Hannover:Minister zum Schulstart: „Keiner muss Angst haben“

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Grant Hendrik Tonne (SPD), Kultusminister Niedersachsen, spricht. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Keine Masken im Unterricht, voll besetzte Klassen und eine Reihe von Hygieneregeln: Am Donnerstag beginnt für mehr als eine Million Schülerinnen und Schüler in...

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Hannover (dpa/lni) - Keine Masken im Unterricht, voll besetzte Klassen und eine Reihe von Hygieneregeln: Am Donnerstag beginnt für mehr als eine Million Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen das neue Schuljahr. Trotz bundesweit steigender Infektionszahlen will das Kultusministerium so viel Normalität wie möglich erreichen. Die Schulen starten im „eingeschränkten Regelbetrieb“. Dies bedeutet, dass innerhalb von definierten Gruppen (Kohorten) das Abstandsgebot mindestens von 1,50 Metern nicht mehr gilt. Sollte ein Schüler innerhalb der Gruppe erkranken, müsse nur diese Gruppe in Quarantäne gehen und nicht die ganze Schule geschlossen werden - so die Theorie.

Die Situation sei beherrschbar, „wenn sich alle an die Regeln halten und das Virus nicht von außen eingeschleppt wird“, sagte Kultusminister Grant Hendrik Tonne am Mittwoch. „Keiner muss Angst haben, zur Schule zu gehen.“ Rückkehrer aus Corona-Risikogebieten dürften ohne ein negatives Corona-Testergebnis die Schule nicht betreten, betonte der SPD-Politiker. Vom Robert Koch-Institut als Corona-Risikogebiet eingestuft sind unter anderem Spanien mit Ausnahme der Kanaren sowie die Türkei. Die Schulleitungen hätten nicht die Verantwortung und die rechtliche Handhabe, Reiserückkehrer zu kontrollieren, sagte Tonne. Allerdings könnten sie bei Verdachtsfällen die zuständigen Gesundheitsämter informieren.

Absage an Maskenpflicht im Unterricht: Anders als in Nordrhein-Westfalen müssen niedersächsische Schülerinnen und Schüler in den Klassenräumen keinen Mund-Nasen-Schutz tragen. „Zum jetzigen Zeitpunkt halten wir eine Maske im Unterricht als präventive Maßnahme für nicht erforderlich“, sagte Tonne. Zum Beispiel beim Lernen von Fremdsprachen sei es unerlässlich, auch die Mimik zu sehen. Masken sollen etwa auf engen Fluren im Gebäude getragen werden. Lehrern stellte Tonne freiwillige Corona-Tests in Aussicht.

Aus Sicht der FDP hat die rot-schwarze Landesregierung die Schulen „denkbar schlecht“ vorbereitet. „Nötig wäre eine 14-tägige Schulquarantäne für alle Urlaubsheimkehrer ohne negativen Test und endlich eine Teststrategie, die regelmäßige und präventive Tests für das Schulpersonal vorsieht“, sagte der Schulexperte der FDP-Landtagsfraktion, Björn Försterling.

Fehlende Lehrer: Anders als die Bildungsgewerkschaft GEW spricht der Kultusminister nicht von Personalnot. Von rund 2300 zum Schuljahr 2020/21 ausgeschriebenen Stellen konnten bisher 1977 Stellen besetzt werden (Stand 25.8.). 1600 Lehrkräfte schieden aus dem Dienst aus. Die Entwicklung an den Grundschulen sei positiv, sagte Tonne. Allerdings sei die Besetzungsquote von 65 bis 70 Prozent an den Haupt-, Real- und Oberschulen „nicht zufriedenstellend“. Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte befürchtet dort Unterrichtsausfall und weniger Ganztagsbetreuung. „Wir warnen davor, dass hier eine große Schülerschaft in ihrer Entwicklung benachteiligt wird“, sagte Verbandschef Torsten Neumann. FDP und Grüne warfen dem Minister vor, die Zahlen zu beschönigen. „Es fehlen unverändert Lehrkräfte“, sagte Julia Willie Hamburg, Fraktionschefin der Grünen im Landtag.

Corona-Risikogruppen: Das Kultusministerium rechnet damit, dass etwa sechs bis acht Prozent der Lehrkräfte keinen Präsenzunterricht geben können, weil sie zur Corona-Risikogruppe gehören. „Sie sind nicht krank und haben nicht frei“, sagte Tonne. Vielmehr hätten sie Aufgaben von zu Hause aus zu erfüllen - etwa die Betreuung von Schülern, die ebenfalls zur Risikogruppe gehören und deshalb zu Hause unterrichtet werden. Wie viele Schüler dies sind, konnte der Minister nicht sagen.

Lernen zu Hause: Beim Lernen mit digitalen Medien sieht Tonne die niedersächsischen Schulen auf einem guten Weg. 39 000 der rund 70 000 Lehrkräfte hätten sich digital fortgebildet, davon 3700 in den Sommerferien. Sollte sich die Infektionslage deutlich verschlechtern, entscheiden die örtlichen Gesundheitsämter, ob die Schulen in der jeweiligen Region zu einer Kombination aus Präsenzunterricht und Unterricht zu Hause zurückkehren oder ob wieder komplett zu Hause gelernt werden muss. Niemand müsse sich wegen des Coronavirus Sorgen um die Bildungskarriere der Kinder und Jugendlichen machen, sagte der Minister. „Wir werden das Schuljahr nutzen, um Lücken zu schließen und Defizite zu kompensieren.“

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