Deutsche Bank:Achtung, nur noch ein Gewinnchen

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Ackermann in Not: Nach den Übernahmen von Sal. Oppenheim und der Postbank laufen der Deutschen Bank die Kosten aus dem Ruder. Der Branchenprimus verdiente weit weniger als erwartet.

Harald Freiberger und Martin Hesse

Die Deutsche Bank hat die Märkte am Montagabend mit einer Gewinnwarnung aufgeschreckt. Weil die Kosten aus dem Ruder liefen, verdiente das Institut im vierten Quartal des vergangenen Jahres deutlich weniger als erwartet. Das Ergebnis vor Steuern lag nach vorläufigen Zahlen bei rund 700 Millionen Euro, teilte die Bank überraschend mit. Das sind zwar nur 56 Millionen weniger als ein Jahr zuvor. Analysten hatten allerdings im Durchschnitt mit einem Vorsteuergewinn von 1,2 Milliarden Euro gerechnet. Nach Steuern sank der Gewinn im Vergleich zum Vorjahresquartal von 1,3 Milliarden Euro auf rund 600 Millionen Euro. Die Anleger reagierten noch am Abend negativ auf die Gewinnwarnung. Auf der außerbörslichen Handelsplattform von Lang & Schwarz gab die Aktie der Deutschen Bank um rund zwei Prozent nach.

Die von Josef Ackermann geführte Deutsche Bank verdiente im vierten Quartal 2010 vor Steuern rund 700 Millionen Euro - deutlich weniger als erwartet. (Foto: ddp)

Ursache für den Gewinneinbruch war nicht, dass die Deutsche Bank im vierten Quartal schlechte Geschäfte gemacht hätte. Im Gegenteil, die Erträge stiegen gegenüber dem Vorjahreszeitraum sogar von 5,5 Milliarden auf 7,4 Milliarden Euro. Das Problem für den deutschen Branchenprimus waren außerordentlich hohe Kosten. Die Kennziffer dafür, die zinsunabhängigen Aufwendungen, stiegen im Vergleich zum Vorjahresquartal von 4,2 Milliarden auf 6,3 Milliarden Euro. Vor allem drei Gründe gab es dafür: Investitionen in die Neuerwerbungen Postbank und Sal. Oppenheim sowie den Umbau der Investmentbanking-Sparte.

An der Postbank übernahm die Deutsche Bank Ende des vergangenen Jahres in Rekordgeschwindigkeit die Mehrheit. Sie gab neue Aktien in Höhe von zehn Milliarden Euro aus und bot den freien Postbank-Aktionären den Tausch ihrer Papiere an. Ein Großteil von ihnen stimmte zu, so dass die Deutsche Bank nun über 52 Prozent an der Postbank verfügt. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann kündigte an, dass man die Zusammenarbeit der beiden Institute schnell forcieren werde. Offenbar hat die Deutsche Bank einen größeren Kostenblock dafür noch ins Jahr 2010 gestellt.

Der zweite Grund für die enttäuschenden Zahlen ist der Umbau des Investmentbanking. Vor knapp einem Jahr hatte der Inder Anshu Jain die alleinige Leitung dieses für die Bank noch immer wichtigsten Geschäftsbereichs übernommen. Seitdem baut Jain das Investmentbanking um. Der Handelsbereich soll stärker mit dem Firmenkundengeschäft verzahnt werden. Hintergrund ist, dass die Deutsche Bank wie ihre Konkurrenten die Spekulation mit Wertpapieren auf eigene Rechnung stark reduziert hat. Finanzmarktgeschäfte werden jetzt überwiegend im Kundenauftrag abgewickelt. Erst einmal kostet dieser Umbau Geld.

Die Krux mit den Kölnern

Ein anderes Problem könnte die Bank noch länger beschäftigen: die frühere Privatbank Sal. Oppenheim. Die Integration des Kölner Instituts, das eine ganz andere Firmenkultur hat, gestaltet sich offenbar schwierig. Außerdem sucht Ackermann einen Käufer für die BHF Bank, die den Frankfurtern mit Sal. Oppenheim zugefallen war. Er verhandelt mit der LGT Bank, doch die Liechtensteiner sind nur an Teilen der BHF interessiert. Platzt der Verkauf, muss die Deutsche Bank die BHF entweder selbst weiterführen oder einen neuen Käufer suchen.

Die drei Baustellen führen dazu, dass der Gewinn auch für das gesamte Jahr 2010 bei weitem nicht so hoch ausfällt wie im Jahr davor. Damals hatte die Deutsche Bank fünf Milliarden Euro Jahresüberschuss ausgewiesen. 2010 dürfte es nur rund die Hälfte sein. Die ausführlichen Zahlen präsentiert die Bank an diesem Donnerstag.

© SZ vom 01.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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