Hannover:Kultusminister Tonne: Werte und Normen neues Grundschulfach

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Das Fach "Werte und Normen" soll bis 2025 an allen niedersächsischen Grundschulen als Unterrichtsfach eingeführt werden. Damit erhielten knapp 80 000...

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Hannover (dpa/lni) - Das Fach „Werte und Normen“ soll bis 2025 an allen niedersächsischen Grundschulen als Unterrichtsfach eingeführt werden. Damit erhielten knapp 80 000 konfessionslose Grundschüler eine Alternative zum Religionsunterricht, erläuterte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Dienstagabend in Hannover. Eine ethische Bildung dieser Kinder sei „eine Frage der Gleichbehandlung“.

Insgesamt werden nach Angaben des Kultusministeriums rund 120 neue Lehrerstellen für das Fach benötigt. Die Einführung soll vom Schuljahr 2021/22 an über vier Jahre stufenweise erfolgen: Jedes Jahr sollen demnach rund 400 der insgesamt 1700 niedersächsischen Grundschulen „Werte und Normen“ einführen. Parallel sollen Weiterbildungsangebote für Lehrer und ein Studienfach entstehen.

Im Fach „Werte und Normen“ sollen sich Schülerinnen und Schüler mit ethischen und moralischen Fragen beschäftigen. Der Landeselternrat begrüßte die Initiative des Ministeriums in einer Stellungnahme. Da Kinder heutzutage schon sehr viel früher mit Wertvorstellungen anderer konfrontiert würden, sei „Werte und Normen“ eine wichtige Orientierungshilfe. „In der Schule gibt es Kinder, die kommen aus dem Krieg“, veranschaulichte Kultusminister Tonne die Situation.

Bisher wurde „Werte und Normen“ in Niedersachsen regulär nur an weiterführenden Schulen unterrichtet. Dort belegte im Jahr 2018 jeder fünfte Schüler das Fach. An 40 Grundschulen wird das Fach zudem schon getestet. Alle anderen Grundschüler ohne Konfessionszugehörigkeit können entweder den Religionsunterricht besuchen oder werden in der Zeit anderweitig betreut. Tonne betonte, dass mit der Einführung des neuen Fachs auch eine Möglichkeit der Bewertungsvermeidung abgeschafft werde. „Werte und Normen“ sehe er nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zum Religionsunterricht.

Die evangelische Landeskirche bezeichnete die Einführung des neuen Fachs als „konsequente Weiterentwicklung“. Oberlandeskirchenrätin Kerstin Gäfgen-Track sagte: „Wir treten immer dafür ein, dass es sowohl ein Recht auf religiöse Bildung gibt, als auch auf ethische Bildung, die nicht religiös gebunden ist.“ Wichtig sei jedoch, dass „Werte und Normen“ auch gut mit der religiösen Frage umgehe.

Das Katholische Büro Niedersachsen als Vertretung der Diözesen forderte von der Landesregierung, „dass der Religionsunterricht durch die Erteilung von Werte und Normen in keinster Weise eingeschränkt wird.“ Grundsätzlich sei die Einführung aber als sinnvoll zu erachten, meinte Sprecher Felix Bernard. Eine direkte Konkurrenz zum bestehenden Religionsunterricht sehe er nicht.

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