Hannover:Gewalt gegen Lehrer: Gewerkschaft fordert besseren Schutz

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Ein Mann geht an einem Schild vorbei, das den Weg zum Lehrerzimmer weist. (Foto: Maurizio Gambarini/dpa/Illustration)

Angesichts von immer mehr gewaltsamen Übergriffen auf Lehrer hat der Verband Bildung und Erziehung (VBE) das Kultusministerium in Hannover zum Handeln...

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Berlin/Hannover (dpa/lni) - Angesichts von immer mehr gewaltsamen Übergriffen auf Lehrer hat der Verband Bildung und Erziehung (VBE) das Kultusministerium in Hannover zum Handeln aufgefordert. Konsequenzen beim Ausbau der Präventionsangebote oder der Opferbegleitung seien bisher ausgeblieben, heißt es in einem VBE-Artikel. In dem Text, der zunächst in der Verbandszeitschrift erschien, fordert die Gewerkschaft einen konsequenten Ausbau der Schulsozialarbeit.

Der VBE stellte am Donnerstag bei einer Online-Pressekonferenz Ergebnisse einer repräsentativen Forsa-Befragung im Januar und Februar dieses Jahres vor. Demnach nahm die Zahl der Schulleiter deutlich zu, die von körperlichen oder verbalen Angriffen auf Lehrer in ihrer Einrichtung berichten. Jede dritte Schulleitung (34 Prozent) in Deutschland gab an, dass es in den vergangenen fünf Jahren an ihrer Einrichtung zu Fällen kam, in denen Lehrer körperlich angegriffen wurden. Bei der gleichen Befragung 2018 hatten sich noch 26 Prozent der Schulleiter so geäußert.

Deutlich mehr Schulen berichteten im Vergleich zu 2018 auch von Beschimpfungen, Drohungen, Beleidigungen, Belästigungen oder Mobbing gegen Lehrkräfte. 61 Prozent gaben an, es habe in den vergangenen Jahren entsprechende Fälle gegeben; 2018 sagten das 48 Prozent. Die Zahl der Befragten, die von Angriffen und Belästigungen über das Internet berichteten, nahm ebenfalls zu (32 Prozent; 2018: 20 Prozent).

„Es ist erschütternd, wie stark die Zahlen gestiegen sind. Zumal die Kultusministerien öffentlich stets versichern, dass es sich nur um Einzelfälle handelt“, sagte der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann am Donnerstag. Aus Sicht des niedersächsischen Landesverbandes fehlen Schulpsychologen für die Schulberatung und Opferbegleitung. Mit etwa 15 000 Schülern und 1000 Lehrern pro Schulpsychologen sei Niedersachsen bundesweit schon lange Schlusslicht.

Bereits die jüngsten Zahlen des Landeskriminalamtes (LKA) von Mai 2020 ergaben ein ähnliches Bild wie die nun veröffentlichte Forsa-Befragung. Auch den LKA-Daten zufolge sind niedersächsische Lehrer immer häufiger gewaltsamen Übergriffen ausgesetzt. 2019 wurden laut Kriminalitätsstatistik 362 von ihnen zum Opfer. In den beiden Jahren zuvor lag der Wert deutlich niedriger (2018: 322; 2017: 229).

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