Eurokrise:Milliardenersparnis für Deutschland

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Ein kurioser Profit: Die Schuldenkrise der Südeuropäer entlastet den deutschen Haushalt. Der Bund spart bei den Zinszahlungen, weil deutsche Anleihen derzeit ein Renner sind.

Die Eurokrise macht den Deutschen Sorgen, wie kaum einem anderen Volk. Das Land fühlt sich als Zahlmeister missbraucht, nur weil andere unseriös gewirtschaftet haben.

Händler vor Charts: Die steigenden Kurse deutscher Staatsanleihen entlasten die Bundesregierung bei ihrem Zinsdienst. (Foto: ap)

Das gefährdet nun sogar den zarten Wirtschaftsaufschwung, wie jüngste Zahlen aus Nürnberg signalisieren. Dort legte die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ihr Barometer für das Konsumklima vor - und siehe da: es fiel für Juni auf 3,5 Punkte von 3,7 Zählern im Vormonat. Schuld daran war natürlich die Eurokrise, die die Konjunktur- als auch die Einkommenserwartungen der Bürger deutlich belastet habe, so die GfK-Forscher.

Doch es gibt auch positive Aspekte der Eurokrise, von denen ausgerechnet Deutschland ganz besonders profitiert. Denn in unsicheren Zeiten präferieren die Anleger einen sicheren Hafen für Geld - und investieren beispielsweise bevorzugt in deutsche Staatsanleihen. Deren Ausfallrisiko halten sie für deutlich geringer als etwa der Papiere von Wackelkandidaten wie Griechenland, Spanien oder Portugal.

Vorteil, mitten in der Krise

Damit gehen aber auch die Renditen der deutschen Staatsanleihen in den Keller und bringen der Bundesregierung mitten in der Krise einen erklecklichen Vorteil, denn die Zinslast fällt dadurch erheblich.

So ließen sich die Anleger nach Berechnungen des Handelsblatts eine Fünfjahresanleihe im Juni 2009 noch mit einer Effektivverzinsung von 2,85 Prozent bezahlen. Im April 2010 habe der Zins schließlich nur noch bei 2,19 Prozent gelegen, was bei der hohen Verschuldung, von der auch Deutschland betroffen ist, ein ordentliches Sümmchen an Ersparnissen ausmache.

Die Rechnung gehe dabei so, schreibt das Handesblatt: Seit Beginn der Euro-Sorgen im September 2009 habe die Deutsche Finanzagentur mehr als 120 Milliarden Euro am Kapitalmarkt platziert, bei einem halben Prozentpunkt Zinsvorteil ergebe das eine Ersparnis von 600 Millionen Euro im Jahr. Bei einer Gesamtlaufzeit von durchschnittlich sechseinhalb Jahren summiere sich die Minderbelastung auf stolze vier Milliarden Euro.

Die Schuldenkrise der Südeuropäer entlastet derzeit also den deutschen Staatshaushalt etwas. Nicht eingerechnet sind dabei allerdings die Kredite, die Deutschland zusätzlich aufnehmen muss.

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