Schwerin:Drohender Lehrernotstand zwingt Regierung zum Handeln

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Schwerin (dpa/mv) - Nach dem 50-Millionen-Euro-Paket für bessere Bildung in Mecklenburg-Vorpommern von 2013 plant die Landesregierung offenbar eine nochmalige Mittelaufstockung für diesen Bereich. "Ich brauche Spielräume und habe in den Haushaltsberatungen dafür auch gekämpft", sagte die neue Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) am Montag in Schwerin.

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Schwerin (dpa/mv) - Nach dem 50-Millionen-Euro-Paket für bessere Bildung in Mecklenburg-Vorpommern von 2013 plant die Landesregierung offenbar eine nochmalige Mittelaufstockung für diesen Bereich. „Ich brauche Spielräume und habe in den Haushaltsberatungen dafür auch gekämpft“, sagte die neue Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) am Montag in Schwerin.

Am Donnerstag tritt das Kabinett zu einer Haushaltsklausur zusammen, um abschließend über den Doppeletat für 2020/2021 zu beraten. Zum Umfang der zusätzlichen Bildungsmittel machte Martin keine Angaben. Ihr Ressort hat mit aktuell 1,75 Milliarden Euro schon jetzt den größten Anteil am Landesetat, der sich für 2019 auf 8,1 Milliarden Euro summiert.

Im Jahr 2013 hatten SPD und CDU die Bildungsausgaben um 50 Millionen Euro aufgestockt, um zusätzliche Lehrerstellen zu schaffen, ältere Pädagogen und Schulleiter zu entlasten und auch die Verbeamtung von jungen Lehrern vorzunehmen. Doch trotz aller Bemühungen klangen noch immer viele Schulen im Land über Personalmangel.

Am Montag berichtete die „Ostsee-Zeitung“ über einen Beschwerde-Brief von Lehrern aus Wismar. Die Probleme dort seien kein Einzelfall, sondern überwiegend systemisch bedingt, sagte der GEW-Landesvorsitzende Maik Walm. Vor allem den Grund- und Regionalschulen seien im Zuge der Inklusion zusätzliche Aufgaben übertragen worden, ohne dass die baulichen, sächlichen „und vor allem personellen Bedingungen“ Schritt hielten.

„Die Landesregierung ist sich bewusst, dass die Bildung ein zentrales Zukunftsthema ist“, sagte Martin. Neben der Digitalisierung der Schulen werde die Verbesserung der Lehrerausbildung an den beiden Universitäten des Landes einen Schwerpunkt bilden. „Wir müssen selbst mehr und bedarfsgerecht ausbilden“, betonte Martin. So solle es mehr Geld für Dozenten geben, um so auch unbefristete Stellen zu schaffen. Zudem würden Ausbildungspläne erneuert und der Praxisbezug gestärkt.

Eine Studie hatte jüngst zutage gefördert, dass ein Großteil der Pädagogikstudenten vorzeitig das Handtuch wirft. Zwei Drittel der aktuell etwa 12 000 Lehrer im Nordosten gehen laut Martin in den kommenden zehn Jahren in Ruhestand und müssen ersetzt werden.

Auch in anderen Bundesländern sei der Bedarf an Lehrern groß. „Wir stehen in harter Konkurrenz“, sagte Martin. Bis zum Beginn des neuen Schuljahres benötige Mecklenburg-Vorpommern etwa 700 neue Lehrer. Um alle Stellen besetzen zu können, greife das Land auch wieder auf Seiteneinsteiger zurück, ziehe aber Lehren aus den Problemen im Vorjahr, als Weiterbildungen parallel zum Schulstart erhebliche Löcher in die Lehrerkollegien gerissen hätten. „Wir werden die Fortbildungen schon in den Sommerferien starten“, sagte die Ministerin.

Beim Streitthema Inklusion, dem gemeinsamen Unterricht von Schülern mit und ohne Behinderungen, wolle sie „etwas Luft“ rausnehmen. Die Zeitschiene werde gestreckt.

Angesichts des Lehrermangels hatte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kürzlich erst 73 Forderungen zur Aufwertung des Berufs in Mecklenburg-Vorpommern vorgelegt. Sie reichen von weniger Stunden über eine bessere Vergütung der Grundschullehrer bis hin zu einer Reform des Lehramtsstudiums. Allein die Sofortmaßnahmen, die laut GEW im Doppelhaushalt 2020/2021 eingeplant werden sollten, summieren sich auf 60 bis 80 Millionen Euro, wie Walm sagte.

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