Facebook-Chef:Wie Mark Zuckerberg sich die Zukunft vorstellt

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Mark Zuckerberg: "Komisch, dass wir hier sitzen und vier Milliarden Menschen noch immer keinen Zugang zum Internet haben." (Foto: Bloomberg)

Internet für alle, Profite für den Facebook-Chef: Mark Zuckerberg will mehr Menschen ans Netz anbinden - bald mit seinem ersten Satelliten.

Von Helmut Martin-Jung, Barcelona

Am Eingang zum Konferenzsaal, dem größten, den es gibt auf der Messe in Barcelona, haben sie Absperrungen aufgebaut. Die Besucher müssen sich durchschlängeln wie bei einem Rockkonzert und das ist kein zufälliger Vergleich. Denn der Mann, der gleich hier sprechen soll, genießt den Status eines Popstars. Mark Zuckerberg ist Chef des Unternehmens, das für viele zum Synonym für das Internet geworden ist: das soziale Netzwerk Facebook.

Es sind nicht die Probleme mit dem pfeifenden Mikro, die ihn ins Schwitzen bringen. Es ist eher die Bitte der Moderatorin, doch ein bisschen über seine Tochter zu reden. "Die ist ja erst drei Monate alt", sooft er könne, bade er sie, ringt er nach Worten. Und springt lieber zu seinem Lieblingsthema, dem Internet für die Welt.

Das große Ziel: Mehr Menschen ins Internet bringen

"Komisch, dass wir hier sitzen und vier Milliarden Menschen noch immer keinen Zugang zum Internet haben", sagt er. Dieses Problem könne keiner alleine lösen, "aber unsere Mission ist es, alle zu verbinden". Noch in diesem Jahr, kündigt er an, werde über Afrika der erste Satellit ins All geschossen, außerdem experimentiere die Firma mit Drohnen und einem Solarflugzeug: "Das hat eine Flügelspannweite wie eine Boeing 747", prahlt er, "wiegt aber nur so viel wie ein Auto." Mit dem Programm "Open compute" will er außerdem dafür sorgen, dass die Internetbranche davon profitiert, wenn Facebook-Ingenieure Hardware wie Server selber designen. Diese Designs will Zuckerberg öffentlich zugänglich und nutzbar machen.

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Und das alles mit einem großen Ziel: mehr Menschen ins Internet zu bringen. Denn mehr Menschen im Internet, so glaubt Zuckerberg, das heißt auch: mehr Menschen auf Facebook.

Dass man eines von mehreren Projekten, Free Basics genannt, in Indien kürzlich verboten hat, ärgert Zuckerberg zwar - "es gibt andere Länder, die es gut finden, wenn mehr Menschen Internetzugang bekommen" -, aber aufhalten lassen will er sich dadurch nicht. "Facebook ist keine Firma, die auf ein Hindernis stößt und dann aufgibt." Aus der Causa Indien habe er gelernt, "dass jedes Land anders ist". In anderen Ländern aber sei das Programm sehr erfolgreich, "19 Millionen Menschen kamen dadurch erstmals ins Netz".

Und was hält einer wie Zuckerberg von einer Messe wie dem Mobile World Congress, dessen Gast er gerade ist? Enttäuscht sei er, sagt Zuckerberg, dass viel über die neue Netzwerktechnik 5G geredet werde, die für die Kommunikation vor allem von Maschinen untereinander, aber auch für mehr Übertragungskapazität optimiert sei. "Das läuft doch darauf hinaus, eine bessere Anbindung für reiche Menschen zu schaffen." 2020 seien aber Studien zufolge immer noch drei Milliarden Menschen ohne Anbindung ans Netz.

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Doch kurz darauf widerspricht er sich selber. Denn was ihn umtreibt, was seiner Meinung nach die großen Treiber für den Erfolg von Facebook sein werden, das sind genau die Dinge, die die höchste Leistung im Netz verschlingen. Videos und virtuelle Realität. Fast wortgleich wiederholt er, was er tags zuvor auf einer Veranstaltung von Samsung gesagt hatte. Dort hatte er als Überraschungsgast eine Partnerschaft angekündigt.

Die Folgen für die Netze sind auch ihm durchaus klar: "Wenn 360-Grad-Videos geteilt werden sollen, dann braucht es hohe Auflösung, das wird 5G-Netze beflügeln, hoffe ich". Sollten erst einmal hochauflösende Videos live gesendet werden, werde das "eine echte Herausforderung" für die Infrastruktur des Netzes.

Zunächst einmal aber gilt es für Facebook, kündigt der Chef an, die Sache mit normalen Videos richtig zu machen. "Die sind heute so wichtig wie es der Trend zu Mobilgeräten 2012 war", sagt er, "bei Mobile haben wir mehrere Versuche gebraucht, ich hoffe, dieses Mal machen wir's besser."

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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