in den roten Zahlen operierende Schweizer Großbank UBS will Lufthansa-Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber in ihren zwölfköpfigen Verwaltungsrat holen.

Er soll dort einen der beiden Sitze übernehmen, die bisher von Fiat-Chef Sergio Marchionne und Shell-Chef Peter Voser gehalten werden. Die beiden stellen sich nicht mehr zu Wiederwahl, weil sie mit ihren Haupttätigkeiten ausgelastet sind.

Die Wahl des 62 Jahre alten gelernten Ingenieurs und Airline-Managers Mayrhuber ist für die ordentliche Generalversammlung am 14. April 2010 vorgesehen.

Chef der Lufthansa ist Mayrhuber seit Mitte Juni 2003. In den neunziger Jahren leitete er das Lufthansa-Sanierungsteam. Er sitzt unter anderem in den Aufsichtsräten des Rückversicherers Münchener Rück und des Autokonzerns BMW und ist in der International Air Transport Association (IATA) tätig.

Angesichts sinkender Ticketpreise und der Konkurrenz durch Billiganbieter fliegt auch die größte europäische Fluggesellschaft turbulenten Zeiten entgegen. Im Frühjahr holte sich Mayrhuber mit dem früheren Swiss-Chef Christoph Franz einen erfahrenen Sanierer als Konzernvize in die Firmenzentrale.

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