Landtag:Ausländische Lehrer haben einen langen Weg ins Schulsystem

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Ein Lehrer unterrichtet in einem Klassenzimmer einer Realschule. (Foto: Marijan Murat/dpa/Symbolbild)

Die Lehrer-Lücke an den Schulen ist groß. Sind ausländische Fachkräfte eine Lösung? Schnell jedenfalls nicht - die Anforderungen sind hoch.

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Düsseldorf (dpa/lnw) - Ausländische Fachkräfte können den Lehrermangel in Nordrhein-Westfalen bislang kaum lindern. Zwar gibt es Tausende Interessenten, aber nur relativ wenige Weiterbildungsangebote. Am Ende der mehrstufigen Qualifizierung gehen viele ausländische Absolventen dann doch nicht direkt an eine staatliche Schule, wie ein Bericht von Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU) aufzeigt.

Viele Bewerber, wenig Plätze

Seit 2017 gibt es in NRW für Lehrerinnen und Lehrer aus dem Ausland das Programm „Lehrkräfte Plus“. Grundsätzlich können pro Jahrgang 125 Plätze angeboten werden. Die ein Jahr dauernde Qualifizierung gibt es - mit unterschiedlichem Fächerkanon - an den Universitäten Bielefeld, Bochum, Duisburg-Essen, Köln und Siegen.

Bisher hätten sich insgesamt fast 4600 Lehrkräfte an den fünf Standorten beworben, teilte Brandes in ihrem Bericht an den Düsseldorfer Landtag mit. Die Bewerbungsphase für den Jahrgang 2024/25 laufe noch. Auf Antrag der SPD-Opposition wird sich der Wissenschaftsausschuss im nächsten Monat mit der Frage befassen: „Nutzen wir die Potenziale ausländischer Fachkräfte bei der Überwindung des Lehrkräftemangels in NRW ausreichend?“.

Nicht alle Bewerber erfüllten die Voraussetzungen, kommentierte Brandes den hohen Zulauf. Zudem bestehe „kein Überblick“ über die erlaubten Mehrfachbewerbungen.

Der lange Weg ins deutsche Lehramt

Zu den fachlichen Voraussetzungen zählt unter anderem ein universitärer Abschluss eines Studienfachs mit Qualifikation zum Lehramt und einer Studiendauer von mindestens acht Semestern. Außerdem müssen mindestens zwei Jahre Berufserfahrung als Lehrkraft im Herkunftsland nachgewiesen werden sowie Deutschkenntnisse auf fortgeschrittenem Level (mindestens B1).

„Insbesondere Mathematik und andere MINT-Fächer wie Physik, Biologie und Chemie sind stark vertreten“, berichtete Brandes. „Daneben haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch Unterrichtsfächer wie Kunst, Musik, Sport, Technik, Wirtschaft, Informatik, Geografie, Geschichte, Politik oder Fremdsprachen wie Englisch, Französisch oder Arabisch studiert.“

Ein Großteil der Absolventen nehme im Anschluss am Programm „Internationale Lehrkräfte Fördern“ (ILF) teil. Über eine pädagogische Einführung solle es die Übernahme einer möglichst hohen Quote geeigneter und erfahrener Lehrkräften in ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis des Landes Nordrhein-Westfalen gewährleisten, erläuterte Brandes.

Die ILF-Teilnehmer können für zwei Jahre sachgrundlos befristet an einer Schule in NRW für die Sekundarstufe I eingestellt werden, wo sie zwölf Stunden in der Woche, begleitet von Mentoren, unterrichten. Bislang haben dem Bericht zufolge 159 Teilnehmer das ILF-Programm durchlaufen. Von ihnen hätten sich wiederum 74 für eine Einstellung über die sogenannte pädagogische Einführung entschieden beziehungsweise zur berufsbegleitenden Ausbildung von Seiteneinsteigern. Weitere 23 hätten eine Vertretungsstelle angenommen.

Viele nehmen eine Abbiegung

Wird die pädagogische Einführung erfolgreich abgeschlossen, ist eine dauerhafte Übernahme in den Schuldienst des Landes als Tarifbeschäftigte möglich, allerdings ist damit kein Erwerb der Lehramtsbefähigung verbunden. Als Seiteneinsteiger erwirbt man auf diesem Weg nur eine Unterrichtserlaubnis für das eigene Unterrichtsfach.

Viele biegen in eine andere Richtung ab: „Bis zu 60 Absolventinnen und Absolventen haben sich für eine alternative Anschlussverwendung entschieden“, teilte Brandes mit. Dazu zähle auch eine Lehrtätigkeit bei einem privaten Schulträger oder ein erneutes Studium, um die Anforderungen einer Zweitfachqualifizierung zu erfüllen.

© dpa-infocom, dpa:240309-99-275720/4

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