Studium:Digitale Kompetenz bedeutet mehr als nur ein paar neue Computer

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Lernen Beilage

Wie können die Hochschulen mit der Digitalisierung Schritt halten?

(Foto: Illustration: Stefan Dimitrov)

Die Digitalisierung stellt die Hochschulen vor enorme Herausforderungen: Wie soll das Lernen der Zukunft aussehen?

Von Christine Demmer

Lernen Chemiestudenten besser, wenn sie bei Experimenten digitale Medien heranziehen können? Inwieweit hilft eine Online-Lernplattform Theologiestudenten bei der Bibelexegese? Und wie kann eine Software Hochschullehrer bei der Erarbeitung und Auswertung von Klausuren unterstützen?

Mit diesen und ähnlichen Fragestellungen beschäftigen sich viele, wenn auch längst noch nicht alle Hochschulen. Sie müssen aufholen, denn für die Studierenden gehören das Internet und die digitalen Medien seit Kindesbeinen zum Alltag. Moderne Technik erwarten sie auch an der Hochschule. Wenngleich sie sich meist mit dem zufriedengeben, was sie dort vorfinden. Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung, formuliert das so: "Sie essen, was auf den Tisch kommt."

Nicht nur ihrer Zielgruppe zuliebe müssen sich die Hochschulen der digitalen Welt öffnen. "Die Wirtschaft verlangt nach neuen, auch nach digitalen Kompetenzen und nimmt die Hochschulen dafür in die Pflicht", erklärt Jens Andreas Meinen, Kanzler der Fachhochschule Münster und Mitglied im Vorstand der Digitalen Hochschule Nordrhein-Westfalen (DH-NRW). Für die Hochschulen sei die Digitalisierung daher ein Thema, das höchste Priorität habe. Der Verbund aus Hochschulrektoren, -präsidenten und -kanzlern sowie Vertretern des Düsseldorfer Innovationsministeriums will Lehre, Forschung und Infrastruktur der Hochschulen in die Neuzeit befördern. Aber nicht mit der Macht der Bestimmer, dafür fehlt ohnehin das Geld, sondern mit der Sorgfalt der Denker.

Im Hochschulentwicklungsplan der Fachhochschule Münster ist die Digitalisierung eines von fünf Kernthemen, die in den nächsten Jahren angegangen werden sollen. Kanzler Meinen erklärt, warum es nicht mit einem Schwung neuer Computer getan ist: "Wir sehen die Digitalisierung nicht nur technisch, sondern fragen uns auch, was das für unseren Bildungsprozess bedeutet." Muss im digitalen Zeitalter womöglich anders gelehrt werden als in der analogen Welt? Angesichts des massiv wachsenden Angebots an Fernkursen, Online-Studiengängen und Massiv Open Online Courses (Moocs) für jedermann kann die Antwort gar nicht anders lauten als: Ja. Die Frage ist nur: Wie?

Antworten sucht auch das Hochschulforum Digitalisierung in Essen. Und wenn irgendwo gute Ideen auf dem Tisch liegen, will es dafür sorgen, dass andere Hochschulen von ihnen erfahren. Initiiert wurde das Hochschulforum vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, dem CHE Centrum für Hochschulentwicklung und von der Hochschulrektorenkonferenz. Das Hochschulforum ist konzipiert als große Plattform, auf der über die vielfältigen Einflüsse der Digitalisierung auf die Hochschulen und insbesondere auf die Hochschullehre diskutiert werden soll. Hochschulkanzler Meinen aus Münster sieht darin keine Konkurrenz für DH-NRW - den Verbund, dem er selbst angehört. Für den Stifterverband findet er lobende Worte: "Er will Initiative zeigen. Der Stifterverband will Themen, die der Wirtschaft wichtig sind, in die Hochschulwelt tragen."

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