Kiel:Gewalt an Schulen im Land: Fast immer Jungs Täter

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Im Schuljahr 2018/19 sind an Schleswig-Holsteins Schulen 585 Fälle von Gewalt gemeldet worden. Mit 84,1 Prozent geht die Gewalt in den meisten Fällen von Jungs...

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Kiel (dpa/lno) - Im Schuljahr 2018/19 sind an Schleswig-Holsteins Schulen 585 Fälle von Gewalt gemeldet worden. Mit 84,1 Prozent geht die Gewalt in den meisten Fällen von Jungs aus, vor allem im Teenageralter. „Rund 70 Prozent aller Taten wurden von Jungen in den Klassenstufen fünf bis neun verübt“, sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) bei der Vorstellung der Zahlen am Montag.

Erstmals sollten die Schulen im Schuljahr 2018/19 Gewalt an ihren Einrichtungen melden. Dabei gab es insgesamt 756 Meldungen, darunter auch Fälle, die gleich mehreren Arten von Gewalt zugerechnet wurden wie beispielsweise körperliche in Tateinheit mit psychischer Gewalt. 43,4 Prozent der Fälle stuften die Schulen als Körperverletzungen ein. 19 Prozent galten als psychische Gewalt, 7,1 Prozent wurden als Mobbing eingestuft.

„Wir erfassen in der Datenbank deutlich mehr als das, was strafbar ist“, sagte Prien. Dazu gehöre aber „nicht jede Rauferei, nicht jedes Rempeln“. Von den 795 Schulen in Schleswig-Holstein meldeten im vergangenen Schuljahr aber nur 149 entsprechende Fälle. Prien geht deshalb von einer entsprechenden hohen Dunkelziffer aus und forderte einen ehrlichen Umgang mit dem Problem. „Wir neigen dazu, das Thema zu tabuisieren.“ Klar sei, dass es Gewalt an den Schulen gebe.

Laut dem Gewaltmonitoring waren zwei Drittel der Opfer (67 Prozent) Schüler. Die Lehrer machten 15,7 Prozent der Opfer aus. Am größten war der Anteil der Fälle mit 72,5 Prozent der Fälle an den Gemeinschaftsschulen. Dabei unterrichten diese nur gut ein Viertel (25,9 Prozent) der Schüler im Land. „Da liegt ein großes Problem“, sagte Prien.

Generell gilt: „In Kiel ist die Gefahr durch Gewalt an Schulen deutlich größer als in Stormarn“, sagte Prien. Zwar gingen nur 9,0 Prozent aller knapp 397 000 Schüler im Land in der Landeshauptstadt zur Schule. Der Anteil am Meldeaufkommen lag dort mit 21,9 Prozent aber besonders hoch. Zum Vergleich: Stormarn hat zwar 8,4 Prozent aller Schüler im Land. Von dort stammten aber nur 1,2 Prozent aller gemeldeten Vorfälle.

Auch im Kreis Plön, in dem nur 3,6 Prozent der Schüler insgesamt unterrichtet werden, war der Anteil der Fälle mit 8,6 Prozent deutlich höher. Im Kreis Segeberg betrug der Anteil der Schüler 9,0 Prozent, der Anteil der Fälle aber 12,0 Prozent.

Prien sagte, „wir brauchen klarere Regeln für den Umgang mit Gewalt an Schulen“. Nur wenn die Probleme offen angesprochen würde, könnten die Behörden damit umgehen. „Eine starke Schule macht sich ehrlich.“ Vor allem für Jungs müssten neue Angebote geschaffen werden, um dem Gewaltproblem beizukommen.

Weitere Ergebnisse des Monitorings sind beispielsweise, dass 4,8 Prozent der Fälle als Drohungen über soziale Medien eingestuft wurden und 1,6 Prozent als Sexualdelikt. In 9,2 Prozent aller Fälle oder 54 absolut wurden Waffen oder waffenähnliche Gegenstände eingesetzt. Bei 17,9 Prozent aller Täter handelt es sich um Kinder und Jugendliche nichtdeutscher Muttersprache. Deren Anteil an den Schülern beträgt aber nur 7,4 Prozent.

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