Kronshagen:Rund 20 Prozent der Schulen wollen „Lernsommer“ anbieten

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Karin Prien (CDU), Bildungsministerin von Schleswig-Holstein, kommt zu einem Pressetermin. (Foto: Carsten Rehder/dpa/Archivbild)

Verkürzte Sommerferien für einen Teil der Schüler in Schleswig-Holstein: Mindestens an jeder fünften Schule in Schleswig-Holstein können Mädchen und Jungen in...

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Kronshagen (dpa/lno) - Verkürzte Sommerferien für einen Teil der Schüler in Schleswig-Holstein: Mindestens an jeder fünften Schule in Schleswig-Holstein können Mädchen und Jungen in den Sommerferien durch die wochenlangen Schulschließungen in der Corona-Krise entstandene Lernlücken füllen. Bislang 139 Schulen „quer über das Land verteilt“ hätten ihre Teilnahme am „Lernsommer.SH“ erklärt, sagte Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Donnerstag. Insgesamt gibt es knapp 800 allgemeinbildende Schulen im Land.

Ein oder zwei Wochen in den Sommerferien sollen benachteiligte Schüler in den Kernfächern Deutsch, Mathe und Englisch gefördert werden. Die Schulen können weitgehend entscheiden, wie das Programm bei ihnen genau aussieht. Möglich sind mehrere Stunden pro Tag oder auch drei Tage Unterricht und zwei Tage mit anderem Programm.

Das Land hat dafür fünf Millionen Euro bereitgestellt. Lehrer sollen damit zusätzlich vergütet werden. Auch Lehramts-Studenten können an dem Programm für Schüler der 1. bis 10. Klassen teilnehmen. Darüber hinaus erhalten die Schulen ein zusätzliches Budget, um externe Angebote von kultureller Bildung oder sportliche Aktivitäten anbieten zu können. Der Lernsommer finde aber nicht am Strand statt, sagte Prien. „Das ist kein Ferienlager.“

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagte, „wir müssen in den nächsten Wochen besonders auf die Kinder und Jugendlichen achten, die in einem Elternhaus mit erschwerten sozialen und finanziellen Bedingungen aufwachsen und deshalb beim Lernen nicht so gut unterstützt werden konnten“. Home-Schooling-Angebote hätten diese oft nicht so gut erreicht. Sie würde sich wünschen, dass es in ganz Deutschland solche Angebote geben würde.

„Neben dem Vermitteln von Lernstoff in den Kernfächern wollen wir dabei auch besonders kulturelle und politische Bildung in den Blick nehmen“, sagte Prien. Eltern von Schülern, bei denen die Lehrer einen besonderen Förderbedarf in den Sommerferien sehen, sollen mit den Zeugnissen entsprechende Briefe erhalten. Es könne aber niemand gezwungen werden, sein Kind in den Ferien in die Schule zu schicken. „Aber selbst wenn wir damit nur 70 Prozent erreichen, wäre das ein Erfolg.“

Das Bundesprogramm „Kultur macht stark“ helfe bei den Plänen des Landes, sagte Prien. Bundesweit stehen dafür für den Zeitraum 2018 bis 2022 insgesamt 250 Millionen Euro bereit. Wegen Corona könnten derzeit aber viele Präsenz-Veranstaltungen nicht stattfinden, sagte Karliczek. Es seien deshalb nicht alle Mittel wie geplant abgerufen worden. „Deswegen haben wir jetzt die Möglichkeit, dass wir noch Mittel haben, die wir für solche Sonderprogramme einsetzen können.“

Der SPD-Bildungspolitiker Martin Habersaat kritisierte, „offenbar verweigern sich 80 - 85 Prozent der Schulen in Schleswig-Holstein dem sogenannten Lernsommer 2020“. An teilnehmenden Schulen werde es Angebote nur für einen Bruchteil der Schüler geben. „Ob die Teilnehmenden dann die sein werden, die zu Hause nicht die besten Voraussetzungen zum Lernen und zum digitalen Unterricht vorfinden, steht in den Sternen“. Die Schüler, die Hilfe am nötigsten hätten, würden damit in ihrer übergroßen Mehrzahl nicht erreicht, schon gar nicht in den Bereichen Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen. „Das heißt: Wir brauchen dringend Lösungen, um mit vorhandenen Defiziten in der Anfangsphase des nächsten Schuljahres umzugehen.“

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