Dresden:Rücktritt in der Bildungskrise: Kurth nennt private Gründe

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Dresden (dpa/sn) - Sachsens Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) ist zurückgetreten. Am Freitagmorgen habe sie ihm ihren Entschluss, künftig nur noch für ihre Familie da sein zu wollen, mitgeteilt, sagte Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU). Dass sie nicht die gesamte Legislaturperiode zur Verfügung stehen würde, hätte sie ihm bereits frühzeitig mitgeteilt. "Daher kommt der Schritt für mich grundsätzlich nicht überraschend."

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Dresden (dpa/sn) - Sachsens Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) ist zurückgetreten. Am Freitagmorgen habe sie ihm ihren Entschluss, künftig nur noch für ihre Familie da sein zu wollen, mitgeteilt, sagte Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU). Dass sie nicht die gesamte Legislaturperiode zur Verfügung stehen würde, hätte sie ihm bereits frühzeitig mitgeteilt. „Daher kommt der Schritt für mich grundsätzlich nicht überraschend.“

Wer sie kenne, wisse, dass sie nicht hinwerfe, schrieb Kurth, die seit langem wegen des Lehrermangels in der Kritik stand, in ihrem Blog. Und sie „gehe auch nicht im Groll“. „Aber jetzt ist es für mich Zeit zu gehen. Es sind allein persönliche Gründe, die mich zu diesem Schritt bewegen.“ Kurth war seit 2012 Kultusministerin in Sachsen.

„Ab einem bestimmten Alter sollte man sich fragen, wie man seinen Lebensabend verbringen möchte“, schrieb die 63-Jährige. „Mir war immer klar, dass ich ab einem bestimmten Zeitpunkt für meine Familie da sein möchte.“

Tillich würdigte die Energie und Leidenschaft, mit der sich Kurth für die sächsischen Schulen und die Bildung im Land stark gemacht habe. „Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler liegen ihr genauso am Herzen wie die frühkindliche Bildung durch Erzieherinnen und Erzieher.“ Nach den Herbstferien werde er einen Nachfolger vorstellen und berufen.

Der Koalitionspartner SPD zeigte sich überrascht vom Rücktritt. Generalsekretärin Daniela Kolbe machte die Vorgängerkoalition aus CDU und FDP dafür verantwortlich und sprach von einer „Konsequenz verfehlter schwarz-gelber Bildungspolitik“. „Trotz aller Unterschiede in der Bildungspolitik haben wir gemeinsam versucht, die Probleme an Sachsens Schulen zu lösen“, sagte Fraktionschef Dirk Panter.

Kurth sei es nicht gelungen, den Anforderungen an eine ausreichende Personalausstattung im Lehrerbereich gerecht zu werden, monierte die Linken-Bildungsexpertin Cornelia Falken. „Mit der Novelle des Schulgesetzes und den alljährlichen Zitterpartien um die Schuljahresvorbereitung hat die Kultusministerin immer mehr Eltern und Lehrkräfte gegen sich aufgebracht.“ Deshalb sei sie nach dem desaströsen CDU-Bundestagswahlergebnis nicht mehr haltbar gewesen.

Kurth habe „jahrelange Fehlentscheidungen der sächsischen Bildungspolitik auszubaden“ gehabt, sagte auch die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Petra Zais. „Das tat sie engagiert − aber mit zunehmender Dauer ihres Ministeramts auch mehr und mehr glücklos.“

Schon Kurths Vorgänger Roland Wöller (CDU) war 2012 im Streit mit Tillich um die Finanzierung von Lehrerstellen zurückgetreten.

Kurths Rücktritt gleiche „eher einer Flucht als einem Plan und spricht Bände, nicht nur über den Zustand der schwarz-roten Landesregierung insgesamt“, erklärte FDP-Landeschef Holger Zastrow. „Offenbar kapitulieren die Verantwortlichen in CDU und SPD angesichts massenhafter Stundenausfälle, wachsenden Lehrermangels und viel zu langsamen Fortschritten in der Lehrerausbildung vor den Herausforderungen“.

Karin Wilke von der AfD warf Kurth vor, selbst für sich einen Ruhestand mit 63 in Anspruch zu nehmen, während sie die Lehrkräften längere Lebensarbeitszeiten abverlange. „Wasser predigen und Wein trinken - das geht nicht.“

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