Galloway über Zuckerberg:"Ein Studienabbrecher, der nichts anderes gelernt hat"

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Scott Galloway hält Konzerne wie Facebook für zu mächtig. Aber Start-ups könnten von ihnen lernen. (Foto: Roy Rochlin/AFP)
  • Auf dem DLD in München fordert Marketing-Professor Scott Galloway, Facebook solle seinen Gründer Mark Zuckerberg in den Aufsichtsrat verbannen und Geschäftsführerin Sheryl Sandberg entlassen.
  • Er warnt vor monopolistischen Tendenzen in der Tech-Branche.

Von Helmut Martin-Jung, München

Wenn Scott Galloway auf die Bühne tritt, weiß man, was kommt: Um eine pointierte These ist der New Yorker Marketing-Professor und Unternehmer nie verlegen. In fast ausdruckslosem Stakkato kommentiert er das Geschehen in der Technologie- und Medienbranche, und doch bringt Galloway seine Zuhörer ständig zum Lachen oder zumindest zum Staunen, wie etwa am Montag bei der Innovationskonferenz DLD von Burda.

Twitter, Pinterest, Buzzfeed und Vice seien auf dem Weg in die Pleite, weil ihnen die Großen wie Facebook, Google oder Amazon die Luft zum Atmen nähmen, sagt er. Und wenn Galloway fordert, Facebook solle doch den Gründer Mark Zuckerberg in den Aufsichtsrat verbannen und die Geschäftsführerin Sheryl Sandberg entlassen, ist ihm Beifall sicher.

Im persönlichen Gespräch legt er nach: "Unternehmensbosse werden ständig entlassen", sagt er, "wegen viel kleinerer Angelegenheiten." Facebook habe es versäumt, Sicherheitsbarrieren einzubauen. Aber Mark Zuckerberg, "ein Studienabbrecher, der nichts anderes gelernt hat", sei vermutlich gar nicht in der Lage, Entscheidungen zu treffen, die das Wachstum und den Gewinn des Unternehmens auch nur ein bisschen schmälern könnten. "Da herrscht eine Kultur, in der etwas eindeutig falsch läuft."

Galloway ist auch der Meinung, dass die großen Internetkonzerne zu mächtig geworden seien, diese Macht missbrauchten und deshalb zerschlagen werden müssten. Aber kann es überhaupt dazu kommen in der derzeitigen politischen Lage in den USA? "Letztes Jahr hätte ich nein gesagt, aber jetzt haben sich drei neu gewählte republikanische Senatoren an die Regulierungsbehörde FTC gewandt und verlangt, dass die sich die großen Internetunternehmen genauer ansehen sollen."

In den USA sei es gute Tradition, Firmen aufzuspalten, sagt Galloway

In den Medien werde zudem sehr negativ über diese Firmen berichtet, das könne schon dazu führen, sagt Galloway, dass monopolistische Tendenzen zumindest wieder ernsthaft in den Blick genommen werden. Schließlich hätten die USA ja eine gute Tradition, Firmen aufzuspalten, die zu groß und zu mächtig geworden seien, wie etwa Standard Oil.

Bei Amazon, dem E-Commerce- und Cloud-Computing-Giganten, könne eine Aufspaltung sogar wirtschaftlich Sinn ergeben, glaubt Galloway, denn: "Es gibt bis dato keinen reinen Cloud-Computing-Anbieter, in den man investieren könnte." Dabei sei dieser Markt doch derjenige, der zurzeit am schnellsten wachse und noch viel Potenzial nach oben habe. Daher werde, falls es denn zu einer Aufspaltung komme, Amazon Web Services (AWS) sicher hoch bewertet werden. Apropos Wachstumsmarkt: Die nächste Branche, die Amazon in Angriff nehmen könnte, glaubt Galloway, sei der Bereich Gesundheit. Amazon wisse aus seinen Daten viel über seine Kunden, dies auszudehnen auf den Gesundheitsmarkt wäre ein logischer Schritt.

So sehr Galloway die Großen der Branche geißelt, wenn sie ihre Macht missbrauchen, so sehr bewundert er auf der anderen Seite aber auch die Leistung dieser Unternehmen. Start-ups könnten seiner Meinung nach einiges davon abgucken: Hochklassige Unis seien ein guter Ort für Gründungen, nötig seien außerdem billiges Kapital und die Fähigkeit, gut mit Daten umgehen zu können. Vor allem aber müssten Unternehmer lernen, ihre Geschäftsidee überzeugend darzustellen. Am ehesten stelle sich der Erfolg ein, wenn man die Kunden dazu bringe, Dienste zu abonnieren.

© SZ vom 22.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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