Banken: Stresstest:Heiße Tage für die Postbank

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Angst vor dem Stresstest: Manche Analysten befürchten, dass die Postbank bei dem geplanten Belastungstest für Banken besonders schlecht abschneiden könnte. Und schon ergießt sich Häme über Deutsche-Bank-Chef Ackermann.

Harald Freiberger

Die Postbank hat Stress mit dem Stresstest. Am Freitag geriet die Aktie des Instituts in den Sog kritischer Analystenstudien. Darin hieß es, die Postbank gelte wegen ihrer schlechten Kapitalausstattung als "Wackelkandidat" bei den Tests. Der Kurs verlor am Morgen bis zu drei Prozent. Auch als die Berichte aus Kreisen des Unternehmens zurückgewiesen wurden, erholte sich die Aktie nur leicht. Am Nachmittag stand sie noch mit knapp zwei Prozent im Minus.

Die Deutsche Bank stieg vor zwei Jahren bei der Postbank ein. Inzwischen hält sie knapp 30 Prozent an ihr. (Foto: ag.ap)

Von den 14 deutschen Banken, die den Stresstest der europäischen Aufseher absolvieren müssen, hat die Postbank die dünnste Kapitaldecke. Ihre Kernkapitalquote lag Ende März bei 7,3 Prozent. Selbst Skandalinstitute wie die Hypo Real Estate, die NordLB oder die BayernLB stehen besser da, weil sie Staatshilfe erhalten haben. Die Aufseher fordern, dass die getesteten Banken unter verschiedenen Szenarien mindestens eine Kapitalquote von sechs Prozent erreichen müssen.

Die Postbank sei deswegen "ein Kandidat für Kapitalmaßnahmen", schrieben die Analysten der Investmentbank Macquarie. Die Schweizer Großbank Credit Suisse ging sogar davon aus, dass die Kapitalquote im schlimmsten Fall auf 4,1 Prozent zusammenschmelzen könnte. Die Postbank würde dann 1,35 Milliarden Euro frisches Kapital brauchen, um auf sechs Prozent zu kommen.

Viele Kompromisse

Diese Schätzung stammt allerdings aus der Zeit, bevor die genauen Annahmen der Szenarien bekannt wurden. Diese stellten sich vor wenigen Tagen als relativ harmlos heraus. "Der Test ist wegen politischer Kompromisse so formuliert, dass kaum eine Bank durchfallen kann", sagt Konrad Becker, Bankenanalyst bei Merck Finck. Trotzdem sank die Postbank-Aktie am Freitag deutlich. "Das spiegelt die Angst vor einer Kapitalerhöhung wider", sagt Becker. Um gegenzusteuern, äußerte sich eine Person aus der Postbank, die die internen Zahlen kennt, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters optimistisch: "Die Postbank ist zuversichtlich, den Test zu bestehen." Auch unter den negativsten Annahmen des Stress-Szenarios werde die Kapitalquote nach aktuellen Daten "näher an sieben als an sechs Prozent" liegen.

Diese Aussage muss auch die Deutsche Bank beruhigen. Der Branchenprimus stieg vor zwei Jahren bei der Postbank ein. Inzwischen hält er knapp 30 Prozent, größter Aktionär ist nach wie vor die Post. An einer Kapitalerhöhung müssten die Hauptaktionäre entsprechend ihrer Anteile teilnehmen. Das Handelsblatt spekulierte sogar, dass die Zeit für eine Kapitalerhöhung nicht mehr ausreichen könnte, falls die Postbank durch den Stresstest falle. Dann müsste möglicherweise der staatliche Bankenrettungsfonds Soffin schnell einspringen. Durch die Hintertür über eine Tochter bekäme Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann dann das, wofür er sich nach einer früheren Aussage "schämen müsste": eine Hilfe des Staates.

In Finanzkreisen wird ein solches Szenario allerdings für unwahrscheinlich gehalten "Die Deutsche Bank hat nach wie vor alle Optionen offen", sagt Georg Kanders, Analyst bei der WestLB. "Den Soffin wird sie jedenfalls nicht einsteigen lassen." So leicht würde sich Ackermann den Stolz nicht nehmen lassen, die größte deutsche Bank ohne fremde Hilfe durch die Finanzkrise geführt zu haben. Eine Alternative wäre zum Beispiel, die Anteile aufzustocken, was langfristig ohnehin ihr Ziel ist. "Wenn es hart auf hart kommt, kann sie die Postbank mehrheitlich übernehmen. Den Kauf der Mehrheit könnte sie durch eine Kapitalerhöhung finanzieren, so wie sie es mehrfach angekündigt hat", sagt Analyst Becker.

© SZ vom 10.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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