Bildungsbarometer:Wer schlechte Noten hat, soll weiterhin sitzenbleiben

Ja zu Veränderungen in der Gesellschaft

Die Studienautoren stellten auch Fragen zur Geschlechtergerechtigkeit in Beruf und Alltag - hier wünschen sich offenbar viele Menschen Veränderungen. Deutliche Mehrheiten der Frauen und Männer möchten, dass der Frauenanteil in IT-Berufen und der Männeranteil in Pflegeberufen steigt. Für verpflichtende Geschlechterquoten bei Führungspositionen in Unternehmen finden sich sowohl bei Frauen als auch bei Männern Mehrheiten. Verpflichtende Quoten auch in der Politik, bei Universitätsprofessuren und bei der Studienplatzvergabe wünscht sich jeweils eine relative Mehrheit (46 bis 49 Prozent) der befragten Frauen. Bei den Männern ist die Zustimmung zu derlei Quoten um drei bis sieben Prozentpunkte geringer.

Eine wichtige Erkenntnis des Bildungsbarometers lautet: Beide Geschlechter finden, dass Männer in der Gesellschaft insgesamt und besonders auf dem Arbeitsmarkt bevorzugt werden. Vorteile im Job vermuten fast zwei Drittel der befragten Frauen, aber auch 49 Prozent der Männer. Immerhin in der Bildung sind die Deutschen aber der Meinung, dass es gerecht zugeht. Zwischen 74 und 79 Prozent der Männer und Frauen meinen, dass an Schulen und Universitäten das Geschlecht keine besondere Rolle spielt. Auch die Jugendlichen finden mehrheitlich, dass Jungen oder Mädchen in der Schule weder in Mathematik noch in Sprachen oder Sport bevorzugt werden.

Uneinigkeit beim Ganztag

Für das Bildungsbarometer wurden Jugendliche wie Erwachsene auch zu allgemeinen Bildungsthemen befragt. Auch hier herrscht bei vielen Fragen Konsens: Beide Gruppen sind mehrheitlich für die Einführung von deutschlandweit einheitlichen Abschlussprüfungen wie etwa einem Zentralabitur, für einheitliche Vergleichstests in verschiedenen Jahrgangsstufen, gegen die Abschaffung von Schulnoten und - etwas überraschend - für Klassenwiederholungen bei schlechten Leistungen.

Bei einem Thema, das viele Bildungspolitiker seit Jahren umtreibt, sind sich Jugendliche und Erwachsene allerdings uneinig: Während 60 Prozent der Erwachsenen die bundesweite Einführung eines Ganztagsschulsystems befürworten, bei dem die Schüler bis 15 Uhr in der Schule sind, stimmen dem nur 29 Prozent der Jugendlichen zu. Das dürfte bedeuten: Obwohl die Jugendlichen ihren Schulen laut Bildungsbarometer insgesamt gute Noten geben - nur zwei Prozent geben Note 5 oder 6; bei den Erwachsenen tun das sieben Prozent -, haben sie wenig Lust, auch Teile des Nachmittags dort zu verbringen.

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