Gesellschaft:Bestatterverband: Hohe Nachfrage nach Feuerbestattungen

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Licht wirft den Schatten eines Kreuzes durch ein Kirchenfenster. (Foto: Nicolas Armer/dpa/Symbolbild)

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Frankfurt/Marburg (dpa/lhe) - Die Begräbniskultur in Hessen hat sich in den letzten Jahrzehnten laut dem Bestatterverband gewandelt. „Die Bestattungen sind individueller geworden, die Kirche hat den Einfluss auf die Trauerfeiern etwas verloren“, sagt der Vizevorsitzende des hessischen Bestatterverbands, Guido Vaupel. Die Feierlichkeiten seien lockerer geworden. Und es werde auch nicht mehr zwangsläufig schwarz getragen. „Es wird nicht mehr über die Kleidung getrauert.“

Zudem beobachtet der Bestatter, der selbst seit rund 40 Jahren in seinem Familienunternehmen in Marburg tätig ist, einen Wandel bei den Bestattungsformen. So gebe es deutlich weniger Sargbestattungen und mehr Feuerbestattungen als früher. Nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Bestatter basieren inzwischen mehr als 70 Prozent aller Beisetzungen auf Feuerbestattungen, heißt die Asche wird dann in einer Urne beigesetzt - oder es erfolgt eine Baum- oder Seebestattung. In seinem Unternehmen liege die Feuerbestattungsquote inzwischen aber sogar bei 90 Prozent, schätzt Vaupel. Dagegen sei die Nachfrage in ländlichen Regionen erfahrungsgemäß geringer.

Für diesen Wandel in der Bestattungskultur gebe es viele Gründe. Die Familienmitglieder, wie Kinder oder Enkelkinder, lebten oftmals nicht mehr am selben Ort, was die Grabpflege erschwere, sagt der Experte. Zudem müssten Erdbestattungen laut Gesetz meist innerhalb weniger Tage stattfinden. Bei einer Urnenbeisetzung habe man auch aufgrund der Einäscherung dagegen deutlich mehr Zeit und die Angehörigen seien in der Termingestaltung freier. Hinzu kommen finanzielle Gründe: So seien die langfristigen Gesamtkosten der Sargbestattungen oftmals höher als bei Feuerbestattungen. „Heute muss mehr auf das Geld geschaut werden, weil alles teuer geworden ist.“

Eine neue Möglichkeit für eine Urnenbeisetzung wird es ab Ende kommenden Jahres in Frankfurt geben: In der Trauerkirche St. Michael im Stadtteil Nordend entsteht eine Urnenbegräbniskirche. Nach Angaben des Bistums Limburg ist es die erste in Hessen. Demnach sollen in der 1954 erbauten Kirche 2500 Urnen Platz finden. Urnenkirchen gibt es bislang under anderem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.

© dpa-infocom, dpa:231126-99-79715/2

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