Aus Furcht vor Klagen:Facebook kauft Microsoft-Patente für 550 Millionen Dollar

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Kaufrausch bei Facebook: Vor dem geplanten Börsengang deckt sich das Unternehmen weiter mit Patenten ein. Nach der angekündigten Übernahme von Instagram ist es der zweite große Zukauf innerhalb kürzester Zeit. Die zurückgegangenen Umsatz- und Gewinnzahlen dürften die Euphorie jedoch bremsen.

Kurz vor seinem Börsengang kauft Facebook für 550 Millionen Dollar (419 Millionen Euro) 650 Patente und Anwendungen von Microsoft, wie beide Firmen mitteilten. Der US-amerikanische Software-Hersteller hatte die Patente selbst erst vor kurzer Zeit für etwa eine Milliarde Dollar von AOL erworben - in einem Paket von insgesamt 925 Patenten.

Die gekauften Rechte betreffen unter anderem Technologien für Werbung, Suche, Inhalte, Soziale Netzwerke und Sicherheit. Facebook bekommt zudem eine Lizenz auf die AOL-Patente und Anwendungen, die Microsoft behält und zahlt bei der Nutzung entsprechende Gebühren.

Am Montag legte das soziale Netzwerk zudem seinen aktualisierten Börsenprospekt vor. Darin muss der Konzern eingestehen, dass er sein enormes Wachstumstempo zuletzt nicht halten konnte - ein Dämpfer, so kurz vor dem Börsengang.

Im ersten Quartal stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwar um 45 Prozent auf 1,06 Milliarden Dollar (807 Mio Euro). Für jede normale Firma wäre das ein Traumwert. Doch 2009 auf 2010 hatte das Plus noch bei 154 Prozent gelegen. Von 2010 auf 2011 waren es immerhin noch 88 Prozent mehr, Tendenz deutlich fallend.

Auch beim Nettogewinn musste Facebook zu Jahresbeginn Abstriche machen: Der ging gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 12 Prozent zurück - von 233 Millionen Dollar (177 Millionen Euro) auf 205 Millionen Dollar (155,8 Millionen Euro). Grund für den Rückgang waren unter anderem deutlich gestiegene Marketing- und Entwicklungskosten. Facebook-Chef Mark Zuckerberg hatte seine Mannschaft um 46 Prozent auf gut 3500 Mitarbeiter aufgestockt.

Wann Facebook an die Börse geht, ist weiter unklar. Wo, ist nun raus: Laut dem sozialen Netzwerk soll die Aktie an der Technologiebörse Nasdaq gehandelt werden - ein Schlag für die traditionsreiche New York Stock Exchange mit ihrem klassischen Parketthandel.

Um sich interessanter für Anleger zu machen, hatte Facebook erst vor wenigen Wochen die Übernahme des Fotodienstes Instagram für 1 Milliarde Dollar verkündet - der bisher größte Zukauf der Firmengeschichte.

Das Börsenprospekt offenbarte nun die Details des Kaufs: Demnach fließen 300 Millionen Dollar in bar, der Rest wird in Aktien bezahlt, 23 Millionen an der Zahl. Sollte der Kauf platzen - etwa wegen Bedenken der Wettbewerbshüter - stehen den Instagram-Eignern 200 Millionen Dollar als Trostpflaster zu.

Die Idee hinter dem Deal ist einleuchtend: Im Rahmen des bis zu 10 Milliarden Dollar schweren Facebook-Börsengangs baut die Plattform mit dem Geschäft sein Patentportfolio zum Schutz vor Klagen aus.

Weltweit bemühen sich Technologiekonzerne, ihren Bestand an Patenten aufzustocken, um sich dauerhaft Lizenzen und damit Einnahmen zu sichern. Beispielhaft für Streitigkeiten in dem Bereich sind die Klagen, mit denen sich Yahoo und Facebook jüngst gegenseitig überzogen.

AOL hatte Anfang April angekündigt, einen Großteil seiner Patente für etwa eine Milliarde Dollar an Microsoft zu verkaufen. Gut unterrichteten Kreisen zufolge soll auch Google Interesse an den AOL-Patenten gehabt haben.

© Süddeutsche.de/Reuters/dpa/dapd/fbo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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