Internet-Geschwindigkeit:Google hat es eilig

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Suchresultate nach Seitenschnelle, ein abgespecktes YouTube und ein eigenes IP-Übersetzungssystem: Google macht Dampf für ein schnelleres Internet.

Johannes Kuhn

Die Rechnung ist einfach: Je schneller sich Nutzer im Internet bewegen, desto häufiger kommen sie auf der Google-Seite vorbei, desto öfter klicken sie dort auf Werbung. Deshalb hat es das Unternehmen aus Mountain View nun eilig, den Internetverkehr zu beschleunigen - und setzt dabei auf drei Maßnahmen.

Google-Suchseite: Nackt, bis sich die Maus bewegt (Foto: Screenshot: google.de)

In den Statistik-Werkzeugen, die Google Seitenbetreibern zur Verfügung stellt, können diese künftig sehen, wie schnell Nutzer ihre Seiten laden. Dabei werden keine direkten Werte angegeben, sondern nur der Prozentsatz der Internetseiten, die schneller laden. Auch wird dargestellt, wie lange eine Seite laden darf, um unter die schnellsten 20 Prozent aller Webseiten zu gelangen. Derzeit liegt dieser Wert bei 1,5 Sekunden pro Aufruf.

Die Ladegeschwindigkeit hängt von der Architektur der Seite, aber auch von zusätzlichen Elementen wie Werbebannern oder bestimmten Anwendungen ab. Google hatte immer wieder betont, Ladegeschwindigkeit in die Gewichtung von Suchergebnissen einfließen zu lassen. Langsamere Seiten dürften sich künftig also in den Ergebnislisten weiter unten finden.

Eigenes IP-Übersetzungssystem

Um das Internet schneller zu machen, hat Google auch ein eigenes Domain Name System (DNS) gestartet. Ein DNS ordnet Internetadressen wie www.sueddeutsche.de dem richtigen Anschluss im Internet zu, damit Nutzer sich keine komplizierten Nummernfolgen merken müssen. Es fungiert somit als eine Art Telefonvermittlung des Internets. In seinem DNS will Google die Inhalte vieler beliebter Seiten ständig zwischenspeichern; ruft ein Nutzer diese dann über das Google-DNS auf, erhält er im Idealfall schneller Zugriff.

Es handele sich bei dem "Google Public DNS" allerdings um ein Experiment, heißt es auf dem Entwicklerblog. Konkurrenten wie OpenDNS haben Google bereits heftig kritisiert: Der Gründer des Unternehmens weist in seinem Unternehmensblog darauf hin, dass es Google nicht um Gemeinnützigkeit, sondern vor allem um Werbeeinnahmen gehe. Wenn ein User einen falschen Domainnamen eintippt, leiten ihn viele Internetanbieter auf Werbung - sollten sie künftig "Google Public DNS" nutzen, wären dies Google-Anzeigen.

Google gibt an, bei seinem DNS-Service die vollständige IP-Adresse der Nutzer etwa 24 bis 48 Stunden aufzubewahren. Allerdings speichert das Unternehmen die angeforderten Domain-Namen mit den Standortdaten des Nutzers etwas länger, nach Googles Aussage, um den Service zu verbessern. In der Regel würden diese Daten nach 14 Tagen gelöscht, ein zufällig ausgewählter Teil wandert in eine Datenbank mit unbegrenzter Laufzeit. Google betont allerdings, die DNS-Daten nicht mit denen anderer Google-Anwendungen wie der Suche abzugleichen.

YouTube speckt ab

Als dritten Schritt zur Geschwindigkeitsverbesserung verschlankt Google seine eigenen Seiten. So ist inzwischen bei einem Besuch auf Google.de nur das Suchfenster zu sehen, die weiteren Optionen werden erst nach einer Mausbewegung eingeblendet. Dies ist eine eher symbolische Änderung, ganz im Gegensatz zu einer Neuerung beim Videoportal YouTube: Der neue "Feather"-Modus soll es Nutzern erlauben, Videos schneller abzurufen.

"YouTube Feather" ist eine abgespeckte Version der Videoseite, einige Elemente fallen weg, eigene Kommentare können nicht mehr abgegeben werden. Die Videos selbst werden nicht in High Definition, sondern nur im Standardmodus abgespielt. Dies soll vor allem Nutzern mit langsameren Internetzugängen zugute kommen. Derzeit befindet sich "Feather" allerdings noch im Testbetrieb, an dem Nutzer teilnehmen können.

Schlankere Seiten und schnellere Zugänge sollen vor allem Computer mit wenig Rechenkraft entlasten. Dies passt in die Unternehmensstrategie, die Google verfolgt: Vor wenigen Wochen stellten Entwickler erste Details zum Chrome-Betriebssystem vor, das vor allem auf leichten Netbooks installiert werden soll und Anwendungen und Daten ins Web verlagert.

Ein schnelleres Internet würde Google auch dabei helfen, die Entwicklungen auf dem Hardware-Markt zu beeinflussen: Wenn das schnelle Abrufen von Internetseiten nicht mehr von der Rechenleistung des Computers abhängt, kann sich die Nachfrage nach kleineren Endgeräten schneller entwickeln. Neben Chrome OS für Netbooks drängt Google dort auch mit dem Handy-Betriebssystem Android auf den Markt.

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