Umstrittener Partysong:Der Oberbürgermeister tanzt mit

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Seit die Stadt Würzburg den Ballermann-Hit auf dem Kiliani-Volksfest verboten hat, herrscht im Internet große Aufregung. Jetzt stellte sich heraus, dass auch OB Christian Schuchardt im Bierzelt zu "Layla" gefeiert hat.

Von Simone Kamhuber

Am Montag gab die Stadt Würzburg bekannt, dass der Malle-Song "Layla" auf dem Würzburger Kiliani-Volksfest nicht mehr gespielt werden darf. Der Text sei sexistisch und habe deswegen im Bierzelt nichts zu suchen, so die Kritik. Seitdem wird gerade in den sozialen Netzwerken lang und breit über den Ballermann-Hit diskutiert: Ist die Entscheidung berechtigt oder übertrieben? Ist es normales Party-Gegröle, die Prostituierte Layla als "schöner, jünger, geiler" zu besingen? Oder wird Sexarbeit damit verharmlost? In all dem Stimmengewirr taucht nun auch noch ein Video auf, in dem ausgerechnet Christian Schuchardt, Oberbürgermeister Würzburgs, zu "Layla" ausgelassen im Bierzelt feiert.

Der Ausschnitt zeigt den OB am Eröffnungsabend des Kiliani-Volksfests. Nur zehn Tage später boykottierte seine Stadt das Lied. "Außer auf Kiliani höre ich keine Ballermann-Musik. Die Liedlisten der Bands sind mir auch nicht bekannt", sagte Schuchardt, als der BR ihn mit dem Video konfrontierte. Den vollständigen Liedtext habe er in der Festzeltatmosphäre auf jeden Fall nicht bewusst wahrgenommen und im Nachhinein erst googeln müssen. Hinter der Entscheidung, "jede Art von rassistischem, sexistischem oder extremem Liedgut" auf städtischen Veranstaltungen zu untersagen, stehe er nach wie vor, so Schuchardt. Die Entscheidung im Würzburger Stadtrat entstand im Kontext des Donaulieds, ebenfalls jahrelanger Partyhit. Dessen Text handelt von einer Frau, die im Schlaf vergewaltigt wird. Der Süddeutschen Zeitung sagte Schuchardt: "Auch die aktuelle breite Diskussion darüber, was geht und was nicht geht, finde ich wichtig und richtig. Wann ist ein Lied frauenverachtend und in welchem Umfang befördert ein Veranstalter durch Passivität oder falsche Toleranz Sexismus?" Auch ein öffentlicher Veranstalter eines Familien-Volksfestes müsse sich solche Fragen stellen.

Bad publicity is better than no publicity? Für Layla und damit für das Label Summerfield Records jedenfalls bringt die bundesweite Debatte seit Montag ordentlich Klicks. Der Song knackte seit dem Aufruhr die Vier-Millionen-Marke.

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