Die Bundeswehr möchte die jungen Leute möglichst früh einsetzen können. Denn nach der Ausbildung sind sie in der Regel nur sechs Jahre bei der Truppe. Das hat damit zu tun, dass ein Studium bei der Bundeswehr integraler Bestandteil der Offizierausbildung ist und man sich dafür für 13 Jahre Dienst bei der Bundeswehr verpflichten muss.
Die Ausbildung zum Offizier dauert insgesamt sieben Jahre. Üblicherweise funktioniert die Offizierausbildung so: Nach dem Abitur bewirbt man sich bei der Bundeswehr für diese. Wird man nach einem Auswahlverfahren für tauglich gehalten, durchläuft man eine 18-monatige Ausbildung an einer Offizierschule sowie in einem Offizieranwärterbataillon. Bestandteil dieser Ausbildung ist ein dreimonatiger Englisch-Intensivkurs, denn die Bundeswehr ist in internationale Strukturen eingebunden, und die Geschäftssprache dort ist Englisch. Ein Truppenpraktikum gehört zu dieser "Grundausbildung".
Danach kommt man an die Bundeswehrhochschule. Nach dem Master wird über den Einsatz des jungen Offiziers entschieden, in der Bundeswehrsprache heißt das, über seine "Verwendung". Dabei spielen der Bedarf der Truppe, die Eignung des jungen Menschen und sein persönliches Interesse eine Rolle. Es folgen noch einmal anderthalb Jahre gezielte Ausbildung für den vorgesehenen Job. Nach den 13 Pflichtdienstjahren verlassen etwa 80 Prozent der jungen Offiziere die Bundeswehr, der Rest schlägt eine Laufbahn als Berufssoldat ein. "Das ist so gewollt. Die militärischen Führer sollen sehr jung sein, weil auch körperliche Anforderungen an sie gestellt werden. Wenn alle blieben, würde die Bundeswehr schnell überaltern", sagt Strey von der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr Hamburg.
Die jungen Offiziere haben es in der Regel leicht, im zivilen Leben einen Job zu bekommen. Wenn sie nach 13 Jahren mit Anfang 30 die Truppe verlassen, sind sie ihren Altersgenossen nicht unbedingt fachlich, dafür aber in puncto Führungserfahrung oft überlegen. "Schon als Offizieranwärter trägt man vom ersten Tag an Verantwortung. Ich hatte schon als 23-Jähriger Personalverantwortung bekommen", sagt Norman Westphal. Der heute 36-Jährige hat an der Bundeswehruniversität Hamburg BWL studiert. Danach fing er bei den Asklepios-Kliniken als Trainee an und bekam kurze Zeit später schon die Leitung einer Klinik anvertraut. "Meine Kameraden haben alle etwas gefunden, was von der Verantwortung und Stellung mindestens gleichwertig ist mit dem, was sie zuletzt gemacht haben", sagt Westphal.
Seit die Bundeswehr 2001 in allen Laufbahnstufen für Frauen geöffnet wurde, können auch Frauen Offiziere werden und daher auch an den Bundeswehrhochschulen studieren. Ihr Anteil an den Studierenden liegt in Hamburg aktuell bei 15,1 Prozent, in München etwas niedriger. "Wir sehen seit 2001 einen konstanten Anstieg der Anzahl der Soldatinnen und auch der weiblichen Offiziere", sagt Matthias Gebler vom Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr. Anfang 2017 taten gut 5000 Soldatinnen Dienst als Offiziere. Die Zahl der männlichen Offiziere lag aber mit knapp 37 000 noch deutlich höher. Langfristig ist es das Ziel, sowohl in der Gesamtzahl der Soldatinnen als auch bei den weiblichen Offizieren eine Quote von 20 Prozent zu erreichen.
Reizvoll erscheint die finanzielle Ausstattung der Studierenden. Denn schon mit der Aufnahme in die Bundeswehr bekommen sie vom ersten Tag an ein Gehalt. Das steigt mit dem Dienstgrad, und dieser mit den Jahren der Truppenzugehörigkeit. "Ein Student, der in den letzten Zügen seines Masterstudiums ist, kann schon Leutnant sein und dann bekommt er im Monat circa 2000 Euro netto", sagt Strey. Wegen der "freien Heilfürsorge" für die Soldaten entstehen auch keine Kosten für die Krankenversicherung. Und das Zimmer im Studentenwohnheim ist auch umsonst.